Die Kapelle
Bei der Drüggelter Kapelle handelt es sich um einen zwölfeckigen Zentralbau aus dem 12. Jahrhundert und um ein architektonisches Kleinod. Obwohl das Innere mit zehn großen Schritten durchmessen werden kann, bilden gleich zwei romanische Säulenkränze das Tragwerk des Kreuzgewölbes. Wegen dieser Besonderheit wurde in der Vergangenheit eine Fülle an wissenschaftlichen und auch pseudowissenschaftlichen Abhandlungen über die Kapelle veröffentlicht.
Die Gerüchteküche brodelt
Hartnäckig hält sich etwa das Gerücht, es handle sich bei der Drüggelter Kapelle um ein heidnisches Gebäude germanischen Ursprungs, das bloß zum Schein christianisiert wurde. Diese nachweislich falsche Behauptung wurde insbesondere im Nationalsozialismus offensiv vertreten. Bis heute wird auch viel über einen heidnischen Vorläuferbau spekuliert, der sich nicht belegen lässt. Es gibt zudem anderslautende Vermutungen, nach denen es sich bei der Kapelle um eine Versammlungsstätte der Katharer gehandelt habe. Damit zieht das Gebäude auch der Esoterik zugeneigte Menschen an. Es ist tatsächlich schon vorgekommen, dass katholische Hochzeitsgesellschaften auf flötende, in Druidengewänder gehüllte und barfuß tanzende Menschen stießen … Solange die Würde des geweihten Ortes gewahrt bleibt und sich keine Störungen ergeben, sieht Pfarrer Eilebrecht aber keinen Anlass, um sein Hausrecht durchzusetzen.
Die Kapelle hoch über der Möhne
Dass die Drüggelter Kapelle für viele Menschen eine so starke Anziehungskraft ausübt, liegt neben ihrer Architektur an ihrem Standort. Die Kapelle liegt hoch über dem Tal der Möhne im Süden und der Ruhr im Norden auf dem Haarstrang, der von der norddeutschen Tiefebene kommend den ersten Höhenzug der deutschen Mittelgebirge darstellt. Während der Anstieg quer zum Haarstrang steil und anstrengend ist, verläuft der Weg über den Grat in mehreren sanften Wellen.
Die Landmarke
Damit war das weithin sichtbare Gebäude, und dies ist im Gegensatz zu vielen Spekulationen gesichert, im Mittelalter eine Landmarke an einem wichtigen Handelsweg und ein Treffpunkt. Davon zeugt die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1217, als zu Pfingsten viele Adelige in der Kapelle zusammenkamen, wo Graf Gottfried II. von Arnsberg einige seiner Höfe verkaufte, um damit seine Teilnahme an einem Kreuzzug zu finanzieren. Der Bau selbst ist wohl um einige Jahrzehnte älter als das erste urkundliche Zeugnis. 1930 kam beim Umbau eine Eichentruhe zum Vorschein, die sich anhand der Jahresringe auf das Jahr 1172 datieren lässt. Die Drüggelter Kapelle ist damit auch ohne Hinzudichtungen ein bemerkenswertes Bauwerk – und seit 2020 begrüßt es seine Besucherinnen und Besucher mit einer kleinen Madonna.