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Erzbistum Paderborn
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© Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Von Ökumene, Zukunftsszenarien und von der Liebe

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz zu Gast im Dekanat Bielefeld-Lippe

„Viele Menschen erleben heute, dass wir hier in Bielefeld und Lippe ein besonderes Stück Kirche im Erzbistum Paderborn sind.“ Mit diesem selbstbewussten Satz brachte Dechant Norbert Nacke den Besuch von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz im Dekanat Bielefeld-Lippe am Mittwoch, 18. September, auf den Punkt. Das Dekanat ist tatsächlich reich an Besonderheiten und Gegensätzen: Die Großstadt Bielefeld, die Kurstadt Bad Pyrmont, historische Ortskerne sowie Natur- und Kulturdenkmäler im Kreis Lippe machen den vielfältigen Charakter des Diaspora-Dekanates aus, das sich über zwei Bundesländer erstreckt. Doch vor allem sind es die Menschen, die hier leben und Kirche gestalten. Das sollte Erzbischof Dr. Bentz auf seiner mittlerweile 17. Dekanatsreise erleben.

„Die Liebe ist und bleibt unser Erkennungszeichen als Christinnen und Christen“ – diese zentrale Botschaft lag Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz in seiner Predigt bei der Heiligen Messe in der St. Jodokuskirche Bielefeld am Herzen. Der Gottesdienst, den der Paderborner Erzbischof mit den Pastoralteams und Ehrenamtlichen aus den Pastoralen Räumen des Dekanates am frühen Abend feierte – und zu dem er mit Applaus begrüßt wurde –, führte als geistlicher Höhepunkt alle Teilnehmenden des Tages zusammen, die der Erzbischof im Laufe des Tages schon getroffen hatte und noch treffen sollte. Dechant Norbert Nacke, seine beiden Stellvertreter Pfarrer Stefan Schiller und Pfarrer Dr. Dr. Markus Jacobs sowie Generalvikar Thomas Dornseifer konzelebrierten, Dekanatskirchenmusiker Georg Gusia sorgte mit seinem Orgelspiel für den musikalisch gemeinschaftlichen und feierlichen Ton.

 

Die Verschiedenheit der Kirche sei ein Geschenk – das habe ihm auch der Tag im Dekanat Bielefeld-Lippe wieder gezeigt, sagte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz in seiner Predigt. Vielfalt könne aber gerade in Veränderungsprozessen auch Kraft kosten. „Was ist unser gemeinsamer Kern, der gleichbleiben muss, was ist das Wir?“, fragte Erzbischof Dr. Bentz deshalb: Die Liebe sei dieser Kern, der „Dreh- und Angelpunkt.

„Unser Glaube ist nicht moralisch-ethische Anstrengung. Am Anfang steht die Begegnung mit einem Du. Die liebende Hingabe Gottes ist die innerste Mitte, der Zugang zu allem anderen“, erklärte der Paderborner Erzbischof. Gott habe jede und jeden Menschen ins Dasein gerufen. „Deshalb dürfen wir uns angenommen fühlen in unserer Existenz, mit allen Grenzen und Zumutungen. Der liebende Blick Gottes auf jede und jeden von uns führt uns als Kirche zusammen. Mit diesem Blick können wir in die Welt schauen, in der wir leben und als Kirche stehen.“

Diesen liebenden Blick Gottes auf jeden Menschen zu vertiefen, sei die oberste Aufgabe von Kirche. „Gottesliebe ist ohne Nächstenliebe nicht möglich“, so der Paderborner Erzbischof, der zum Abschluss seiner Predigt den Weg in die Zukunft der Kirche mit einigen Worten der Franziskanerschwester Christine Walter deutlich skizzierte: „Wandere durch die Welt und streue Liebe aus“.

Umgestaltete Kirche als Ort des Austausches

Begonnen hatte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz seinen Besuch im Dekanat Bielefeld-Lippe am Vormittag in Horn-Bad Meinberg: Das Nachdenken über eine zukunftsfähige Nutzung ihrer Immobilien steht aktuell bei vielen Kirchengemeinden im Erzbistum auf der Agenda. Die Heilig-Kreuz-Kirche in Horn kann dafür als „pionierhaft“ gelten: Sie wurde 2006 zum kirchlichen Begegnungszentrum mit Gottesdienstbereich und Gemeinderaum umgestaltet. Pfarrer und „Hausherr“ Stefan Schiller, Leiter des Pastoralen Raumes Südlippe-Pyrmont und erster stellvertretender Dechant, begrüßte mit Dechant Norbert Nacke, dessen zweitem Stellvertreter Pfarrer Dr. Dr. Markus Jacobs, und dem Dekanatsteam den Erzbischof. Dieser hatte Generalvikar Thomas Dornseifer, Tobias Heinrich, im Erzbischöflichen Generalvikariat zuständig für Pastorale Planung und Entwicklung, sowie Matthias Micheel als Persönlichen Referenten mitgebracht.

