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Erzbistum Paderborn
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Miteinander am Herd und Tisch

Das Jugendzentrum „magda“ in Berlin-Lichtenberg baut soziale Brücken durch gemeinsames Kochen und ist das Beispielprojekt der Erstkommunionaktion des Bonifatiuswerkes

Julia Endres trägt eine Beanie-Mütze, hält ein Stück Kreide in der Hand, zeichnet damit eine Tabelle an die Tafel hinter sich und blickt dann in die Runde von mehr als einem Dutzend Kindern und Jugendlichen. Keine schulischen Aufgaben stehen an, wenn nun Finger in die Höhe gehen. „Ich will einkaufen gehen“, ruft eine Stimme. „Ich kann beim Schneiden helfen“, eine andere und Endres schreibt die Namen zu den jeweiligen Stimmen in die Tabelle an der Tafel. „Wer hilft mit beim Aufräumen, da brauchen wir noch Leute“, fragt Endres in die Runde.

Der Nachmittag im „magda“ beginnt mit der Aufgabenverteilung, denn wie jeden Tag steht das gemeinsame Kochen an. „Für uns ist das Essen ein sozialer Klebstoff“, sagt Endres, die Leiterin des „magda“, während schon ein Teil der Gruppe zum Einkaufen in den Supermarkt gegangen ist. „Damit können wir mit den Kids gemeinsam eine Beziehung aufbauen.“ Das „magda“ ist ein Jugendzentrum der katholischen Caritas in Berlin-Lichtenberg und als solches eine offene Freizeiteinrichtung.

„Das bedeutet, Jugendliche können in ihrer Freizeit ganz ohne Anmeldung und ohne irgendeine Voraussetzung herkommen“, erklärt die studierte Sozialwissenschaftlerin. Vor Ort erwarten sie Kicker, Billard, ein Raum zum „Abhängen“, aber auch Betreuung bei Hausaufgaben oder Bewerbungen, in den Ferien verschiedene Ausflüge und eben eine warme Mahlzeit. Wobei das „magda“ kein Restaurant sei, wo die Kids etwas bestellen können und es fertig vorgesetzt bekommen, ergänzt Endres.

Erstkommunionaktion 2025 des Bonifatiuswerkes

Die Erstkommunion ist für viele katholische Kinder ein bedeutendes Glaubensfest: Die Gemeinschaft (lat. Communio) mit Jesus Christus und der Gemeinde wird mit der ersten heiligen Kommunion vertieft. Die Vorbereitung darauf unterstützt das Bonifatiuswerk seit über 100 Jahren mit Materialien und Impulsen.

2025 steht die Aktion unter dem Motto „Bei mir werdet ihr gestärkt!“ – inspiriert von der Einladung Jesu an seine Jünger: „Kommt her und esst!“ (Joh 21,12). Das Motiv der Aktion zeigt, dass Jesus alle einlädt, sich von ihm stärken zu lassen – gerade auch dann, wenn das Leben schwerfällt.

Das Bonifatiuswerk stellt umfangreiche Materialien für Gemeinden, Eltern und Erstkommunionkinder bereit: Plakate, Begleithefte, Gottesdienstvorschläge, Spendenboxen und kindgerechte Impulse. So wird die Vorbereitung zur Erstkommunion lebendig und vielfältig.

Mit der Aktion „Mithelfen durch Teilen“ spenden Kommunionkinder für Projekte, die Kindern in Not helfen – zum Beispiel das Caritas-Jugendzentrum „magda“ in Berlin.

Infos und Materialien unter:

Kreative Küche im Jugendzentrum

„Unser Anspruch ist, dass wir gemeinsam machen. Denn gerade mit neuen Kids kann man durch das Kochen am allerleichtesten in Kontakt kommen“, weiß die Einrichtungsleiterin. „Eine Herausforderung ist es, etwas zu finden, worauf die Jugendlichen Lust haben.“ Denn das „Tagesmenü“ wird gemeinsam bestimmt. Was aber nicht bedeutet, dass täglich Pommes oder Pizza auf dem Plan stehen. Ausgewogene Ernährung sei eine Leitlinie, Gemüse – im Sommer aus dem eigenen „magda“-Garten – gehöre da schon auf den Teller, ergänzt Felix Scheel. Auch bei den Burgern, die heute gebraten werden.

