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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Die Kirche muss den Menschen etwas geben

Erzbistumskalender 2022: St. Meinolf in Hagen ist eine moderne Kirche – nicht nur in Sachen Architektur

Beginn in Berlin

Die Geschichte dieses Kalenderblatts beginnt nicht im Mindener Dom St. Gorgonius und St. Petrus Apostel mit seinem beeindruckenden romanischen Westriegel und seinem gotischen Langhaus. Unsere Geschichte beginnt 350 Kilometer weiter im Osten in Berlin. Genauer: im Bode-Museum. Dort nämlich, hinter dem Haupteingang, der Großen Kuppel und der Kamecke-Halle, befindet sich im Saal 111 das Original der Goldenen Tafel. Am ursprünglichen Ort steht eine Nachbildung des Altaraufsatzes.

Die goldene Tafel

Aber wie kam es dazu, dass das Retabel von Minden nach Berlin kam? Roland Falkenhahn, Propst am Dom zu Minden, ist ein großer Geschichtenerzähler. Die Geschichte von der Goldenen Tafel erzählt er besonders gern. Und er beginnt sie mit einem Zitat: „Von den westfälischen Domen ist Münster der Mächtige, Paderborn der Prächtige und Minden der Andächtige.“ Natürlich ist diese Aussage getränkt mit Lokalpatriotismus, was den Wahrheitsgehalt aber nicht schmälert: Der Mindener Dom gehört zu den größten, schönsten, ältesten und baugeschichtlich interessantesten Kirchen Westfalens.

Prachtvolle Ausstattung

Überdies war der Mindener Dom St. Gorgonius und St. Petrus Apostel rund 850 Jahre lang Bischofssitz, von der Gründung des Bistums Minden um das Jahr 800 durch Karl den Großen bis zur faktischen Aufhebung im Jahr 1648. Natürlich erhielt der Dom in seiner Zeit als Kathedrale eine prachtvolle Ausstattung. Dazu zählt das Mindener Kreuz, das laut Spätdatierung um 1120 herum entstanden sein dürfte, und eben die Goldene Tafel, ein aufgeklappt fünfeinhalb Meter in die Breite gehender Altaraufsatz aus dem 15. Jahrhundert.

Schluss mit der bischöflichen Herrlichkeit

1648 war in Minden jedoch Schluss mit der bischöflichen Herrlichkeit. Mit dem Westfälischen Frieden wurde das Territorium des Fürstbistums Minden den Preußen zugeschlagen. Der Bischofssitz blieb leer und der Mindener Klerus musste sich zähneknirschend damit abfinden, kirchenpolitisch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Genährt wurde dieses Gefühl durch die Rivalitäten zwischen Minden als ehemaligem und Paderborn als regierenden Bischofssitz. In den Augen der Paderborner Geistlichkeit galt Minden als renitent, für die Mindener waren die Paderborner übergriffig. Dieser Zwist zog sich lange hin. Ein Beleg dafür war – zumindest aus Mindener Perspektive – der Verkauf der Goldenen Tafel durch Paderborn im Jahr 1909 an den Preußischen Staat.

Kunstwerk abgeluchst

„Die Museen auf der Berliner Museumsinsel mussten natürlich gefüllt werden“, berichtet Dompropst Falkenhahn. Besonders kunsthungrig zeigte sich Kaiser Wilhelm II. Auf sein Geheiß zogen Gelehrte durch die Lande und mühten sich, jedes Kunstwerk von Rang und Namen aufzukaufen. Ein Objekt ihrer Begierde war die Goldene Tafel. Doch in Minden wies die Geistlichkeit alle Angebote zurück. Daraufhin übte der als hochfahrend bekannte Kaiser Wilhelm II. politischen Druck aus. Höchstselbst rückte er in Paderborn an und luchste dem Bischof während eines Abendessens das Kunstwerk ab.

Originalgetreue Replik

Danach verschwand der Altaraufsatz im Magazin des Bode-Museums. Nach dem Fall der Mauer mühte sich die Dompropstei zu Minden um einen Rückkauf – ergebnislos. Immerhin erhielten die Mindener die Erlaubnis, das Kunstwerk per Laser zu vermessen, um anhand der Daten eine originalgetreue Replik anfertigen zu lassen. Diese wurde 2002 bei einem der letzten öffentlichen Auftritte von Kardinal Degenhardt geweiht. Auf diese Weise wurde die Goldene Tafel gleich in zwei Städten für die Menschen zugänglichgemacht – und spätestens war jetzt auch in Minden wieder alles gut.

Mindener Dom

Hier finden Sie weitere Informationen über diesen besonderen Ort.

 

Mindener Dom

Das Kalenderbild

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

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