„Bei der Kilianskirche handelt es sich um einen romanischen Kirchenbau, der aber auf einem Vorläuferbau aus karolingischer Zeit steht“, berichtet Dieter Stumpe. Das karolingische Mauerwerk wurde bei einer Ausgrabung im Jahr 1972 aufgespürt. Baugeschichtlich lässt sich sein Alter nicht bestimmen, doch liegt eine Entstehung vor dem Jahr 800 nahe. Heimatforscher Stumpe vertritt sogar die Ansicht, dass diese erste Kilianskirche bereits existierte, als Karl der Große das Weihnachtsfest des Jahres 784 „bei der Skidrioburg im Wetigau an der Emmer im Gutshof Liuhidi“, also im heutigen Lügde, feierte, wie die fränkischen Reichsannalen belegen.
Rätsel um den mittelalterlichen Kirchenbau
Trutzig erhebt sich Sankt Kilian auf einer Anhöhe außerhalb der Stadt. Die Kirche scheint in den Hügel hineingebaut zu sein, und tatsächlich steigt das Fußbodenniveau im Inneren von West nach Ost stufenweise an. Dies ist aber nur eines der vielen Rätsel, die der mittelalterliche Kirchenbau aufgibt. Was bedeuten die Ranken an den Säulenkapitellen? Was hat es mit der grinsenden Maske an einem der Kapitelle auf sich? Aus welcher Zeit stammt das Wandgemälde der Eva mit Schlange – und warum ist kein Adam zu sehen? Unsere Fragen bleiben nicht unbeantwortet. Im Vorraum der Kirche klebt ein Zettel mit der Aufschrift „Kirchenführungen kurzfristig möglich“ und einer Telefonnummer. Nach dreimaligem Klingeln meldet sich Dieter Stumpe, pensionierter Architekt und Heimathistoriker, der, wann immer es seine Zeit zulässt, auf Zuruf in die Kirche eilt und sein Wissen weitergibt.