Der Eintrag ist nur wenige Zeilen lang – doch dahinter steckt ein großes Fest. Die Archivalie des Monats Juni berichtet von der Weihe der neuerbauten Kirche auf dem Kohlhagen im Jahr 1708. Seitdem zieht die Kirche jedes Jahr Pilgerinnen und Pilger, Gläubige und Suchende an.
Ein großes Fest!
Die Notiz des Kohlhagener Pfarrers Paulus Leyemann klingt nüchtern: „Anno 1708, den 26. und 27. Juni ist diese Kirche auf Unser lieben Frauen Berge vulgo [genannt] Kohlhagen samt drei Altären consecriert und vorgemelte drei Glocken benediciert worden von Ihro Hochwürdigstem Herrn von Veyder, kurkölnischer Weihbischof, wobei dann an Victualien [Lebensmitteln] und anderer Kosten aufgegangen 38 Reichstaler.“ Hinter diesen wenigen Worten verbirgt sich aber mehr: Eine Kirchweihe, eine Glockenweihe, ein Fest für die Menschen der ganzen Region.
Wie mag das damals ausgesehen haben? Glücklicherweise sind uns neben der hier präsentierten kurzen Notiz des Pfarrers noch ausführlichere Beschreibungen überliefert. Denen zufolge kommt der Kölner Weihbischof, Johann Werner von Veyder, am 25. Juni auf dem Kohlhagen an. Damals gehört der Ort noch zum Territorium des Erzbistums Köln, deshalb muss der Weihbischof die lange und beschwerliche Reise vom Rhein auf sich nehmen. So hohen Besuch bekommt man hier auf dem Lande selten. Daher hat der Kirchenmann ein volles Programm.
Wie ein Raum heilig wird
Noch am Abend seiner Ankunft spendet Weihbischof von Veyder den Firmlingen der Kohlhagener Gemeinde das Sakrament der Firmung. Tags darauf findet dann die feierliche Weihe der drei Altäre und der Kirche auf dem Kohlhagen statt. Am 27. Juni firmt von Veyder wieder junge Menschen, diesmal die Firmlinge aus den fünf Nachbarorten – in der neuerbauten und nun frischgeweihten Kohlhagener Kirche. Schließlich segnet er am 28. Juni noch die drei neuen Glocken. All diese Sakramentspendungen, Weihen und Segnungen sind natürlich eingebunden in feierliche Gottesdienste, es wird nach barocker Manier gesungen und musiziert. Und danach? Scheint sich eine weltliche Feier angeschlossen zu haben. Für die Verköstigung der Festgemeinde entstehen Kosten von insgesamt 73 Reichstalern, von denen die Kirchengemeinde die erwähnten 38 trägt. Das ist damals viel Geld.