Nach einem Blick in den Kirchenraum ging der Austausch mit dem Dekanatsteam humorvoll los: Auch er habe von Bielefeld, das es ja eigentlich nicht gebe, gehört und freue sich umso mehr, jetzt trotzdem im Dekanat Bielefeld-Lippe zu sein, so Erzbischof Dr. Bentz. Statt Mythen standen dann Menschen und Fakten im Mittelpunkt. Neben Dechant Norbert Nacke und seinen beiden Stellvertretern verliehen Dekanatsreferent Peter Pütz, die Dekanatsreferentin für Jugend und Familie, Rabea Krato, und Pfarrer Achim Babel als Seelsorger im Dekanat den konkreten Arbeitsschwerpunkten für Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz ein Gesicht.

Ökumene großes Thema

Das Dekanat habe sehr unterschiedliche Teile, erklärte Dechant Nacke. In der Großstadt Bielefeld seien rund 13 Prozent der Menschen katholisch. Im Kreis Lippe, der in sich sehr heterogen sei, liege der Anteil der Katholikinnen und Katholiken im Durschnitt bei zehn Prozent. „Die Ökumene und die Konfession sind hier ein großes Thema“, machte der Dechant deutlich. Zum Dekanat Bielefeld-Lippe gehören die Pastoralen Räume Bielefeld-Mitte-Nord-West und Bielefeld-Ost sowie die Pfarrei St. Elisabeth – bis 2025 wird daraus einen großer Pastoraler Raum. Der Dekanatsteil Lippe besteht aus den drei Pastoralen Räumen Lippe-Detmold, Lippe-West und Südlippe-Pyrmont. Dieser ist der flächenmäßig größere Dekanatsteil und liegt mit dem Stadtgebiet von Bad Pyrmont im Bundesland Niedersachsen.

Schon am Vormittag konnte der Paderborner Erzbischof außerdem einen Blick in die mittelfristige Zukunft des Dekanates Bielefeld-Lippe werfen: beim Austausch mit den Haupt- und Ehrenamtlichen am Abend sollte das so genannte Szenario 2035 ausführlich im Mittelpunkt stehen, das in enger Verzahnung zum Zielbild 2030+ des Erzbistums steht. Eins war Erzbischof Dr. Bentz schon am Vormittag dabei wichtig: Beim Nachdenken über pastorale Zentren dürfe dies nicht zentralistisch verstanden werden, denn Zentralismus mache den Menschen Angst: „Wir brauchen auch weiterhin eine lokale Gestaltung von Orten kirchlichen Lebens“, unterstrich der Paderborner Erzbischof. Sehr vieles auf dem Weg in die kirchliche Zukunft sei mit echten Haltungsveränderungen verbunden. Pfarrer Dr. Dr. Markus Jacobs, Leiter des Pastoralen Raumes Lippe-Detmold und zweiter Stellvertretener Dechant machte diesbezüglich Mut: „Wir haben hier im Dekanat tatsächlich einen guten Nährboden für solche Überlegungen, zum einen wegen der besonderen Diaspora-Situation, aber auch wegen unserer strukturellen Aufstellung.“

© Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Von der Heilig-Kreuz-Kirche in Horn war es nicht weit bis zur nächsten Station, einem der bekanntesten Natur- und Kulturdenkmäler Deutschlands: Rund eine halbe Million Menschen besuchen pro Jahr die Externsteine, die in markanter Formation 40 Meter in die Höhe ragen. Auch der Paderborner Erzbischof zeigte sich als passionierter Wanderer fasziniert von diesem mystischen Ort auf dem Gebiet des Erzbistums. „Da gehen wir natürlich hoch!“, rief er begeistert, kaum, dass er die Felsformation erblickte. Gesagt, getan: Geübt erklomm der Paderborner Erzbischof mit den weiteren geistlichen Würdenträgern die Steine und konnte auf einen Teil „seines“ Erzbistums aus neuer, luftiger Perspektive blicken.

