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Erzbistum Paderborn
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Prälat Alfons Hardt bei seiner Verabschiedung im Schützenhof© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn
Unser Glaube
12. November 2022

Generalvikar Hardt: Titel geht, Eindruck besteht

Reportage: Mitarbeitende, Freunde und Kirchenspitze verabschieden den Apostolischen Protonotar Alfons Hardt aus dem Amt des Generalvikars

Das Meer. Es bietet mal erholsame Zeit am Strand. Mal bringen die hohen Wellen der rauen See ein Boot in Gefahr. Und mal lässt die Weite des Wassers Ruhe und innere Sehnsüchte durchdringen. In diese Welt des Meeres tauchen die Anwesenden bei der Verabschiedung von Apostolischen Protonotar Alfons Hardt aus dem Amt des Generalvikars am vergangenen Freitag ein.

Es ist ein Abschied im Dreischritt: Erst gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Erzbischöflichen Generalvikariats, für die er Chef war. Dann im Gebet der Vesper. Abschließend mit dem Empfang im Schützenhof.

Wenn der Steuermann von der Kommandobrücke geht

Freitag, 12 Uhr. Die Mitarbeitenden des Generalvikariats füllen die Stuhlreihen im rustikalen Ambiente der Kaiserpfalz in Paderborn. Bevor es losgeht, liegt eine Mischung aus Gesprächen, Getuschel, Lachen und stiller Erwartung im Raum.

Haben die Mitarbeitenden schon realisiert, dass der Generalvikar nicht mehr Generalvikar ist? Dass Prälat Alfons Hardt nicht mehr ihr Chef ist? Dass er nach 18 Jahren nicht mehr „auf der Kommandobrücke steht“, wie es Prälat Thomas Dornseifer beschreibt?

Welche Gefühle kommen hoch, wenn sie an den ehemaligen Generalvikar denken?

Distanz, weil ein Chef immer Gesprächsthema ist, man aber selten mit ihm spricht?

Verbundenheit, weil man gemeinsam gerungen, entschieden und angepackt hat?

Frust, weil der Chef unbequeme Entscheidungen getroffen hat?

Respekt dafür, fast zwei Jahrzehnte eine Behörde mit mittlerweile über 500 Mitarbeitenden und zusätzlich angeschlossenen Einrichtungen geleitet zu haben?

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Die Mitarbeitenden des Erzbischöflichen Generalvikariats applaudieren Prälat Alfons Hardt.

Wichtige Entscheidungen in der Ära Hardt

Was die einzelnen Mitarbeitenden denken, bleibt verborgen. Dafür dürfen Rednerinnen und Redner stellvertretend zu Wort kommen. Zum Beispiel Evelin Schmidt, Vorsitzende der Mitarbeitendenvertretung. Sie sagt: „Wir haben im Generalvikariat mit ihnen auch in schwierigen Zeiten ein Gefühl der Sicherheit gehabt“. Und: „In die Ära Hardt sind wichtige Entscheidungen und Errungenschaften gefallen“.

Diese zählen auch Marcus Baumann-Gretza und Carmen Matery-Meding aus dem Management-Team EGV auf: der Umbau des Haupthauses zu einem hellen, freundlichen Gebäude. Die Ausrichtung des Generalvikariats als familienfreundliches Unternehmen. Die Organisationsentwicklung hin zu Management-Teams in der Leitung und mehr Vertrauen statt Kontrolle.

Mit Blick darauf, was in seiner Amtszeit entstanden ist, sagt Prälat Hardt zu den Mitarbeitenden: „All das habe nicht ich gemacht. Das waren Sie“. Es ist genau diese Art, sich selbst nicht in den Vordergrund zu drängen, die auch in den Reden geschätzt wird. Genauso die ehrliche, direkte, vertrauensvolle Zusammenarbeit. Und auch seine humorvoll verschmitzte Art.

So erinnert sich Detlef Müller, Geschäftsführer der Gemeindeverbände im Kopperationsraum Ost, an eine Geschichte. Prälat Hardt habe sich scherzhaft darüber beklagt, dass er als Generalvikar seinen Namen abgeben muss. Weil die Mitarbeitenden ihn mit „Herr Generalvikar“ ansprechen. Oder sagen: „Der Generalvikar hat entschieden“. Darum kommentierte Müller: „Jetzt haben Sie ihren Namen wieder, Prälat Hardt.“

Masterpläne? Jesus als Meister!

Wer als Steuermann auf der Kommandobrücke ist, der erlebt auch stürmische Zeiten. Die raue See, die das Schiff bedroht. Von dieser Erfahrung erzählt Prälat Hardt in seiner Rede. Er steigt mit einer Szene ein, die kurz nach seiner Einführung als Generalvikar spielt. Im Jahr 2004. Damals habe ihm jemand gesagt: „Alfons, du kannst froh sein, wenn 50 Prozent deiner Entscheidungen richtig sein werden“.

