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Erzbistum Paderborn
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„Ich wollte einen Beruf, in dem ich Umgang mit vielen Menschen habe“

Johannes Hammer leitet seit Anfang 2021 einen der größten Pastoralen Räume des Erzbistums

Johannes Hammer leitet seit Anfang 2021 einen der größten Pastoralen Räume des Erzbistums

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Einzige Vorgabe der Zusammenkunft: Das Treffen endet, sobald die Kaffeetasse geleert ist. Diesmal haben wir uns mit Johannes Hammer getroffen. Im Frühjahr 2021 wurde er zum Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Martinus Olpe und Leiter des Pastoralen Raumes Olpe-Drolshagen ernannt. Damit kehrte der gebürtige Attendorner auch zurück in sein Heimatdekanat Südsauerland.

Gerade einmal rund 100 Tage sind vergangen, seit Johannes Hammer nach einer geistlichen Auszeit, die ihm die Diözese gewährte, die Arbeit an seiner neuen Wirkungsstätte aufgenommen hat. „Zielgenau zu Pfingsten kam ich hier an“, lächelt der 57-Jährige mit einem Blick auf die Bedeutung dieses hohen Kirchenfestes, an dem nach der Lehre der Heilige Geist in die Welt gesandt wurde, um Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Zwar fand in Olpe am Fronleichnamstag ein symbolischer Stabwechsel statt und in Drolshagen hat er sich bei einem der Pfarrgartengottesdienste vorgestellt. Die offizielle Pfarreinführung steht aber noch aus. Sie soll nun am Kirchweihfest von St. Martinus, das am dritten Septemberwochenende traditionell als Muggelkirmes gefeiert wird, stattfinden. Indes in kleinem Format. „Corona hat vieles durcheinandergebracht, macht alles kompliziert. Meine Verabschiedung in Iserlohn habe ich mit nur wenigen Menschen gefeiert. Da wären sicherlich ein paar hundert Leute gekommen. Und hier fange ich ähnlich an. Es ist einfach traurig und tut weh. Aber man muss es nehmen, wie es ist. In der Hoffnung darauf, dass wieder andere Zeiten kommen“, sagt Hammer. Für diese anderen Zeiten hat er auch schon einen Plan: „In drei Jahren werde ich runden. Dann kann ich ein großes Fest machen. Ich habe hier ja alleine 20 Schützenvereine. Die Verbindung zur Kirchengemeinde in den Dörfern ist sehr eng. Da kommen einige zusammen.“

Ich möchte wissen, was die Menschen bewegt

Bevor sich Johannes Hammer für ein Leben als Priester entschied, studierte er zwei Semester Wirtschaftswissenschaften. „Wenn man sich für den Priesterberuf entscheidet, ist es nicht so, dass sich der Himmel öffnet und plötzlich eine Stimme spricht: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Es ist ein langer Prozess des Abwägens. Ich wusste nach dem Abitur nicht, dass ich Priester werde.“ Sein Vater hatte einen mittelständischen Betrieb für Heimtextilien, für Teppiche, Gardinen und ähnliches. Seine Mutter kommt aus der Holzhandelsbranche. „Etwas Kaufmännisches ist in mir drin. Der Sinn für das Praktische, das Verhandeln und das Verkaufen. Wobei ich jetzt nicht sagen möchte, dass ich in meinem Beruf etwas zu verkaufen habe. Nun ja, zumindest nicht im wirtschaftlichen Sinne.“ Zweifelsohne sei da aber auch noch eine andere Prägung gewesen. So durch zwei Onkel, die Priester waren. Und durch das Aufwachsen in Attendorn, wo kirchliches und öffentliches Leben auch heute noch eng verwoben seien. Dass Hammer letztendlich Theologie studierte, geschah vor allem aus einem Grund: „Ich wollte einen Beruf, in dem ich Umgang mit vielen Menschen habe. Ich bin gerne unter Menschen, tausche mich mit ihnen aus, möchte wissen, was sie bewegt.“ Zeitweise habe er sich auch ein Leben als Lehrer vorstellen können. Als solcher aber hätte er nur mit einer spezifischen Altersgruppe zu tun gehabt. Nun sei das Spektrum wesentlich weiter. Von jung bis alt, aus verschiedenen Berufsgruppen, mit unterschiedlicher Bildung. „Es ist jedes Mal spannend, wenn ich unterwegs bin. Gerade auch jetzt in der Anfangsphase, in der ich viele neue Gesichter sehe und Leute, die Verantwortung tragen in den Gemeinden.“

Es kann gelingen

Johannes Hammer wurde 1991 zum Priester geweiht. Sein Weg führte ihn von Iserlohn über Dortmund und Menden zurück nach Iserlohn, wo er seit 2014 den Pastoralverbund Iserlohn leitete. Seit 2016 war er zudem Dechant des Dekanates Märkisches Sauerland. „Ich habe nie gedacht, dass ich bis zum Ende meiner Dienstzeit in Iserlohn bleibe. Ich konnte mir einen Wechsel, etwas Neues vorstellen. Als man mir vorschlug, nach Olpe zu gehen, habe ich gedacht, man wolle mich auf den Arm nehmen. „Man stelle sich vor: ein Attendorner in Olpe“ lacht Hammer. Wer sich in der Region auskennt, weiß, was gemeint ist: der ewige Zwist der beiden Nachbarstädte, historisch begründet und heute in aller Freundschaft scherzhaft gepflegt. Heimlich sei er durch das Olper Land gefahren, habe sich umgeschaut und sei zu der Einschätzung gekommen, die sich bis heute bestätige: „Ja, es kann gelingen. Und sowieso ist es doch so: die Olper und die Attendorner unterscheiden sich nicht. Es ist der gleiche Menschenschlag.“

