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Erzbistum Paderborn
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Luftbildaufnahme der Klausenkapelle in Meschede© Hans Blossey / luftbild-blossey.de

Abgeschiedenheit und Weltoffenheit im Einklang

Erzbistumskalender 2025: Bitte wahren Sie die Privatsphäre – die Klausenkapelle in Meschede ist bewohnt!

Verwunschen und friedlich liegt sie da, die hübsche Kapelle inmitten der grünen Natur. Innere Ruhe macht sich breit, um uns herum ersterben die Gespräche. Das ist gut so. Die Einsiedelei hoch über dem Ruhrtal ist nicht nur ein sakraler Ort – sie ist auch bewohnt: Zwei Klausnerinnen teilen sich den spartanisch eingerichteten Wohntrakt auf der linken Seite des Gebäudes. Wer hierherkommt, dringt in einen Rückzugsort ein.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Gäste auf dem Klausen- oder Keppelsberg nicht willkommen wären. Die Klausnerinnen haben für sich ein fein austariertes Gleichgewicht aus Abgeschiedenheit und Weltoffenheit geschaffen: Die meiste Zeit verbringen die Einsiedlerinnen in Kontemplation, sie gehen aber auch lebenspraktischen Dingen nach, halten etwa Bienenvölker. Der gewonnene Naturhonig, den die beiden Einsiedlerinnen in Kleinmengen verkaufen, ist weit und breit für seine Qualität bekannt. Die Verkaufszeiten, die Mengen und den Preis des Honigs legen die Klausnerinnen fest, gerade so, wie sie auch die Art und Weise ihrer Spiritualität selbst bestimmen. Es ist ihr Leben, die Klause ist im übertragenen Sinn ihr Ort, an dem ihre Regeln gelten.

Zugleich gehört die Klausenkapelle aber auch als geistlicher Ort zur Stadt Meschede und wird von den Menschen – ähnlich wie die Benediktinerabtei Königsmünster, die Stiftskirche St. Walburga oder die Himmelstreppe am Hennesee – als Teil ihrer spirituellen Landkarte wahrgenommen. „In der Fastenzeit etwa beten viele Gläubige jeden Freitag früh um sechs Uhr in morgendlicher Dämmerung gemeinsam den Kreuzweg zur Klausenkapelle hinauf“, berichtet Pfarrer Michael Schmitt aus Meschede. Oben angekommen, findet eine Messfeier statt. Auch die Fronleichnamsprozession, diesmal in der hoch stehenden Frühsommersonne, endet traditionell vor der Kapelle über dem Ruhrtal.

Christliche Spiritualität in anderem Gesicht

Erstmals belegt ist die Klausenkapelle bei Meschede um das Jahr 1150. Zur Weihe ist gar der Kölner Erzbischof Arnold II. von Wied ins Sauerland angereist. Klausnerinnen sind in der Kapelle ab dem Jahr 1420 nachgewiesen. 1473 übernahmen die Einsiedlerinnen die Ordensregeln des heiligen Dominikus. Zehn Jahre später, im Jahr 1483, zogen die Ordensfrauen ins Tal, wo sie auf dem Gebiet des Weilers Hückelheim, der ihnen von einem frommen Ehepaar geschenkt worden war, das Kloster Galiläa errichteten. Nach dem Auszug der Dominikanerinnen verfiel die Klausenkapelle. Ab 1640, während noch der Dreißigjährige Krieg tobte, wurde die Kapelle wieder aufgebaut. Die neuerliche Konsekration nahm Weihbischof Dr. Bernhard Frick 1647 vor. Ab 1710 sind abermals Einsiedler in der Kapelle belegt, diesmal Männer. Der letzte Eremit starb 1820. Später gelangte die Kapelle in den Besitz der gräflichen Familie von Westphalen, die das Gebäude 1873 grundlegend renovieren und 1937 an der Kapelle ihren Familienfriedhof anlegen ließ. „Die gräfliche Familie ist heute noch Eigentümerin der Kapelle und hält ebenfalls bis heute die schützende Hand über die beiden Klausnerinnen“, erklärt Pfarrer Michael Schmitt.

In früheren Zeiten waren Klausen keine Seltenheit. Davon zeugen etliche Klausen- oder Klueskapellen auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn. Aber ist ein Leben als Eremitin oder Eremit im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß? Die Klausnerinnen in Meschede geben die Antwort: Christliche Spiritualität gibt es in vielen Formen. Die Einsiedelei als ursprüngliche Form des gottgeweihten Lebens gehört eindeutig dazu.

Klausenkapelle in Meschede

Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Ort.

Das Kalenderbild

Erzbistumskalender 2025: Die Klausenkapelle in Meschede © Besim Mazhiqi

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