Mystischer Ort mit christlicher Bedeutung

Dass die Steine auch aus christlicher Sicht bedeutungsvoll sind, wusste Pfarrer Achim Babel am Boden wie auch oben – wo einst ein Stein als Altar genutzt wurde – zu berichten: Er erläuterte, dass hier im Mittelalter ein reger Pilgerbetrieb geherrscht hat, gleichsam als Kompensation für die Menschen, die nicht bis nach Jerusalem pilgern konnten.

Das Kreuzabnahmerelief an einem der Felsen, das noch heute Zeugnis von der christlichen Bedeutung der Externsteine gibt, gilt als die mutmaßlich älteste aus massivem Felsen gehauene Steinmetz-Großplastik nördlich der Alpen. Auch eine Grablege unterhalb der Steine besuchte Erzbischof Dr. Bentz.

Auf dem Spaziergang durch den Wald zum Mittagessen ereignete sich die wohl tierischte Begegnung des Tages: Ein Waschbär auf einem Baum erregte die große Faszination der Gruppe, scherte sich aber selbst sichtlich wenig darum.

Facettenreiche Präsentationen

Weiter ging es nach dem Besuch im Kreis Lippe für Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz in die Großstadt Bielefeld, und zwar ins Kloster St. Jodokus. Vor 500 Jahren lebten hier Franziskaner, heute ist es die Heimat des CityKlosters mitten im Herzen der Altstadt. Die dazugehörige St. Jodokuskirche ist Pfarrkirche und Geistliches Zentrum. Im Kloster erwarteten die Pastoralteams des Dekanates Bielefeld-Lippe „ihren“ Erzbischof und stellten sich mit prägnanten Präsentationen vor – informativ, humorvoll oder auch poetisch.

Im Zuhören, aber auch im Nachfragen erfuhr der Paderborner Erzbischof Facettenreiches aus den einzelnen Teams: so etwa, dass viel Bereitschaft da ist, sich gemeinsam auf den Weg zu machen wie im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont. Dass Pastoralvereinbarungen auch auf Grundlage eines Musicals als „Zukunftsmusik“ entstehen können wie im Pastoralen Raum Lippe-Detmold. Dass es viele muttersprachliche Christinnen und Christen gibt im Pastoralen Raum Bielefeld Ost. Den nicht immer einfachen Fusionsprozess verschiedener Kirchengemeinden, „wo jeder sein eigenes Süppchen gekocht hat“, inszenierte das Team der Gesamtpfarrei St. Elisabeth Bielefeld mit ihrer „Minestrone-Fusion“ – und mit mehr als nur einer Prise Humor.

Die Teammitglieder aus dem Raum Bielefeld-Mitte-Nord-West brachten viele kulinarische Gaben mit, um – wie das ortsansässige Bielefelder Lebensmittelunternehmen – zu zeigen: „Die Mischung macht’s“. Im Pastoralen Raum Lippe-West blüht eine lebendige Ökumene. Aber zum Gesamtbild gehört auch der schmerzhafte Abriss der Kirche St. Johannes in Leopoldshöhe 2018, nachdem diese erst 2002 errichtet worden war. Auch Gäste aus der Kategorialseelsorge und dem Caritas-Verband veranschaulichten dem Paderborner Erzbischof: Im Dekanat Bielefeld-Lippe lebt Kirche, hier kümmern sich Menschen um den Nächsten.

Dankbar für Gestaltungswillen

„Wieder einmal gewinne ich heute ein Gefühl für die Regionalität u unseres Erzbistums“, fasste Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz zum Abschluss der Präsentationen zusammen. Er sei dankbar, für die „Energie und den Willen bei Ihnen, zu fragen: Wie geht es weiter, trotz aller Zumutungen?“ Von Dekanatsreise zu Dekanatsreise höre er von mehr Orten, „die ich eigentlich irgendwann gern besuchen möchte. Ich habe ja noch ein wenig Zeit“, spielte Erzbischof Dr. Bentz im Austausch auf seine voraussichtlich noch 18-jährige weitere Amtszeit mit einem Schmunzeln an.

