Glauben leben, damit er wirkt
Der Job von Tanja Maaßen ist nicht einfach. Wenn ein Kind aus seiner Herkunftsfamilie genommen wird, dann ist schon viel passiert. Es hat vielleicht Gewalterfahrung gemacht. Erlebt schließlich die Trennung von der Bezugsperson und seinem Lebensort, muss die Zugehörigkeit zu zwei Familiensystemen ausbalancieren. „Man muss sich vor Augen halten, dass auch die Herkunftsfamilien nicht böse auf die Welt gekommen sind und allen das Leben schwermachen wollen. Auch sie haben ihre Geschichte, die sie geprägt hat“, sagt Maaßen, die sich von ihrem Glauben getragen fühlt. Es sei ihr wichtig, mit Gott durchs Leben zu gehen und jeden Menschen zu sehen, wie Gott selbst: wichtig und liebenswert. „Man muss Glauben jeden Tag leben, sonst wirkt er nicht.“
Gott sehen
Kinder glauben an den lieben Gott. Jugendliche zweifeln – so war es auch bei Tanja Maaßen. Als Kind hat sie oft den Gottesdienst besucht. Ihr größter Wunsch war es, Messdienerin zu werden. „In meiner eher schwierigen Kindheit haben mir der Glaube an Gott, die Gottesdienste und der Wunsch, aktiv in der Kirche zu sein, Struktur gegeben.“ Sie erinnert sich an ein Gespräch mit Onkel und Tante, in dem es darum ging, wie Kinder entstehen. „Ich habe gesagt: ich weiß, wie Kinder entstehen. Aber da ist jemand, der sagt ‚Ja‘. Und das ist Gott.“
Mit der Pubertät dann die Distanz zum Kinderglauben, die großen Zweifel. Daraus erwuchs schließlich ein tieferer Gottesglaube im Heute: „Er ist meine Kraftquelle.“ Was Tanja Maaßen meint: der Wert und die Würde des Menschen ist nirgends tiefer verankert. Gerade im Gespräch mit älteren Kindern sei dies ein wichtiger Gedanke. „Glaube hat ja auch etwas mit eigener Stärke zu tun. Man muss an sich selbst glauben, um Selbstbewusstsein zu entwickeln, um die eigenen Fähigkeiten zu entdecken.“ An manchen Tagen, erzählt Maaßen, erlebe sie Gott auch ganz direkt. „Wenn etwas ganz Warmes, etwas Schönes passiert. In solchen Momenten sehe ich ihn.“ So wie neulich beim Spiel mit einem Pflegekind. „Du bist meine Freundin, hat die Kleine zu mir gesagt. Und das hat für ein Kind eine ganz große Aussagekraft.“
Orientierung im Alltag
Was sie beobachtet: Bei vielen der Pflegefamilien, die sie begleitet, erlebt sie Motivation aus dem Glauben heraus. „Das ist oftmals der Antrieb. Aber es wird nicht darüber gesprochen, man kommuniziert es nicht.“
Wenn es Tanja Maaßen mal selbst an Antrieb fehlt, wenn der Kopf zu ist, dann geht sie gerne in die Kirche, zündet eine Kerze an, hält Zwiegespräch mit Gott. „Dann muss ich keine Sozialarbeiterin sein und alle Ebenen betrachten, sondern kann meinen eigenen Bedürfnissen freien Lauf lassen.“ Oder sie geht raus in die Natur. In den Wald, um das durch die Bäume fallende Licht zu erleben. Um das Laub unter ihren Füßen rascheln zu hören. Um die Blätter einer Blume zu berühren. Um loszulassen. „Gottes Schöpfung erdet mich. Sie gibt mir Orientierung.“