Der Erzieher steht bereits mit Schürze an der Kochinsel, während eine Gruppe von Jugendlichen die eben eingekauften Lebensmittel verarbeitet: Der Salat wird gewaschen und Zwiebeln und Gurken in Scheiben geschnitten. Es geht auch darum, kochen zu lernen, sagt Scheel. „Dazu gehören aber auch Schneidekompetenzen oder woran man erkennt, dass bestimmte Dinge fertig sind. Wie lange man Nudeln kocht. Einfach, dass man gemeinsam diese Prozesse durchläuft“, ergänzt „magda“-Leiterin Endres.

Als das Gemüse und auch die Brötchen von den Jugendlichen geschnitten sind, kann das Braten beginnen. Dennoch dauert es seine Zeit, bis alle „Frikadellen“ einmal in der Pfanne waren und die Jugendlichen sich gemeinsam an den Tisch setzen können. Die Zeit, die vom Einkaufen über das Zubereiten bis hin zum fertigen Essen vergeht, habe auch eine pädagogische Funktion.

"Essen ist ein sozialer Klebstoff."

Pädagogische Aspekte und Teamarbeit in der Küche

„Uns geht es ja nicht nur darum, dass jemand, der Hunger hat, ihn gleich gestillt bekommt, sondern auch zu vermitteln, dass es auch mal länger dauern kann“, sagt Endres. Das bedeute, wenn jemand um 14.00 Uhr kommt und sich zum Essenmachen verpflichtet, dann muss er oder sie bis 18.00 Uhr oder länger bleiben, um auch am Tisch zu sitzen. Denn so lange dauere manchmal der gesamte Prozess. Hungrige Kinder seien keine Seltenheit im „magda“, sagt Endres. „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Kids, wenn sie zu uns kommen, was gegessen haben oder eine Alternative haben, wo sie was essen können.“

In Lichtenberg leben viele einkommensschwache Menschen. Hier öffnete „magda“ 1997, damals noch zwischen hohen Plattenbauten in der Magdalenenstraße, seine Pforten. 2016 konnte die Einrichtung in einen modernen Holzbungalow ziehen, unweit von Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften. Lichtenberg ist ein sozialer Brennpunkt, berichtet Endres. Zwar gebe es hier alle Gesellschaftsschichten, aber eben auch viele mit sozialen und ökonomischen Schwierigkeiten. Auch ist der Anteil an Bürgergeld-Empfängern hoch, zahlreiche zerrüttete Familien und Alleinerziehende leben in den Plattenbauten des Ostberliner Bezirks.

Sozialer Ankerpunkt „magda“ im Brennpunkt Lichtenberg

Ihr Kollege Scheel veranschaulicht das Thema Kinderarmut: Gerade im Winter kommen manche „magda“-Jugendlichen mit ausgelatschten Schuhen oder löchrigen und kaputten Jacken, weil das Geld für eine Neuanschaffung fehle. „Ich war schockiert, manchmal kann man durch den löchrigen Schuh die Socken sehen“, sagt der Erzieher. Und so kämen viele Kinder mit großem Hunger in die Einrichtung, weil keine Pausenbrote geschmiert wurden oder zu Hause kein Geld für Schulessen da ist. „Manche Jugendliche kommen dann richtig blass zu uns“, beobachtet Scheel, während die ersten Burger-Bratlinge fertiggebraten sind und die Jugendlichen dann endlich ihre Burger mit Salat, Zwiebeln oder Gurken belegen.