50 Prozent?! Das habe er anfangs für eine geringe Erfolgsquote gehalten, erzählt Prälat Hardt. Heute blickt er zurück und erzählt davon, wie schnell sich manche Entscheidung, die er für richtig gehalten hat, als falsch herausgestellt habe. Und andersherum. Er sagt: „Die Wirklichkeit gräbt sich ihr eigenes Flussbett“.

Er habe gelernt, demütig zu entscheiden. Anzunehmen, wie vorläufig Planungen sein können. Masterplänen gegenüber skeptisch zu sein – und dafür auf Jesus Christus als Meister zu vertrauen.

„Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit, auch wenn er manchmal heftig zudrückt“, sagt Prälat Hardt. „Er mischt seine Kirche richtig auf. Aber: Wir fangen nicht bei 0 an. Das Evangelium ist unser Unique Selling Point“.

Zwischen Idealen und der Realität

Als Generalvikar war Alfons Hardt Chef. Entscheider. Aber auch: Geistlicher. Priester. Ein Wechselspiel, das besonders in der Vesper im Hohen Dom zu Paderborn deutlich wird. Darin hält Spiritual Christian Städter die Predigt. Er spricht die Spannung an, die ein frommer Generalvikar spürt. Zwischen den Idealen des Glaubens und der Wirklichkeit. Wie schön und klar die Botschaft Jesu ist. Und wie unvollkommen die Kirche und ihre Menschen. Städter fragt: „Wie lebt man so eine Spannung?“. Und blickt auf Jesus.

Er bezieht sich auf das Gleichnis vom Sämann, das Jesus am See erzählt. Dem See Genezareth. Dem Meer von Galiläa. „Das Meer ist biblisch ein Ort der Gefahr. Der aufgewühlten Menschen. Hier, in das Chaos der Welt hinein, hat Jesus vom Reich Gottes gesprochen“, sagt Städter. Und: „Die Kirche und ihre Verkündigung gehören ans Meer. Zu den aufgewühlten Menschen“.

Das führt den Spiritual dazu zu sagen: „Die Stärke unseres Christseins bemisst sich nicht an der Höhe der Ideale, die wir verkünden. Sondern an der Art und Weise, wie wir die Spannung zwischen Idealen und der gebrochenen Realität leben.“

Konstruktiv, verlässlich, fair

Szenenwechsel. Von der Vesper mit meditativem Wechselgesang der Psalmen hin zum Empfang im Schützenhof. Mit Sektempfang und Kerzenschein. Die Stimmung ist festlich gelöst, freundschaftlich. Ein würdiger Rahmen, den die Festredner mit viel Würdigung füllen.

Worte des Danks von langjährigen Freunden und beruflichen Weggefährten.

Reden vom Bürgermeister der Stadt Paderborn, dem Leiter der Geschäftsstelle des Verbands der Deutschen Diözesen und dem Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf, die davon erzählen, wie sich Prälat Hardt für Kirche und Gesellschaft in NRW und Deutschland eingesetzt hat. Kritisch. Konstruktiv, verlässlich, fair. Als ehemals Deutschlands dienstältester Generalvikar.

Empfang für Prälat Hardt im Paderborner Schützenhof.

Kirche – nur noch Knochen eines ehemals fetten Fangs?!

Aufs Meer hinaus geht es dann in der Rede von Diözesanadministrator Msgr. Dr. Michael Bredeck. Er überreicht Prälat Hardt als Geschenk ein Filmplakat, das in Anlehnung an Hemingways Buch „Der alte Mann und das Meer“ gestaltet wurde. Darin sitzt Prälat Alfons Hardt in einem Holzboot auf dem offenen Meer.

Hemingways Buch dient als Vergleich. Mit dem kubanischen Fischer, der den Fang seines Lebens an der Angel hat und drei Tage lang kämpfen muss, um den Fisch zu töten. Doch als er den Fisch an Land bringen will, kommen Haie. Sie fressen den gefangenen Fisch auf, sodass der Fischer nur noch mit dessen Skelett ankommt.

Diözesanadministrator Bredeck deutet: „Jeder kleine Schritt hat seinen Sinn. Manchen mag die katholische Kirche heute als Skelett eines ehemals fetten Fangs vorkommen. Aber vielleicht gelangen wir durch die Überreste näher zu etwas anderem. Zum eigentlichen Kern. Dafür werden wir weiter aufs Meer hinausfahren“.

Ein Online-Gästebuch, ein Video mit Wünschen von Weggefährten, die Bildergalerie vom Tag der Verabschiedung – rund um den Abschied von Prälat Alfons Hardt als Generalvikar des Erzbistums Paderborn gibt es eine Themenseite.

Ein Beitrag von:
Redakteur

Tobias Schulte

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