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© Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

„Wir können Zukunft!“

Libori-Landvolkkundgebung: Diözesanadministrator Dr. Bredeck fordert ehrliche und werteorientierte Debatten für Landwirtschaft

Bei der traditionellen Landvolkkundgebung im Schützenhof forderte Paderborns Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck am Libori-Dienstag für die Landwirtschaft ehrliche Debatten zwischen allen Beteiligten: von Landwirtinnen und Landwirten über die Konsumierenden und den Einzelhandel bis zur Politik. „Ich wünsche mir Dialoge, die gerechte Kompromisse suchen, nicht nur unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit, sondern werteorientiert“, betonte der aktuelle Leiter des Erzbistums Paderborn in seinem Grußwort. Festrednerin bei der Kundgebung war Diplom-Agrarwirtin Gesa Langenberg: Die junge Landwirtin aus dem niedersächsischen Bockstedt ist durch Fernsehauftritte und Social Media bekannt. Sie sprach zum Thema der Kundgebung „Mutig die Landwirtschaft gestalten. Wie können wir das schaffen?“

© Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Im Hinblick auf das diesjährige Libori-Leitwort „Pax vobis!“ – „Friede sei mit euch!“ – sagte Diözesanadministrator Msgr. Dr. Bredeck, dass Friede eng mit Gerechtigkeit verbunden sei: „In einer Welt, in der die Unterschiede zwischen den Menschen immer größer werden, braucht es intensive Bemühungen für gerechte Kompromisse.“ Friede könne nur gelingen, „wenn wir die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen und Menschen an einen Tisch holen“.

 

Dialog aller Beteiligten

Das Thema der Landvolkkundgebung „Mutig die Landwirtschaft gestalten. Wie können wir das schaffen?“ betone, dass Landwirte, Konsumentinnen, der Einzelhandel und die Politik „gemeinsam im Dialog an einem Tisch“ als Partnerinnen und Partner zusammenarbeiten müssen. „Wir Verbraucher können nicht sagen: Ihr Bauern, macht das mal! Der Einzelhandel darf sich seiner Verantwortung nicht entziehen und muss sich an diesen Gesprächen beteiligen. Und die Politik hat als ehrlicher und transparenter Moderator dieser Gespräche zu fungieren,“ machte Dr. Bredeck deutlich. Dialog sei der einzig gangbare Weg.

 

Kirche müsse Räume für diesen Dialog zur Verfügung stellen, wie dies etwa in der Landvolkshochschule Hardehausen geschehe, erklärte der Diözesanadministrator: „Wir sind eine große Menschheitsfamilie. Uns allen muss es gelingen, mit den Ressourcen unserer Erde so umzugehen, dass wir heute alle gut ernährt werden können und dass morgen die nächsten Generationen eine lebenswerte Umwelt vorfinden.“

Tierschutz braucht Wirtschaftlichkeit

Festrednerin Gesa Langenberg hat in der TV-Sendung „hart aber fair“ gegenüber Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dargestellt, wie die Zukunft der Landwirtschaft aus Sicht der jungen Generation aufgestellt sein sollte. Mit dem Format „100 ha Heimat“ ist sie auf YouTube und mit „higesa“ auf Instagram vertreten. In ihrer Festrede wies die Landwirtin, die den elterlichen Hof 2017 übernommen hat, darauf hin, dass vielen Vorwürfen an die Landwirtschaft die fachliche Grundlage fehle und dass „Anfeindungen gegen Landwirtsfamilien durch nichts zu rechtfertigen“ seien. „Auf die sachlichen Diskussionen sollten wir uns hingegen mutig einlassen. Denn die Landwirtschaft hat keinen Grund, sich zu verstecken“, appellierte Langenberg.

 

Klima-, Umwelt- und Tierschutz würden Menschen zunehmend wichtiger. „Es wird mittlerweile mehr von uns erwartet, als ‚bloß‘ Lebensmittel bereitzustellen“, sagte die Agrarwirtin, die damit begonnen hat, die Schweinehaltung auf ihrem Hof tierfreundlicher zu gestalten. Sie sehe es als ihre Aufgabe, „die Erwartungshaltung meiner Kunden ernst zu nehmen und meiner Verantwortung gegenüber unseren Schweinen gerecht zu werden“. Der Mehraufwand halte sich dabei in Grenzen. „Und besonders aus unserer christlichen Verantwortung heraus sollten wir fragen, was wir den Tieren zumuten dürfen und was wir von ihnen abwenden sollten.“

 

Dennoch lasse sich die Landwirtschaft nur dann mutig gestalten, wenn sie effizient betrieben würde. „Landwirtschaftliche Betriebe bleiben Wirtschaftsunternehmen und müssen Gewinne erzielen. Das ist auch für die Tiere und die Umwelt wichtig“, stellte Gesa Langenberg fest. Mut in der Landwirtschaft bedeute nicht, ohne Angst zu sein. „Mut bedeutet, trotz der Angst voranzugehen, Risiken einzugehen und aus Fehlern zu lernen“, fasste die Landwirtin am Ende ihrer Festrede zusammen.

Profis im Mutig-Sein

„Das Herz der Landvolkshochschule Hardehausen schlägt für die Landwirtschaft und die Menschen im ländlichen Raum“, hatte deren Direktorin Barbara Leufgen die Gäste im Schützenhof begrüßt. In einem einleitenden Talk sprach Stephan Kreye, in der Landvolkshochschule verantwortlich für den Fachbereich Spiritualität und Landpastoral, mit Cornelia Langreck (Vorsitzende des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverband), Hubertus Beringmeier (Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes) und mit Heinz-Georg Büker (KLB-Vorsitzender Paderborn). „Wenn es um das ‚Wir‘ geht, mit dem gestaltet werden soll, beginnt das auf einem Hof immer schon in der Familie“, unterstrich Heinz-Georg Büker.

Traditionsgemäß gehörte zwei Teilnehmenden am diesjährigen Hardehausener Grundkurs für angehende Landwirtinnen und Landwirte das Schlusswort bei der Landvolkkundgebung: Eric Pehle aus dem Kreis Soest und Katharina Hilbert aus dem Kreis Steinfurt im Münsterland. Eric Pehle forderte die Verlässlichkeit, dass Gesetze und Absprachen nicht nur in Legislaturperioden gedacht werden, sondern in Generationen. „Wir können Zukunft, wir können Artenvielfalt, wir können Ernährungssicherung und wir können Umweltschutz“, versicherte der junge Landwirt. Katharina Hilbert fügte hinzu: „Wir Landwirtinnen und Landwirte sind Profis im Mutig-Sein. Anders lässt sich die Zuversicht in die Aussaat von Getreide nicht erklären.“

 

Keine Libori-Landvolkkundgebung ohne musikalische Untermalung durch eine Musikkapelle: In diesem Jahr übernahm diese Aufgabe im Schützenhof der Musikverein Ossendorf unter der Leitung von Daniel Uhe.

Ein Beitrag von:
Redakteurin Team Presse

Maria Aßhauer

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