Was aber hat die Wallfahrt in Werl so groß und weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt gemacht? Dr. Gerhard Best, seit dem Abschied der Franziskaner im Jahr 2019 als Chef eines Pastoralteams der Leiter der Wallfahrt, zögert kurz und lässt ein Lächeln über sein Gesicht huschen, ehe er antwortet. Dann schildert er die feierliche Stimmung in der Stadt an den Marienfesten und die freudige Gelöstheit der Fußwallfahrerinnen und Fußwallfahrer aus Much im Rhein-Sieg-Kreis, wenn sie nach drei Tagesmärschen die 140 Kilometer lange Strecke bewältigt haben und endlich auf dem Vorplatz der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung angelangt sind. Auch berichtet Gerhard Best vom Duft der gegrillten Fische, der die Stadt durchzieht, wenn immer im Mai Tausende Portugiesinnen und Portugiesen nach Werl kommen und singend und betend ihre Fátima-Madonna durch die Stadt tragen. Der Theologe referiert über eine lange Wallfahrtsgeschichte, die mit der Überführung des Gnadenbildes „Trösterin der Betrübten“ aus dem protestantischen Soest ins katholische Werl im Jahr 1661 begann. Auch spricht der Wallfahrtsleiter davon, dass es die katholischen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten waren, die nach dem Zweiten Weltkrieg Werl zu ihrem Wallfahrtsort machten, und dass dadurch die Ströme der Pilgernden noch einmal an Mächtigkeit zunahmen.
Die Marienwallfahrt in Werl
Um die 50 Pilger- und Wallfahrtsorte gibt es auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn. Diese hohe Zahl an heiligen Stätten rührt von einer langen katholischen Tradition her, auch waren viele der heiligen Stätten im Erzbistum Zwischenstationen auf dem Jakobsweg. Ein Wallfahrtsort aber übertrifft alle anderen an Größe und Bekanntheit: Die Marienwallfahrt in Werl wird oft in einem Atemzug mit Altötting oder Kevelaer genannt.