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Wort zum Sonntag

Am siebten Tag ruhte Gott – und auch für die Menschen soll der Sonntag einen besonderen Stellenwert haben. Gemeindereferentin Joana Drießen hält einige Denkanstöße dafür parat

Der biblische Gott, den wir in den Schöpfungsgeschichten der Bibel kennenlernen, hatte etwas zutiefst Menschliches an sich. An sechs Tagen schuf er die Erde. Am siebten Tag war selbst beim Allmächtigen die Luft raus. Nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte, ruhte er sich aus. Diesen Ruhetag gebot er später seinem Volk Israel: Sechs Tage darfst du arbeiten, am siebten Tag sollst du ruhen (2.Mose 34,21).

Was aber bedeutet der Sonntag in der heutigen, von wirtschaftlichen Nützlichkeitserwägungen geprägten Zeit? Im Gespräch mit Joana Drießen, Gemeindereferentin im Pastoralen Raum an Egge und Lippe und vorwiegend in der Jugendpastoral tätig, tun sich viele Facetten des Sonntags auf. Ein Denkanstoß und ein Plädoyer für sonntägliche Freiwilligkeit.

Der Tag zur Begegnung mit Gott

Die Idee des Sonntags verstehe ich so, dass dieser Tag der Reflexion mit sich selbst in der Begegnung mit Gott gehört. Wenn wir aber Gott in unserem Gegenüber und in jedem Menschen sehen, passiert diese Begegnung an jedem Tag. Auf diese Weise verliert der Sonntag seine Exklusivität, jeder Tag ist ein Sonntag. Damit stellt sich die Frage: Lohnt sich der Kampf gegen die Profanisierung des Sonntags? Und die Gegenfrage tut sich auf: Lässt sich die Sichtweise, jeden Tag in den Menschen Gott zu begegnen, ohne Ruhetag durchhalten? Ich kenne die Antworten nicht. Oder, genauer: Ich beantworte diese Fragen situativ immer anders.

Der Unterschied zwischen Samstag und Sonntag

Wenn wir von einer klassischen Wocheneinteilung ausgehen, ist das Wochenende arbeitsfrei. Der Samstag ist der Tag der Besorgungen. Der Sonntag ist der Tag ohne Termine, das macht ihn so wertvoll. Man kann ausschlafen, in den Tag hineingleiten. Es gibt keinen Zeitdruck. Alles, was man macht, hat den Charakter des Freiwilligen. Wobei das nicht ganz stimmt. Der Sonntag ist nämlich ein Tag der Rituale, die wiederum Termine vorgeben.

Der Sonntag als Tag der Rituale

Die meisten Menschen haben Sonntagsrituale. Für meine Kinder ist der Sonntag der Tag, an dem sie die Sendung mit der Maus schauen dürfen. Viele Erwachsene sind Tatort-Gucker, mein Mann und ich nicht so. Für uns ist eher der Sonntagsspaziergang eine Gewohnheit. Auch der Gottesdienstbesuch kann ein Ritual sein.

Manche schöpfen Kraft aus dieser Regelmäßigkeit, auf andere kann sie einschnürend wirken. Früher, zu Zeiten der Volkskirche, war der Gottesdienstbesuch viel stärker ritualisiert und auch sozial sanktioniert. Gerade auf dem Land wurde geschaut, wer in die Kirche geht und wer nicht. Heute ist der Gottesdienstbesuch weitaus geringer, aber mit viel mehr sonntäglicher Freiwilligkeit verbunden.

Erwerbsarbeit am Sonntag

Unter meinen Freunden und Familienangehörigen sind einige, die in der Pflege, generell in der Medizin, arbeiten. Meine Mutter ist im Bestattungsdienst tätig. Ich denke, bei diesen Berufen stellt sich die Frage über Erwerbsarbeit am Sonntag nicht. Kritischer sehe ich die Kommerzialisierung des Sonntags. Aber auch hier machen wir es uns recht einfach. Das traditionelle Familientreffen am Nachmittag im Café bedeutet für die Gäste Geselligkeit. Für die Bedienung war es immer schon Erwerbsarbeit.

Die Kommerzialisierung des Sonntags fällt uns nur in den Bereichen auf, in denen wir sie als neu oder unpassend empfinden. Wenn beispielsweise Tankstellen zu 24-Stunden-Supermärkten werden. Wir messen die Kommerzialisierung des Sonntags mit zweierlei Maß. Meine Sorge gilt eher der Entwicklung, dass die Menschen ihre Sonntage mit immer mehr Rummel und Aktivitäten füllen und nicht mehr zu sich finden.

