„In der Caritasarbeit haben wir ein Ohr für die Belange der Menschen“, lautete schon immer die berufliche Maxime von Mechthild Tilke. Für Menschen da sein, denen es nicht so gut geht. Diese zu unterstützen. Diese Ziele hat sich die Caritaskoordinatorin schon vor 20 Jahren gesteckt. „Über den Tellerrand schauen und helfen“, so Tilke, die als Quereinsteigerin zur Caritas kam. Im Klinikum Essen hat die Sauerländerin aus Heggen (bei Finnentrop) den Beruf der Diät-Assistentin erlernt, gab dazu etwa in Krankenpflegeschulen und im Auftrag von KrankenkassenKurse. Nebenher war Mechthild Tilke immer schon ehrenamtlich in der katholischen Kirche, der Jugendarbeit und bei der Kolpingfamilie aktiv.
Das Interesse daran wuchs. Nach Fortbildungen und Schulungen wechselte Mechthild Tilke ihren Beruf und wurde Pastorale Mitarbeiterin der Kirchengemeinde. Zu ihren Aufgaben zählte auch die Seelsorge in einer Grundschule. „Da ich noch ehrenamtlich für die Caritaskonferenz vor Ort tätig war und dem Pfarrgemeinderat angehörte, habe ich viel von den Wünschen der Menschen mitbekommen“, freute sich Mechthild Tilke, dass sie vor elf Jahren die Chance bekam, als Caritaskoordinatorin des Dekanats diese Nähe zu gewichten und diesen Menschen Gehör zu verschaffen.
Das neue Aufgabenfeld war vielseitig und lässt sich nur unvollständig so zusammenfassen: Kontaktpflege mit caritativen Diensten, Fachverbänden und Initiativen im Dekanat. Entwicklung und Fortschreibung von Konzepten für die Caritasarbeit in den Pastoralverbünden. Unterstützung der Gesamtpastoral in Gemeinden und Pastoralverbünden. Stärkung des caritativen Ehrenamtes. Gewinnung, Beratung und Fortbildung Ehrenamtlicher sowieAnsprechpartnerin bei Projekten und Hilfsangeboten. „Dabei gilt es auf der einen Seite das Ehrenamt mit dem Caritasverband zu verknüpfen und auf der anderen das Konzept der Caritaskonferenzen im Erzbistum Paderborn verstärkt in die Gemeinden und Orte zu transportieren“, so Mechthild Tilke. „Der Caritasdienst am Nächsten ist uns in diesen schwierigen Zeiten wichtiger denn je.“
Projektbezogene Mitarbeit findet Resonanz
Dabei hat Mechthild Tilke wenig Schwierigkeiten Freiwillige zu finden, wenn es um projektbezogene Hilfsangebote geht. Die ehrenamtlichen Frauen und Männer kämen gern, bringen sich freiwillig ein, jedoch ohne fest gebunden zu sein. Mit diesem Konzept fahre man gut, freut sich Tilke über die Resonanz. „Das Ehrenamt ist jedoch oft zu still. Die Leistung wird oft nicht so wertgeschätzt. Man müsste die Verdienste viel öffentlicher machen.“ Denn die ehrenamtlichen Frauen und Männer der Caritas vor Ort haben etwas Kostbares für die Menschen, was dieser bitter suchen, egal ob Kleinkind oder Rentner. „Wir schenken diesen Menschen Zeit und hören ihnen zu!“
„Effata!“ – eine gelungene Einrichtung
Solch ein „Ort des Zuhörens“ für Bedürftige, Einsame und Ältere wurde vor zwei Jahren gemeinsam mit der Caritas-Konferenz St. Johannes Baptist in Attendorn geschaffen. In den Räumlichkeiten von Caritas-AufWind Attendorn steht immer donnerstags von 14 bis 16 Uhr die Tür für alle Menschen offen, die jemanden suchen, der ihnen zuhört oder der ihnen Zeit für ein Gespräch schenkt. „Besucherinnen und Besucher dürfen sich mit ihren persönlichen Sorgen und Nöten in geschützter Atmosphäre öffnen, entsprechend des Namens „Effata!“, das heißt: Öffne dich!, wie es im Markus-Evangelium zu lesen ist“, so Mechthild Tilke. Zehn bis 15 Personen seien auch in der Corona-Zeit immer da gewesen und hätten bei Kaffee und Kuchen Gesprächspartner gefunden. „Manche bleiben auch länger als zwei Stunden, weil sie hier die einzigen Menschen treffen, mit denen sie in der Woche mal reden können. Zeit und Ort werden angenommen zum Austausch, aus dem sich manchmal auch Hilfen ergeben“, so die Caritaskoordinatorin, die betont, dass dieses Angebot nicht mit dem Warenkorb oder der Tafel vergleichbar sei.
Auch Flüchtende aus der Ukraine hätten sich dem Treffen schnell angeschlossen, aber zugleich für die Organisatorinnen eine neue Herausforderung geschaffen. Teilweise waren es bis zu 90 Interessierte, die vor der Tür standen. Schließlich habe man zwei Gruppen aufgemacht, um diesen Ansturm zu bewältigen. „Aber solch eine Nachfrage bestätigt, dass wir hier eine gute Idee verfolgen“, so Mechthild Tilke, die ihre Kraft für die Aktivitäten aus ihrem Leitspruch zieht: „Der Glaube ist mir wichtig. Ein Leben ohne Glauben kann ich mir nicht vorstellen.“