Ein Kämpfer braucht sieben Unterstützer – unter anderem einen Seelsorger
Von 2002 bis 2006 war Stolz als Militärgeistlicher mit dem Kommando Spezialkräfte (KSK) mehrfach in Afghanistan. Auch 15 Jahre danach könne er nicht sagen, dass die vielen Monate, die er dort verbracht habe, vergebens gewesen seien. „Ich habe dort Messen gehalten, getauft, Soldaten seelsorgerisch begleitet, Sterbesakramente gespendet und toten Soldaten die Augen geschlossen.“ Und so wie sein Dienst als Priester für die Soldaten etwas bewirkt habe, hätten auch die Soldaten etwas für die Menschen im Land bewirkt.
Die Bundeswehr und ihre Partner „waren zwanzig Jahre da. Damit hat eine ganze Generation von Afghanen die Erfahrung machen können, dass das Leben nicht nur Knechtschaft ist. Dass es Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie gibt und das nicht irgendwelche wilden Träume sind.“ Afghanistan hat eine vergleichsweise junge Bevölkerung. Er glaube deshalb nicht, dass die jungen Menschen eine lange Zeit der Unterdrückung über sich ergehen lassen werden. Stolz hält eine Revolution für möglich. Der Grundstein dafür sei durch den NATO-Einsatz gelegt. „Das Geschwätz der Politiker, dass man dort völlig versagt hätte, ist Unfug.“
Seine Einsätze mit dem KSK in Afghanistan und anderen Krisengebieten der Welt hätten bei ihm „großen Eindruck“ hinterlassen. Sie hätten ihm vor Augen geführt, was es bedeutet, „in diesem demokratischen, wohlbehüteten, vermögenden Deutschland leben zu dürfen.“ Stolz spricht auch von der besonderen Gemeinschaft, die er unter den Soldaten erfahren habe. Dabei hätte es nie eine Trennung zwischen den Kämpfern und ihm als Priester gegeben. „Ein kämpfender Soldat braucht sieben weitere Soldaten, um in den Krieg zu ziehen“, da sei er als nicht-kämpfender Militärgeistlicher unter den vielen nicht-kämpfenden Soldaten, die die Versorgung und Logistik übernahmen, gar nicht so aufgefallen.