Verwunschen und friedlich liegt sie da, die hübsche Kapelle inmitten der grünen Natur. Innere Ruhe macht sich breit, um uns herum ersterben die Gespräche. Das ist gut so. Die Einsiedelei hoch über dem Ruhrtal ist nicht nur ein sakraler Ort – sie ist auch bewohnt: Zwei Klausnerinnen teilen sich den spartanisch eingerichteten Wohntrakt auf der linken Seite des Gebäudes. Wer hierherkommt, dringt in einen Rückzugsort ein.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Gäste auf dem Klausen- oder Keppelsberg nicht willkommen wären. Die Klausnerinnen haben für sich ein fein austariertes Gleichgewicht aus Abgeschiedenheit und Weltoffenheit geschaffen: Die meiste Zeit verbringen die Einsiedlerinnen in Kontemplation, sie gehen aber auch lebenspraktischen Dingen nach, halten etwa Bienenvölker. Der gewonnene Naturhonig, den die beiden Einsiedlerinnen in Kleinmengen verkaufen, ist weit und breit für seine Qualität bekannt. Die Verkaufszeiten, die Mengen und den Preis des Honigs legen die Klausnerinnen fest, gerade so, wie sie auch die Art und Weise ihrer Spiritualität selbst bestimmen. Es ist ihr Leben, die Klause ist im übertragenen Sinn ihr Ort, an dem ihre Regeln gelten.
Zugleich gehört die Klausenkapelle aber auch als geistlicher Ort zur Stadt Meschede und wird von den Menschen – ähnlich wie die Benediktinerabtei Königsmünster, die Stiftskirche St. Walburga oder die Himmelstreppe am Hennesee – als Teil ihrer spirituellen Landkarte wahrgenommen. „In der Fastenzeit etwa beten viele Gläubige jeden Freitag früh um sechs Uhr in morgendlicher Dämmerung gemeinsam den Kreuzweg zur Klausenkapelle hinauf“, berichtet Pfarrer Michael Schmitt aus Meschede. Oben angekommen, findet eine Messfeier statt. Auch die Fronleichnamsprozession, diesmal in der hoch stehenden Frühsommersonne, endet traditionell vor der Kapelle über dem Ruhrtal.