Weg in die Zukunft nur über Haltungsänderungen

Die Heilige Messe in der St. Jodokuskirche brachte die Hauptamtlichen schließlich mit den Ehrenamtlichen zusammen – und stärkte alle als Gemeinschaft. Die gemeinsame geistliche Erfahrung wurde beim Themen- und Begegnungsabend rund um St. Jodokus fortgeführt und genutzt, um inhaltlich miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein Kurzpodium zum „Szenario 2035“, lieferte das „Futter“ für den weiteren Austausch. Das Szenario integriert als Zeitstrahl mit seinen Meilensteinen auch Themen des Erzbistums wie die Zukunft der territorialen Seelsorge, die Immobilienstrategie oder gemeinsame Leitung.

Dechant Norbert Nacke moderierte. Neben Erzbischof Dr. Bentz gaben auch Tobias Heinrich aus dem Generalvikariat sowie Pastoralratsmitglied Roman Schneider aus Detmold und Markus Myrczik, BDKJ-Vorsitzender in Bielefeld, Impulse. Auch hier wurde deutlich: Der Weg in die Zukunft führt nur über Haltungsänderungen. Roman Schneider bekräftigte den Gestaltungswillen der Laien, Markus Myrczik forderte für die Jugendlichen transparente Entscheidungen – eine Forderung, die Erzbischof gerne weiterführte: „Transparenz setzt eine gute Kommunikation voraus. So verstehe ich auch die Dekanatsreisen: Miteinander im Gespräch zu sein, muss zur Kultur in unserem Erzbistum werden.“

„Das wird was!“

Barbara Klaus, erste stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende in Detmold, zeigte sich „sehr beeindruckt“ vom Paderborner Erzbischof, „weil er vom Menschen herdenkt“. Was sie vom Tag mitnimmt? „Die Bestärkung, dass die Wünsche und Fähigkeiten der Menschen erkannt werden müssen, um mit allen Getauften Kirche charismenorientiert zu gestalten“, so Barbara Klaus. Kritisch merkte sie das Fehlen weiblicher Vertreterinnen auf dem Podium an. Die Statements waren für sie weniger aussagekräftig, blieben eher farblos. „Insgesamt aber war der Abend bereichernd, geprägt von Offenheit und vom Austausch der Anwesenden und von der ermutigenden Begegnung mit dem Erzbischof.“

Auch Jessica Christina Palmberg und Lukas Müller saßen mit strahlenden Gesichtern beim Begegnungsabend im Klosterinnenhof. Die beiden 21-Jährigen waren als Messdienerleitung aus St. Michael Oerlinghausen dabei. „Der Erzbischof macht es einem wirklich leicht, ihm auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt Jessica Palmberg. „Wir haben schon seine Amtseinführung geguckt und dachten uns gleich: ‚Das wird was mit ihm!‘“. Die Heilige Messe mit dem Erzbischof hat Lukas Müller als „sehr feierlich“ erlebt. Man sei schon ziemlich aufgeregt zum Begegnungsabend gekommen, ergänzt Jessica Palmberg: „Aber der Gottesdienst hat einen wirklich geerdet.“

„Dieser Tag war ein Geschenk“

Ein innovativer Kirchenraum, ein Naturdenkmal, und ganz viele Menschen, die den Glauben im Dekanat Bielefeld-Lippe in der Diaspora mit Leben füllen – der Tag in Horn-Bad Meinberg und Bielefeld war für Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz ein weiterer wertvoller Mosaikstein auf seinen Reisen durch das Erzbistum Paderborn. Beim Abschlusssegen in der St. Jodokuskirche schaffte es der Paderborner Erzbischof, eine bewegende Atmosphäre der stillen Dankbarkeit zum Tagesausklang zu erzeugen: Einer seiner Ausbilder habe ihm vermittelt, jeden Abend drei Momente des Tages zu suchen, für die er danken könne. „Nehmen wir uns jetzt auch diese Zeit. Dieser Tag war ein Geschenk.“

So endete der Tag mit einem eindrucksvollen Bild: Der Erzbischof allein dem Altar zugewandt, der den Kanon „Ubi Caritas“ anstimmte, in den sich die Menschen aus dem Dekanat Bielefeld-Lippe mit ihrer individuellen Stimme mischten. Ein stilles und doch kraftvolles Bild voll Liebe, Menschlichkeit und Dankbarkeit.

Ein Beitrag von:
Redakteurin Team Presse

Maria Aßhauer

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