Der Sonntagsdienst in der Kirche

Liturgie wäre nicht möglich ohne die Sonntagsdienste von Lektorinnen und Lektoren, Gottesdiensthelferinnen und -helfern, von Küsterinnen und Küstern, von Messdienerinnen und Messdienern, von den Sängerinnen und Sängern in den Chören und von vielen anderen Ehrenamtlichen. Ich weiß, dass der Sonntagsdienst dem Wunsch nach einem freien Tag ohne Termine entgegensteht. Ich kenne das von mir. Zu meinen Aufgaben gehört die Heranführung neuer Messdienerinnen und Messdiener. Wenn die Kinder die ersten großen Auftritte haben, bin ich natürlich dabei. Dasselbe gilt, wenn meine Firmlinge das Sakrament der Firmung empfangen. Ich empfinde das trotzdem nicht als Arbeit.

Als Hauptamtliche wie Ehrenamtliche stellen wir uns in einen Dienst, unseren Glauben in die Lebenswelt der Menschen zu bringen. Das sollte keine Arbeit sein, für niemanden. Wenn sich der Sonntagsdienst für Ehrenamtliche trotzdem nach einer Verpflichtung anfühlt, muss man darüber nachdenken und die Dinge ändern. Vielleicht reicht es schon, wenn die Aufgaben anders verteilt werden.

Mein Rezept für einen gelungenen Sonntag

Die gelungenen Sonntage laufen bei uns in der Familie immer anders ab. Ein Patentrezept habe ich nicht. Aber wir achten darauf, dass wir mit möglichst wenigen Terminen und dafür mit möglichst viel Freiwilligkeit den Tag verbringen. Manchmal rettet ein alter Märchenfilm am Nachmittag einen verregneten Sonntag. Wichtig auch: rausgehen! Egal zu welcher Jahreszeit, egal bei welcher Witterung. Hinaus in die Natur, die Schöpfung Gottes sehen, hören, riechen, spüren!

Den Sonntag in den Montag mitnehmen

Ich denke während des Gesprächs ständig darüber nach, wie wir das eingangs behandelte Kernproblem auflösen können. Ich meine den Umstand, dass der Sonntag der Begegnung mit Gott gewidmet ist, wir aber an jedem Tag der Woche Gott in unseren Mitmenschen begegnen. Ich habe jetzt einen Gedanken dazu, der mir gut gefällt. Der Entlassungsruf im Gottesdienst lautet: „Gehet hin in Frieden“ und die Gemeinde antwortet „Dank sei Gott dem Herrn“. Das ist der Appell, den sonntäglichen Frieden aus der Begegnung mit Gott in den Montag und in alle anderen Werktage mitzunehmen.

Buchtipp: „sonntags“

Hält mindestens ein Jahr lang vor: Ein Begleiter durch die 52 Sonntage des Jahres ist das vom Verlag Andere Zeiten herausgegebene Buch „sonntags“. Darin zu finden sind treffliche Bibelworte, schöne Illustrationen und vor allem die Geschichten von 14 Autorinnen und Autoren über den Sonntag als Ausnahmetag der Woche.

Das Ergebnis: 52 Sonntagsinseln für die Seele, die leuchtend aus dem grauen Meer des Alltags herausragen. Zum Inhalt passt die hochwertige Ausstattung aus edlem Papier, Fadenheftung, Textileinband und Lesebändchen.

„sonntags“

140 Seiten, erschienen beim Verlag Andere Zeiten, Vierte Auflage 2017, Preis 12,00 Euro

1000 gute Gründe

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Für unseren Glauben, unsere Kirche und für unser Engagement sprechen 1000 gute Gründe. Und noch viele mehr. Es ist Zeit, von ihnen zu erzählen! Ohne etwas zu verschweigen oder schön zu reden. Sondern, indem wir auch das Gute wieder zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig unser katholisches Glaubensleben ist. In einer einladenden, konstruktiven Haltung möchten wir mit Menschen ins Gespräch kommen.

Wir möchten hören, was Sie im Leben und Glauben trägt – egal, ob Sie in der Kirche arbeiten, ob Sie engagiert sind oder ob Sie einfach neugierig auf unsere Themen und Angebote sind. Alle sind herzlich eingeladen, bei der Initiative „1000 gute Gründe“ mitzumachen. Denn je mehr wir sind, desto stärker ist unsere Stimme. Und umso stärker wird unsere Initiative, die in den kommenden Jahren und Monaten immer weiter wachsen wird.

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Grund Nr. 24: Ich bin mitten unter euch. Gott

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2023 – Dezember
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Pressemeldung | 27. November 2023

Mit 24 Klicks Weihnachts-Vorfreude öffnen

Online-Adventskalender der Initiative „1000 gute Gründe“ begleitet mit vielen Impulsen durch den Advent / Einbettung auch in anderen Webauftritten möglich
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Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2023 – November
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Grund Nr. 15: Thanksliving!

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2023 – Oktober
Ein Beitrag von:
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freier Autor

Hans Pöllmann

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