Bei Arijana sind es zusätzlich Oliven, die auf den Burger kommen. Die Zwölfjährige lebt mit ihrer Mutter und dem Bruder unweit vom „magda“ und ist häufig in dem Jugendclub. „Ich mag es hier zu chillen, zu kickern oder einfach mal Quatsch zu machen“, sagt die Sechstklässlerin. Zu ihren Hobbys zählt sie das Kochen, sie schaut sich dann Youtube-Tutorials an und kocht Gerichte nach, sagt Arijana. Oft koche sie auch „so freestyle“. Die ein Jahr ältere 13-jährige Emily hört das trotz aufgesetzter Ohrhörer und nickt. Auch für sie ist Kochen eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, gerade auch, weil sie in einer therapeutischen Wohngruppe statt bei ihren Eltern wohnt. „Hier lernt man viele kleine Tricks, die ich nicht kannte“, sagt die Teenagerin. „Ich wusste nicht, dass man Kartoffeln in Salzwasser kocht oder welche Gewürze zu welchem Gericht passen.“

Das „magda“ sei ein „Freizeitort, in dem ich meine Leute treffe und, wenn ich will, über Probleme sprechen kann“, sagt sie und hat eine besondere Erfahrung durch das Kochen gemacht: Als sie sich mit ein paar Jugendlichen aus dem „magda“ nicht verstanden hat, sollte sie mit ihnen in der Gruppe kochen. „Dann fingen wir an, über alle möglichen Themen zu sprechen und merkten, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten“, sagt Emily. „Jetzt verstehen wir uns besser.“ Die Worte von „magda“-Leiterin Endres wurden Wirklichkeit: „Essen ist ein sozialer Klebstoff.“

von Markus Nowak, Bonifatiuswerk

3 Fragen zur Erstkommunionaktion 2025

mit Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes

Frage

Was bedeutet das Leitwort „Kommt her und esst!“ für die Erstkommunionkinder?

Monsignore Georg Austen

Diese Worte Jesu sind eine Einladung, sich als (Mahl-)Gemeinschaft zu erleben. Das gemeinsame Mahl ist für uns Christen weit mehr als eine bloße Nahrungsaufnahme. Vor allem in der Eucharistiefeier wird deutlich, dass sich hier Begegnung zwischen Gott und Mensch zeigt. „Kommt her und esst!“ als Leitwort der Erstkommunionaktion sagt aus, dass die Kinder eingeladen sind, Gott in besonderer Art und Weise zu begegnen, wenn Jesus in den Gaben von Brot und Wein mitten unter uns ist. Es sagt aus, dass Jesus Christus sie auf den Wegen ihres Lebens, bei Erfolgen und Misserfolgen, begleitet. Erstkommunionkinder bejahen, dass sie Teil der Gemeinschaft sein wollen und werden mit dem Empfang der Erstkommunion in intensiverer Weise Teil der Gemeinde.

Frage

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in der Vorbereitung auf die Erstkommunion?

Austen

Die Vorbereitung auf die Erstkommunion ist für viele Kinder die erste intensive Begegnung mit den Inhalten unseres Glaubens sowie der Kirchengemeinde vor Ort. Dass viele Kinder mit der Erstkommunionvorbereitung auf diese Weise mit der Kirche in Berührung kommen, ist aber auch eine große Herausforderung. Wir müssen heute neue und andere Formen der Glaubensbildung in neuen katechetischen Wegen angehen. Auch die Lebenskontexte der Kinder sind einzubeziehen; Familien, Eltern, Alleinerziehende, Paten oder Geschwister. Vor allem muss geschaut werden, welche Anknüpfungspunkte es für die Kinder nach dem Fest der Erstkommunion gibt.

Frage

Was wünschen Sie den Erstkommunionkindern jetzt und für ihren zukünftigen Lebensweg?

Austen

Ich wünsche den Erstkommunionkindern, dass sie die Erfahrung von tragenden und verlässlichen Beziehungen machen. Ich wünsche ihnen, dass sie das Evangelium als frohe Botschaft und Orientierung für ihr Leben entdecken und sich willkommen wissen in der Glaubensgemeinschaft.

von Simon Helmers, Bonifatiuswerk

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