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Erzbistum Paderborn
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Menschen halten Hände© fizkes / Shutterstock.com

Die Sorge der Kirche um den Menschen

Die katholische Kirche betont, dass das Menschsein mit der Zeugung an beginnt und sich nicht erst entwickelt. Die Menschenwürde ist universell und unbedingt, somit wird der Schutz des Lebens in allen Phasen gefordert.

Für die katholische Kirche spielen die Überlegungen zum Umgang des Menschen mit sich selbst in der Frühphase seiner Existenz eine besondere Rolle. Nicht nur in der Frage der Beendigung des Lebens eines ungeborenen Kindes beim Abbruch einer Schwangerschaft, sondern auch in einigen biomedizinischen Verfahren wie der verbrauchenden Embryonenforschung oder der Präimplantationsdiagnostik geht es um das Leben eines gezeugten Kindes. Die frühe embryonale Phase der menschlichen Existenz soll dem Zugriff der Forschung oder anderen Zielen zur Verfügung stehen. Das gezeugte Kind kommt damit in die Situation, nur als verfügbares Objekt oder biologisches Material gesehen zu werden, das also entsprechend „verbraucht“, das heißt getötet werden darf. Diese Position wird von den Befürwortern eines sogenannten „abgestuften Lebensrechtes“ juristisch und philosophisch zu untermauern versucht. Dabei spielen die zeitliche und körperliche Entwicklung des Kindes eine zentrale Rolle. Hier kommen dann unterschiedliche Kriterien zum Zuge wie die Einnistung in die Gebärmutter, die Entwicklung des Hirnstammes und die dadurch gegebene Empfindungsfähigkeit, oder sogar erst die Geburt. Erst mit Erreichen dieser – jeweils unterschiedlichen – Entwicklungsschritte soll dann der rechtliche Schutz des Lebens gewährleistet sein.

Der Mensch ist immer Mensch

Einem solchen Menschenbild widerspricht die Kirche mit Blick auf die moderne Biologie und die Erkenntnisse der Genetik: Ein Kind entwickelt sich nicht erst zum Menschen, sondern in jeder Phase seiner Existenz als Mensch! Denn das Menschsein beginnt mit der Zeugung, also der Verschmelzung von weiblicher Eizelle und männlicher Samenzelle. Gerade in der Diskussion um das Lebensrecht von Embryonen begegnet immer wieder die Vorstellung, dass Embryonen keine Kinder seien. Das ist eine Idee, die auf Ernst Häckel und sein sogenanntes biogenetisches Grundgesetz aus dem Jahre 1866 fußt. Er behauptete damals, dass unsere Seinswerdung eine Wiederholung der stammesgeschichtlichen Entwicklung sei. Unsere Existenz würde sozusagen als Urtierchen beginnen und entwickelt sich dann über die verschiedenen Stadien hin zum Säugetier und schließlich zum Menschen. Das ist sicher eine beeindruckende Idee. Aber die heutigen Erkenntnisse der Genetik widerlegen eine solche Annahme nachweislich. Der Mensch beginnt durch seine genetische Ausstattung immer als Mensch, er „entwickelt“ sich nicht zum Menschen. Weil das von Anfang an gegebene Menschsein geachtet werden muss, deshalb kann es keine Zugriffsrechte auf Embryonen geben. Der Katholische Erwachsenenkatechismus (Bd. 2, 1995, Seite 289) betont daher: Wir haben es von der Zeugung an mit dem Leben eines Menschen in seiner ersten Lebensgestalt zu tun, in der alle späteren Stadien angelegt sind. Dieses ist somit weder „ein vormenschliches Etwas“ noch „ein Teil der Mutter ,noch ein „Implantationsprodukt“ noch ein „werdendes Leben“.

Menschenwürde ist keine abstufbare Qualität

Somit betont die Kirche die Achtung der Menschenwürde bereits für das vorgeburtliche Leben eines jeden Menschenkindes und das damit gegebene Recht auf sein Leben. Denn Menschenwürde gibt es nicht in abstufbaren Qualitäten, es gibt hier kein mehr oder weniger an Menschenwürde. Ihre zentralen Kriterien sind die Universalität und die Unbedingtheit. Das heißt: Menschenwürde kommt jedem Menschen unabhängig von seiner Entwicklung, seiner gesundheitlichen Verfasstheit oder anderen Merkmalen zu. Sie gilt tatsächlich universal. Und sie ist unbedingt, also ohne Bedingungen gültig. Sie ist kein Ergebnis von Abwägungsprozessen oder könnte in der einen oder anderen Weise irgendwie verhandelt werden in dem Sinne, dass Menschenwürde von bestimmten Eigenschaften abhängig gemacht werden könnte. Kernpunkt der Menschenwürde ist das Dasein um seiner selbst willen. Von daher plädiert die Kirche für den prinzipiellen Schutz des Lebens in all seinen Lebensphasen: „Gegenüber dem Recht auf Leben, das sich im Anspruch auf Nichtzerstörung der biologischen Lebensbedingungen, d. h. der Unverletzbarkeit des Leibes durch andere manifestiert, kann es keinen Unterschied unter den Menschen geben.“ (Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Theologie der Personwürde des Menschen, in: Zeitschrift für medizinische Ethik, 48 [2002] Seite 267).

  • SEKRETARIAT DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ und KIRCHENAMT DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND (Hrsg), Gott ist ein Freund des Lebens. Herausforderungen und Aufgaben beim Schutz des Lebens, Bonn 1991
  • SEKRETARIAT DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ (Hrsg.): Mensch von Anfang an. Bilderkalender zur vorgeburtlichen Entwicklung (mit Bildern des Fotografen Lennard Nilson)
  • SEKRETARIAT DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ (Hrsg.): Der Mensch – sein eigener Schöpfer? Zu Fragen von Gentechnik und Biomedizin, Bonn 2001
  • SEKRETARIAT DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ / KIRCHENAMT DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND (Hrsg.): Von Anfang an das Leben wählen statt auswählen, Bonn/ Hannover 2002
  • Papst Johannes Paul II.: Enzyklika Evangelium vitae – über den Wert und die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 120, Vatikanstadt 1995
  • Instruktion Donum Vitae der Kongregation für die Glaubenslehre über die Achtung vor dem beginnenden menschlichen Leben und die Würde der Fortpflanzung. Antworten auf einige aktuelle Fragen, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 74, Vatikanstadt 1987
  • Instruktion Dignitas Personae über einige Fragen der Bioethik, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 183, Vatikanstadt 2008
  • ROSENBERGER Michael, Ein Du vom ersten Moment. Der Personenstatus des Embryos als notwendige Zuschreibung, in: Stimmen der Zeit 129 (2004) 665-674
  • Jonathan und Melanie Loos, Lebenswert. Wann beginnt Leben? CLV 2021, Kostenloser Download: https://clv.de/Lebenswert/256400?affiliateCode=download-redirect&campaignCode=256400&redirect=true
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