Max Halbe studiert „Reli und Bio“ auf Lehramt. „Wenn ich das erzähle, schaue ich nicht selten in erstaunte Gesichter. Aber Glauben und Wissen schließen sich nicht aus. Die Biologie ist das Wie, sie erklärt beispielsweise die Evolution. Religion ist eher das Warum. Warum gibt es uns Menschen? Welche Beziehung haben wir zu Gott? Gott lässt sich nicht beweisen, aber auch nicht widerlegen.“
Das fünfte Evangelium
In den letzten Semesterferien war er viel unterwegs. Die Eindrücke sind ihm noch mit aller Kraft präsent: Er war in Rom, Zentrum der katholischen Kirche. Aber auch Geburts- und Heimatstadt von Vinzenz Pallotti, hier liegen die Wurzeln seiner weltweiten Gemeinschaft. Und er war auf Pilgerreise in Israel, an den biblischen Orten des Christentums. In Magdala und Kapernaum am See Genezareth, in Jerusalem auf dem Ölberg und dem Golgatha … „Ich finde es spannend, was Kirchenvater Hieronymus sagte: Dass die Landschaft das fünfte Evangelium ist. Wenn wir die lesen, dann begreifen wir die anderen vier.“
Da reingewachsen
Das Komplementäre, die Verbindung von Mensch und einem Gott und Schöpfer findet der 24-Jährige auch bei den Pfadfindern. In der sichtbaren Natur. „Sie ist etwas Wunderbares. Wenn ich einen frischen Sommerregen rieche, jetzt im Herbst den Wandel in unseren Wäldern erlebe, unterm Sternenhimmel oder am Lagerfeuer sitze, dann weiß ich, dass da noch etwas ist.“
Rund 100 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gehören dem Stamm Vinzenz Pallotti Olpe an. Keine Rede von Mitgliederschwund. „Wir haben Wartelisten. Manche Kinder werden schon mit der Geburt angemeldet. Was uns fehlt, sind Leiter“, sagt Halbe, der selbst so lange dabei ist, wie er denken kann. „Ich bin da reingewachsen. Meine Familie ist eine Pfadfinderfamilie.“
Nicht die großen Dinge zählen
Die Natur, das Zeltlager ist der Aufenthaltsraum der Pfadfinder. Neben den wöchentlichen Gruppenstunden gibt es Stammeslager, Wanderlager und mindestens einmal im Jahr ein Sommerlager für jede Stufe. Unterwegs sein, gemeinsam und am liebsten analog, in Rückbesinnung auf das Zwischenmenschliche und die Schöpfung. „Eine große Rolle spielt auch soziales Engagement, die Frage und Antwort darauf, wie man miteinander umgeht“, erklärt Max Halbe. So wie die 72-Stunden-Aktion, Teamarbeit mit den Werthmannwerkstätten, das Überbringen des Friedenslichtes aus Bethlehem. Oder auch Aktionen wie ganz einfach Müll sammeln. „Es müssen nicht die ganz großen Dinge sein. Es sind die anscheinenden Kleinigkeiten, die christliche Haltung zeigen. Was Jesus gesagt hat, kann man im Alltag leben und danach handeln.“