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Erzbistum Paderborn
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Prozession zu Fronleichnam in Paderborn 2022© Ronald Pfaff / Erzbistum Paderborn

Fronleichnam - Ein Feiertag für die Eucharistie

Prozessionen mit Baldachin und Blaskapelle – Fronleichnam ist vielleicht der sichtbarste katholische Feiertag. Doch was hat es damit auf sich? Und wo ist an Fronleichnam frei?

An Fronleichnam feiert die katholische Kirche die Einsetzung des Altarsakramentes. Mit anderen Worten: Sie feiert, dass Jesus Christus im gewandelten Brot und Wein dauerhaft gegenwärtig ist. Damit ist Fronleichnam einer der wichtigsten Feiertage im Kirchenjahr. Wie Weihnachten, Ostern, Christi Himmelfahrt oder Pfingsten hat es den Rang eines Hochfestes. Typisch für das katholische Fest sind Prozessionen, bei dem der Leib Christi in einer goldenen Monstranz mitgeführt wird. Mancherorts legt man außerdem Blumenteppiche.

Der Ursprung von Fronleichnam

Am Anfang der Geschichte von Fronleichnam steht eine Frau: Juliana von Lüttich (um 1193-1258). Die Augustinerchorfrau hat über Jahre hinweg Visionen. In ihnen erscheint ihr der Vollmond, der an seinem Rand einen dunklen Fleck aufweist. Das wird ihr dahingehend gedeutet, dass der Mond das Kirchenjahr mit seinem Festkalender repräsentiere – und der Fleck ein bisher fehlendes Fest für die Eucharistie. In Lüttich werden Julianas Visionen so populär, dass der Bischof 1246 ein Sakramentsfest einführt. Der aus Lüttich stammende Papst Urban IV. schreibt das Fest dann 1264 für die ganze Kirche vor.

Leib Christi sehen

Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts finden an Fronleichnam Prozessionen statt. Vorbild dafür sind die in der Volksfrömmigkeit sehr wichtigen Flurumgänge – Bittprozessionen, bei denen der Leib Christi durch die Straßen und über die Felder getragen wird. An vier extra dafür aufgebauten Altären spendet der Priester den sakramentalen Segen in alle vier Himmelsrichtungen.

Bei den ersten Prozessionen – frühe Beispiele finden sich etwa in St. Gereon in Köln und in St. Godehard in Hildesheim – transportiert man den Leib Christi in einem kleinen Gefäß, der Pyxis. Mit der Zeit wird es für die Gläubigen aber immer wichtiger, den Leib Christi wirklich zu sehen. Weshalb kostbare Schaugefäße, die Monstranzen (von lateinisch „monstrare“, „zeigen“), aufkommen. Bis heute setzt man sie an Fronleichnam ein.

Realpräsenz

Jesus Christus ist nach der Wandlung in Brot und Wein real anwesend – das ist keine einfache Vorstellung. Erklären kann man sie sich mit Hilfe der Lehren des antiken Philosophen Aristoteles (4. Jahrhundert vor Christus). Er unterscheidet zwischen der materiellen Beschaffenheit einer Sache und ihrer „Substanz“, also ihrem Wesen – und diese Substanz kann sich ändern. Mit der Wandlung behalten die Gaben am Altar also ihre materielle Beschaffenheit als Brot und Wein, ihr Wesen ist nun aber ein anderes: In ihnen ist Jesus Christus real präsent und erfahrbar.

Wie sieht Fronleichnam heute aus?

Die klassische Form der Fronleichnamsfeier wird in vielen Gemeinden nach wie vor gepflegt: Das Fest beginnt mit einem Gottesdienst in der Kirche, dann folgt die Prozession zu den vier Stationsaltären. Dort wird jeweils gebetet, aus den Evangelien gelesen und der Segen mit der Monstranz erteilt. Am Ende geht es zurück in die Kirche und der Gottesdienst findet seinen Abschluss. Häufig begleitet eine Blaskapelle oder ein Musikzug die singenden Gläubigen. Über dem Priester mit der Monstranz wird ein Baldachin getragen.

Gemeinsamer Gottesdienst

Aufgrund der Veränderungen im kirchlichen Leben, gibt es aber auch verkürzte oder veränderte Formen des Festes: Mancherorts reduziert man die Zahl der Stationsaltäre, um die Wegstrecke zu verkürzen. In Pfarreien oder Pastoralverbünden mit mehreren Gemeindekirchen wird es praktiziert, dass die Gläubigen aus ihren einzelnen Gemeinden zu einer zentral gelegenen Kirche kommen. Dort wird dann gemeinsam der Beginn des Gottesdienstes gefeiert, danach ziehen die einzelnen Gruppen in Prozessionen sternförmig zu ihren Gemeindekirchen, wo das Fest seinen Abschluss mit dem Segen findet.

Der Himmelträger von Niedermarsberg

An Fronleichnam ist der Himmel unterwegs – allerdings ein ganz besonderer. „Himmelträger“ Bernd Follmann aus Niedermarsberg erzählt.

