Ein polygonaler Turm
Ein polygonaler Turm, der wie bei vielen anderen Kirchenbauten des Architekten Heinrich Stiegemann etwas abseits von der Kirche steht, mit einem taubenhausartigen Glockenstuhl und einer hochaufragenden Spitze, die bereits unterhalb der Turmmitte beginnt. An Turm und Kirchengebäude sichtbare Betonstützen, ausgefacht mit Grünsandstein-Mauerwerk: Selbst 60 Jahre nach ihrer Fertigstellung und Weihe hat die Heilig-Kreuz-Kirche in Belecke eine moderne Anmutung. Ob die neue Architektur auf die Gemeindemitglieder zu Zeiten des Baus polarisierend, gar spaltend gewirkt hat?
Eine neue Kirche
„Ach was!“, sagt Alfred Henke auf schnörkellose, eben typisch westfälische Weise. Er muss es wissen. Der 75-Jährige war ab 1976 33 Jahre lang Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Heilig Kreuz und hat die Kirche auch in Ehrenämtern ständig begleitet. „Diskussionen und Widerspruch hätte es nie gegeben“, erklärt er. „Das Sauerland war damals erzkatholisch. Außerdem kam der Architekt Heinrich Stiegemann aus Warstein, hat fünf Kilometer weit weg gewohnt. Der war praktisch einer von uns. Und zuletzt waren alle in der Gemeinde heilfroh, eine neue Kirche zu haben. Die Propsteikirche St. Pankratius in Belecke platzte aus allen Nähten.“
Ein Wettbewerb um das reichste Gemeindeleben
Ursache dafür war die Bevölkerungsentwicklung. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich in Belecke erst Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den Ostgebieten angesiedelt, in den Wirtschaftswunderjahren sorgten florierende Industriebetriebe für Zuzug. Die Bevölkerung wuchs und wuchs. Mit dem Bau der Heilig-Kreuz-Kirche gab es auch eine neue Pfarrei, Heilig Kreuz wurde von St. Pankratius abgepfarrt. „In der Folge entstand zwar keine Rivalität zwischen den beiden Pfarreien, aber schon so etwas wie ein ‚Wettbewerb‘ um das reichste Gemeindeleben“, erinnert sich Alfred Henke. Im Schatten der Heilig-Kreuz-Kirche wurden ein Gemeindezentrum, Kindergärten, ein Heim für Kinder mit geistiger Behinderung und ein Schwesternheim gebaut. Die gerade einmal einen Kilometer Fußweg entfernte Kirchengemeinde St. Pankratius „konterte“ mit dem Aufbau ähnlicher sozialer Einrichtungen.