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Erzbistum Paderborn
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Habt den Mut zur weißen Wand

Die Heilig-Geist-Kirche in Hagen-Emst ist ein Spätwerk des bekannten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm.

Die Heilig-Geist-Kirche in Hagen-Emst ist ein Spätwerk des bekannten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm.

Emster Bleistift

Beinahe wie eine Burg erhebt sich die Heilig-Geist-Kirche in Hagen-Emst über die alten Buchen und die Wohnbebauung in der direkten Umgebung. Besonders markant ist der Turm mit seiner kreisrunden Grundfläche und seiner schiefergedeckten Kegelspitze. Diese Form hat dem Turm in und um Hagen den Namen „Emster Bleistift“ eingetragen. Karl-Josef Siebers, pensionierter Bauingenieur und engagierter Christ, kann damit gut leben: „Wenn die Menschen sich solche scherzhaften Bezeichnungen einfallen lassen, dann heißt das doch, dass ihnen die Architektur und das Bauwerk etwas bedeuten. Bei Nachkriegsarchitektur ist das keine Selbstverständlichkeit.“

Die Schlichtheit der Formen

Tatsächlich mutet die 1955 fertiggestellte, an Turm und Schiff von oben bis unten verklinkerte Kirche von außen recht nüchtern und etwas düster an. Wie sie wohl im Inneren aussieht? Vielleicht ebenso dunkel? Ganz im Gegenteil! Der Innenraum ist lichtdurchflutet, hell und weit. Es gibt keine Ausmalung, die Wände sind in einem Reinweiß gestrichen und reflektieren das Licht, das durch jeweils sechs vom Boden bis zur Decke reichende Fensterbänder links und rechts der Apsis in das Gebäude fällt. Einzige Gemeinsamkeit von Innenraum und Außenfassade ist die Schlichtheit der Formen. „Früher störten sich manche Menschen daran, dass die Chor-Fenster keine Farbverglasung hatten“, berichtet Karl-Josef Siebers. „Dabei kommt doch genug Farbe aus der Umgebung, von den Bäumen, vom Himmel und dem gesamten Drumherum.“

Habt den Mut zur weißen Wand

Dass die Wirkung der Kirche sich vergrößert, je schlichter man sie lässt, wurde bei der jüngsten Renovierung im Jahr 2008 deutlich. Bis dahin befand sich an der Rückwand des Chores zunächst ein textiler Wandbehang, der später durch eine großflächige Batik-Arbeit ersetzt wurde. Den Wandbehang hatte die Kirchengemeinde noch aus dem Vorläuferbau mit in ihre Heilig-Geist-Kirche gebracht. „Das Credo des am Umbau beteiligten Architekten lautete: ‚Habt den Mut zur weißen Wand‘“, erinnert sich Karl-Josef Siebers. „Tatsächlich hat der Kirchenraum durch das Abnehmen der Behänge gewonnen, jetzt ist alles viel klarer und stimmiger.“ Das einzige Schmuckelement ist nunmehr die ebenfalls in reinem Weiß gehaltene Decke aus Stuck. Das Relief zeigt die Feuerzungen des Heiligen Geistes.

100-jähriges Bestehen

Dass die Heilig-Geist-Kirche über eine herausragende Architektur verfügt, ist weit über die Kirchengemeinde und den Pastoralen Raum „Am Hagener Kreuz“ – eine Anspielung auf das in diesem Gebiet liegende Autobahnkreuz Hagen – bekannt. In Vor-Corona-Zeiten führte Karl-Josef Siebers Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung durch die Kirche. Er hofft darauf, dass Führungen im Jahr 2021 wieder möglich sind, denn in diesem Jahr feiert der  Kirchenbauverein Heilig Geist Hagen-Emst sein 100-jähriges Bestehen.

Geschichte der Heilig-Geist-Kirche

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde immer deutlicher, dass Hagen-Emst durch den Zuzug vieler katholischer Christen eine Kirche benötigte. Vor allem Vikar Heinrich König, der wegen seines Glaubens 1942 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde, war eine treibende Kraft für den Bau einer 1926 eingeweihten (Not-)Kirche. Als nach dem 2. Weltkrieg die Gemeinde, bedingt auch durch den Flüchtlingszustrom, beständig wuchs, verstärkte sich der Gedanke an den Bau einer größeren Kirche. Pfarrer Valpertz nahm im Sommer 1946 die offenbar schon im Krieg geknüpften Kontakte zu dem Kölner Werkschul-Professor Dominikus Böhm, einem namhafter Kirchen-Architekt wieder auf. Bald wurden schon Planskizzen ausgetauscht, dennoch vergingen noch mehrere Jahre, bis der Bau hochgezogen werden konnte. Karl-Josef Siebers kennt die Kirche von Kindesbeinen an und ist froh, dass die Emster Kirchengemeinde nicht locker gelassen hat – und dafür einem meisterhaften Architekten freie Hand ließ, die Klarheit des Heiligen Geistes in klare Formen zu übersetzen.

Bistumskalender 2021: Auf dem Weg im Erzbistum Paderborn

Der diesjährige Bistumskalender nimmt uns mit auf eine Reise durch das Erzbistum Paderborn und macht jeden Monat Halt an zwei besonderen Orten: an zahlreichen Kapellen oder Kreuzwegen, die jeweils Zeugen einer interessanten Entstehungsgeschichte sind. Darüber hinaus erzählt der Kalender faszinierende Geschichten von Menschen, die mit diesen Orten verbunden sind – manchmal nicht nur über viele Jahre, sondern sogar über weite Entfernungen hinweg.

Wir stellen Ihnen hier alle zwei Wochen das neueste Kalenderblatt vor.

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