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Mensch und Ethik müssen zusammenpassen

„Auf eine Kaffeelänge mit…“ Hannes Groß, neuer Direktor des Instituts für christliche Organisationskultur (I-C-O) in Dortmund

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn, um die Vielfalt der engagierten ehrenamtlich oder hauptberuflich tätigen Menschen abzubilden. Denn für den Glauben, die katholische Kirche und für das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ehrenamtlich tätigen Menschen sprechen 1000 gute Gründe. Wir möchten von ihnen erzählen, indem wir auch das Gute zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig unser katholisches Glaubensleben ist. Diesmal haben wir uns mit Hannes Groß, neuer Direktor des Instituts für christliche Organisationskultur (I-C-O) in Dortmund, getroffen.

Von der großen Terrasse fällt der Blick auf die mehr als 800 Jahre alte Brackeler Kirche. Direkt neben der Kirche befindet sich die Kommende Dortmund, das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn, und unter dessen Dach sind die Räume des Instituts für christliche Organisationskultur untergebracht. Hannes Groß, der neue Direktor, schätzt die Möglichkeit, vom Besprechungsraum aus direkt nach draußen gehen zu können. Der Schwabe lebt noch nicht lange in Dortmund, stellte aber bereits fest, dass er hier nicht der einzige mit schwäbischen Wurzeln ist, worüber er sich freut.

Gefragter Redner

Wenn der erst 30-Jährige seinen beruflichen und akademischen Werdegang beschreibt, ist schon ein Teil des Kaffeebechers geleert: Studium der Katholischen Theologie und der Philosophie an den Universitäten Tübingen, Rom (Gregoriana), Regensburg und Ingolstadt-Eichstätt, berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftsethik und der Medizinethik in Freiburg im Breisgau, Zusatzstudien in den Fachrichtungen Rhetorik, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, außerdem am Welt-Ethos Institut in Tübingen und an der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg. Hannes Groß ist darüber hinaus Dozent für Medizinethik und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesverband für Kinderhospiz e.V., Dozent und Berater für Berufsethik bei der Polizei Baden-Württemberg und als Redner für ethische Vorträge und Statements sehr gefragt.

Von 2018 bis 2022 war er Akademischer Mitarbeiter und Assistent von Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff am Lehrstuhl für Moraltheologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Nach dessen plötzlichem Tod übernahm Hannes Groß als Koordinator und operativer Projektleiter wesentliche Aufgaben an diesem Lehrstuhl.

Christliches Profil schärfen

In seiner neuen Aufgabe in Dortmund ist er zuständig für den „Markenkern“, wie es Unternehmensberater gerne nennen. Gemeint ist die christliche Identität kirchlicher Einrichtungen und Gesellschaften wie der Caritas, von Krankenhausgesellschaften oder Altenheimen. Es geht darum, wie das christliche Menschenbild im alltäglichen Handeln gelebt werden kann. „Die Nagelprobe der Ethik ist die Praxis“, sagt Hannes Groß. Es nütze die beste Theorie nichts, wenn sie an der Lebenswelt der Menschen vorbeigehe. Mensch und Ethik müssten zusammenpassen, denn „die Ethik ist für den Menschen da und nicht der Mensch für die Ethik“. Ethische Ansprüche müssten daher vernünftig, plausibel und nachvollziehbar sein.

Das Institut für christliche Organisationskultur begleitet dazu Leitbild- und Strategieprozesse, organisiert Teambuildings, Workshops, Vorträge und anderes mehr. „Die Formate sind unterschiedlich und werden zusammen mit den Einrichtungen individuell erarbeitet“, erläutert Hannes Groß. Immer gehe es aber darum, das christliche Profil der jeweiligen Einrichtung nach innen und nach außen zu schärfen.

Gelebte Werte

Die Fragen, die sich dabei stellen seien verschieden. Es könne etwa darum gehen, wie viel Zeit Pflegekräfte für die Patientinnen und Patienten hätten oder was eine kirchliche Dienstgemeinschaft eigentlich ausmache. Einen Konflikt mit der Wirtschaftlichkeit sieht Hannes Groß nicht. Es zahle sich beispielsweise bei der Personalgewinnung und Personalbindung aus, wenn deutlich werde, dass in einer Einrichtung bestimmte Werte gelebt werden. „Menschen suchen nach Sinn und Werten und wollen nicht nur für Geld arbeiten“, erklärt er. Die christlichen Kirchen könnten da auch in einer zunehmend säkularen Gesellschaft positiv anknüpfen.
Hannes Groß möchte das Institut für christliche Organisationskultur aber nicht nur bei den kirchlichen Einrichtungen, sondern auch in der Öffentlichkeit als eine Stimme für christliche Ethik noch mehr bekannt machen. Daher beteiligt er sich auch an Diskussionen, wie zuletzt über die Herausforderungen am Beginn des Lebens und zur Debatte um die Paragraphen 219a und 218 des Strafgesetzbuches in einer Veranstaltung des Katholischen Forums.

Zum Ende unseres Gesprächs überreicht Hannes Groß noch aktuelles Informationsmaterial des Instituts für christliche Organisationskultur. Eine längere Beschreibung des grundlegenden „Instruments zur wertorientierten Kultur- und Organisationsentwicklung (German-CIM)“ ist dabei und eine einfache hellblaue Karte auf der steht: „Klingt Mensch nicht besser als Human Ressource?“

 

 

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Ein Beitrag von:
Redakteur

Michael Bodin

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