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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi

Die Kinder lieben die Regenbogenfarben

Die Himmelstreppe am Hennedamm in Meschede ist ein Ort von besonderer Spiritualität

Rätsel um den mittelalterlichen Kirchenbau

Trutzig erhebt sich Sankt Kilian auf einer Anhöhe außerhalb der Stadt. Die Kirche scheint in den Hügel hineingebaut zu sein, und tatsächlich steigt das Fußbodenniveau im Inneren von West nach Ost stufenweise an. Dies ist aber nur eines der vielen Rätsel, die der mittelalterliche Kirchenbau aufgibt. Was bedeuten die Ranken an den Säulenkapitellen? Was hat es mit der grinsenden Maske an einem der Kapitelle auf sich? Aus welcher Zeit stammt das Wandgemälde der Eva mit Schlange – und warum ist kein Adam zu sehen? Unsere Fragen bleiben nicht unbeantwortet. Im Vorraum der Kirche klebt ein Zettel mit der Aufschrift „Kirchenführungen kurzfristig möglich“ und einer Telefonnummer. Nach dreimaligem Klingeln meldet sich Dieter Stumpe, pensionierter Architekt und Heimathistoriker, der, wann immer es seine Zeit zulässt, auf Zuruf in die Kirche eilt und sein Wissen weitergibt.

Entstehung vor dem Jahr 800

„Bei der Kilianskirche handelt es sich um einen romanischen Kirchenbau, der aber auf einem Vorläuferbau aus karolingischer Zeit steht“, berichtet Dieter Stumpe. Das karolingische Mauerwerk wurde bei einer Ausgrabung im Jahr 1972 aufgespürt. Baugeschichtlich lässt sich sein Alter nicht bestimmen, doch liegt eine Entstehung vor dem Jahr 800 nahe. Heimatforscher Stumpe vertritt sogar die Ansicht, dass diese erste Kilianskirche bereits existierte, als Karl der Große das Weihnachtsfest des Jahres 784 „bei der Skidrioburg im Wetigau an der Emmer im Gutshof Liuhidi“, also im heutigen Lügde, feierte, wie die fränkischen Reichsannalen belegen.

Vier Würfelkapitelle mit mysteriösem Rankenschmuck

Diese Kirche wurde mehrfach erweitert und bekam später einen Turm. Um das Jahr 1130 herum reichten Anbauten aber nicht mehr aus, um die Gläubigen aufzunehmen. An der Stelle der karolingischen Hallenkirche wurde die romanische Kilianskirche als dreischiffige Basilika gebaut. Zuerst wurde der um 1050 erbaute zweite Turm aufgestockt, dann wurden Apsis und Querhaus gebaut, anschließend, etliche Stufen tiefer, das Langhaus. Hier befinden sich die vier Würfelkapitelle mit ihrem mysteriösen Rankenschmuck. Auch hierfür hat Dieter Stumpe Erklärungen parat: „Es handelt sich um eine Weltgeschichte in vier Bildern.“ Das erste Kapitell zeigt auf jeder Seite drei Lilien, die den Geist Gottes symbolisieren.

Beim zweiten Kapitell umrahmt die heidnische Weltesche, die Irminsul, die mittige Lilie. Nun haben die sündigen Menschen die Erde betreten, doch mit der Lilie bleibt das Wirken Gottes in der Welt. Das dritte Kapitell zeigt in Symbolbildern die Apokalypse: Die Weltesche überwuchert fast den gesamten Säulenkopf, Sonne und Mond stürzen ins Meer. An diesem Kapitell findet sich auch das Maskenantlitz, im Volksmund Neidkopf genannt. Es zeigt den germanischen Gott Loki, wie er mit den Ranken des Lebensbaumes alles Gute in sich hineinfrisst. Das Gute aber ist stärker und wächst ihm bei den Ohren wieder heraus. Die vierte Säule zeigt völlig symmetrisch den Lebensbaum mit zehn Sprossen. Die Zehn steht für die Vollendung, das Kapitell für das himmlische Jerusalem. „Es ist erstaunlich, dass sich noch Hunderte Jahre nach der Christianisierung heidnische Zeichen halten konnten“, sagt Dieter Stumpe. „Aber die Symbolsprache hat die Menschen um 1150 wohl gut erreicht.“

Ausblick

Gern würden wir nun noch mehr über die Eva ohne Adam erfahren, aber die Zeit ist fortgeschritten. Deshalb verbleiben wir so, dass uns Dieter Stumpe diese Geschichte bei unserem nächsten Besuch in Lügde erzählen wird.

Das Kalenderbild

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Bistumskalender 2022: Auf dem Weg im Erzbistum Paderborn

Der diesjährige Bistumskalender nimmt uns mit auf eine Reise durch das Erzbistum Paderborn und macht jeden Monat Halt an zwei besonderen Orten: an zahlreichen Kapellen oder Kreuzwegen, die jeweils Zeugen einer interessanten Entstehungsgeschichte sind. Darüber hinaus erzählt der Kalender faszinierende Geschichten von Menschen, die mit diesen Orten verbunden sind – manchmal nicht nur über viele Jahre, sondern sogar über weite Entfernungen hinweg. Wir stellen Ihnen hier alle zwei Wochen das neueste Kalenderblatt vor.

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Nicht nur seinen Tagesablauf richtet Schäfer Andreas Eisenbarth an seinen Schafen aus, auch den Jahresrhythmus geben sie vor. Und dabei ist Ostern für die Tiere und ihn eine ganz besondere Zeit
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