In der Marienkapelle zu Königsmünster wird aber nicht nur geschwiegen und still gebetet. Im Gegenteil! Jeden Abend stimmt der Konvent eine „Marianische Antiphon“ an. In der Morgenhore an den Marienfesten durchdringt der melodische Wechselgesang der Mönche das Bauwerk. „Sei gegrüßt, du Stern, der die Sonne heraufführt, du Abglanz des Tages, der nicht endet“, zitiert Abt Aloysius freudestrahlend aus der griechischen Litanei, einer Antiphon, die an den Marienfesten zu den monastischen Stunden gesungen wird.
Er ist das Licht der Welt
Die Muttergottes repräsentiert das Weibliche in der sonst männlichen Welt des Klosters. So wie viele seiner Mitbrüder hat Abt Aloysius eine besondere Beziehung zu der Madonnenfigur, die im Zentrum der modernen Architektur der Kapelle steht. Die Plastik stammt aus Spanien und ist gut 800 Jahre alt, also um ein Vielfaches älter als das 1928 gegründete und 1956 zur Abtei erhobene Kloster Königsmünster. Auf dem Schoß der Maria sitzt ein Jesusknabe, der zugleich kindliche und erwachsene Züge aufweist. Der Segensgestus seiner Rechten und die Schriften, die er in seiner Linken hält, weisen ihn bereits als den Lehrenden aus. „Sehen Sie nur, wie verschmitzt der Knabe dreinblickt!“, ruft Abt Aloysius. „Nicht nur Mund und Augen lächeln, das Lächeln geht über das ganze Gesicht. Er ist das Licht der Welt.“