Durch die Brille des Glaubens sehen

Was Hammer immer wieder beindruckt, ist die Begegnung mit Menschen an Lebenswenden. Ob es die Taufe eines Kindes ist, um die Eltern bitten, eine Hochzeit oder auch die Grenzen des Lebens. „Es sind die einschneidenden Erlebnisse, dann, wenn Gespräche intensiv werden. Ich versuche natürlich, die Dinge durch die Brille des Glaubens zu sehen.“ In seiner Kindheit und Jugend habe er durch sein familiäres Umfeld mit Krankheit und Tod zu tun gehabt. Dann werde man nachdenklich. Forsche in sich, was Leben für einen selbst bedeute und ausmache und werde gedrängt, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Automatisch und unausweichlich kämen dabei Glaubensfragen auf.

„Der Liebe Gott hat es immer gut mit mir gemeint. Sonst wäre ich nicht mehr in meinem Beruf. Ich habe gemerkt, dass eine unsichtbare Hand immer da ist. Besonders in Krisen. Im Auf und Ab von Kirche und Glaube. Wir leben in stürmischen Zeiten, was unsere Gesellschaft und auch Kirche angeht, mit allen Fragen, die damit verbunden sind“, so Hammer. „Ich finde es einfach spannend“, schaut er dabei auf eine Kirche im Spagat zwischen Tradition und Moderne. „Zum einen habe ich mit traditionellen Formen zu tun. Beispielsweise wenn ich an das hier sehr ausgeprägte Prozessionswesen denke oder daran, wie das Schützenwesen Glauben transportiert. Und dann gibt es das moderne und neue Bild. Ich denke an das Altarretabel in Drolshagen mit Maria in Jeans, das ja ein Erfolg ist, denn man spricht darüber. Oder an Maria 2.0. Mit Vertreterinnen der Bewegung hier habe ich bereits Kontakt gehabt. Wir müssen uns zusammensetzen. Es interessieren mich nicht nur die konkreten Fragen, wie beispielsweise die Gleichberechtigung von Frauen, sondern ganz besonders die Biografien, die hinter den Menschen und ihren Anliegen stecken.“

Am Ball zu sein, ist meine Aufgabe

Was für einer Kirche aber wollen die Menschen heute begegnen? „Die Menschen möchten persönlich angesprochen werden, auf Augenhöhe. Sie wollen wahr- und ernst genommen werden in ihrer Lebensgeschichte. Und auch im Ringen um ihren Glauben. Da am Ball zu sein, ist das, was ich als notwendig und als Aufgabe von Kirche erachte“, betont Hammer, der in seinem neuen Dienst einen der größten Pastoralen Räume im Erzbistum leitet. Funktioniert da persönliche Begegnung? „Es ist die Frage, welchen Begriff von Seelsorge ich habe. Wenn ich Seelsorge daran festmache, dass da immer ein Priester ist, mit dem ich mich austauschen kann, ist das ein bisschen zu viel des Guten und ein Stück weit eine Überforderung. Ich kann 20.000 Menschen nicht gleich gut kennen.“ Von dem Bild, dass in jedem Dorf ein Priester sitze, der alle seine Schäfchen kennt, müsse man sich verabschieden. Jeder habe den Auftrag, sich zu fragen, wo er für den anderen Seelsorger sein könne. „Darin möchte ich die Menschen bestärken, sie dazu ermutigen. Die Teile des Pastoralverbundes müssen lebendig bleiben. Ich sage immer: wartet nicht, bis ein Priester kommt. Geistlich leben kann man auch ohne. Es gilt, diese Gebetsmühle in den nächsten Jahren zu drehen und den Menschen etwas an die Hand zu geben. Dann haben wir viel gewonnen.“

Muggelkirmes in St. Martinus

Am dritten Sonntag im September und verbunden mit der Kirchweih wird auf dem Marktplatz der Kreisstadt Olpe die Muggelkirmes gefeiert. Als 1974 rund ein Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene die Kirmes ins Leben riefen, bestand der Fuhrpark aus einem einzigen alten Mofa. Später kamen auch ausgediente Krankenhausbetten als Transportmittel dazu. Heute steckt eine riesige Logistik in dem Unternehmen, das nicht nur Kinder anspricht, sondern Bürgerinnen und Bürger jeden Alters. Jedes Jahr engagiert sich die ganze Kreisstadt, von der Einzelperson über verschiedenste Gruppierungen bis zu Geschäftsleuten, Verbänden und Vereinen für das bunte Treiben, ein absoluter Liebling im Terminkalender. Seit jeher blickte man mit dem Motto „Eine Welt rückt zusammen“ weit über die eigene Kirchturmspitze hinaus, mit dem Ziel, das Bewusstsein „in einer Welt zu leben“ zu stärken. Die Erlöse kommen Hilfsprojekten in Südamerika, Afrika und Indien zugute, helfen Brücken, Straßen, Krankenhäuser, Schulen, Ausbildungs- und Betreuungseinrichtungen zu bauen.

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