© lorenza62 / Shutterstock.com
© lorenza62 / Shutterstock.com

Blumenteppiche zu Fronleichnam

Wie in vielen Teilen Deutschlands ist es auch im Erzbistum Paderborn an einigen Orten Brauch, zu Fronleichnam Blumenteppiche auszulegen. Dazu sammelt man im Vorfeld Rasenschnitt und bunte Blüten und legt sie am Morgen des Fronleichnam entlang des Prozessionsweges oder an den Stationen zu kunstvollen Bildern. Der Brauch ist im Erzbistum Paderborn vor allem im Sauerland und Siegener Land bekannt.

Früher war es üblich, den ganzen Weg, den der Priester mit der Monstranz geht, mit Blumen auszulegen – damit das Allerheiligste nicht den profanen Boden berühren muss. Das geht auf alttestamentarische Vorbilder zurück, einem herannahenden König Blumen auf den Weg zu streuen. Und auch Jesu Einzug in Jerusalem klingt hier an: „Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.“ (Mt 21,8).

 

Warum feiert man Fronleichnam nicht an Gründonnerstag?

Laut biblischer Überlieferung findet die Einsetzung des Altarsakramentes am Gründonnerstag statt. So schreibt etwa der Evangelist Lukas: „Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach es und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ (Lk 22,19f.).

Damit käme eigentlich der Gründonnerstag als Feiertag für die Eucharistie in Frage. Aber am gleichen Abend, an dem das Abendmahl stattfindet, wird Jesus auch verraten und gefangen genommen, sein Leiden und Sterben stehen unmittelbar bevor – kein guter Termin für ein Freudenfest.

Real erfahren

Der Freude über die Einsetzung der Eucharistie gibt deshalb das Fronleichnamsfest Raum. An diesem Tag können Katholikinnen und Katholiken den neuen Bund, den Jesus Christus zwischen Gott und den Menschen geschlossen hat, feiern. Und dass er in den Sakramenten dauerhaft bei den Menschen bleibt und sie ihn in der Kommunion real erfahren dürfen.

Fronleichnam die häufigsten Fragen und Antworten

Fronleichnam wird am 60. Tag nach Ostersonntag gefeiert – das heißt, sein Datum ist ebenso „beweglich“ wie das des Osterfestes. In der Regel liegt der Termin zwischen dem 21. Mai und dem 24. Juni. Wer im Kalender nach Ostern nicht bis 60 zählen mag, kann sich auch merken: Fronleichnam ist der zweite Donnerstag nach Pfingsten oder der erste Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag (Trinitatis).

2023 wird Fronleichnam am 8. Juni begangen.

Fronleichnam hat nichts mit Leichen zu tun, im Gegenteil. Der Name ist eine Zusammensetzung aus den beiden mittelhochdeutschen Worten „vrōn“ („Herr“) und „līcham“ („lebendiger Leib“). Es ist also eine Übersetzung der lateinischen Bezeichnung des Festes: „Corpus Christi“ („Leib des Herrn“).

Die offizielle kirchliche Bezeichnung des Festes wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) erweitert. Sie lautet jetzt „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ und umfasst damit das Altarsakrament in seiner vollen Gestalt.

Weil Fronleichnam ein katholisches Fest ist, ist der Tag nur in den sechs katholisch geprägten Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag. Das heißt: An Fronleichnam haben die Menschen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland frei.

In allen anderen Bundesländern ist Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag. Die Kirche feiert das Fest dort am darauffolgenden Sonntag.

Eine Sonderregelung gibt es für die überwiegend katholisch geprägten Regionen Sachsens und Thüringens. In den sorbischen Gebieten Sachsens und im thüringischen Landkreis Eichsfeld, in den Eichsfelder Ortschaften des Unstrut-Hainich-Kreises und in Teilen des Wartburgkreises ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag.

Protestantische Christinnen und Christen feiern Fronleichnam nicht. Der Grund dafür liegt in einem anderen Verständnis der Eucharistie beziehungsweise des Abendmahls. Katholische Gläubige glauben daran, dass Brot und Wein sich in Leib und Blut Christi verwandeln und es auch nach dem Gottesdienst dauerhaft bleiben. Protestanten lehnen das ab.

Lutherische Protestanten gehen von einer Realpräsenz der Gaben am Altar während des Gottesdienstes aus, aber sehen darin keine dauerhafte Wandlung der Substanz. Brot und Wein bleiben, was sie sind. Reformierte Protestanten gehen einen Schritt weiter und sehen in Brot und Wein nur noch Symbole. Insgesamt spielt bei den verschiedenen protestantischen Strömungen der Erinnerungsaspekt des Abendmahls eine größere Rolle: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19).

Früher war das Fronleichnamsfest Anlass für heftige Auseinandersetzungen zwischen katholischen und evangelischen Gläubigen – das ist längst einem toleranten Umgang miteinander gewichen. In einigen Gemeinden ist es üblich, an einem der Stationsaltäre für die Einheit der Christen zu beten.

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