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„Eine Herzensangelgenheit, andere Menschen zu unterstützen“

„Auf eine Kaffeelänge mit…“ Sofiia Mumber über ihre Arbeit bei der Caritas und ihr unverhofftes Ehrenamt für ukrainische Geflüchtete

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn, um die Vielfalt der engagierten Menschen abzubilden. Einzige Vorgabe der Zusammenkunft: Das Treffen endet, sobald die Kaffeebecher geleert sind. Diesmal haben wir uns mit Sofiia Mumber getroffen, die seit Januar im Diözesan-Caritasverband Paderborn arbeitet und sich ehrenamtlich für Geflüchtete aus der Ukraine einsetzt.

„Es war immer schon meine Herzensangelegenheit, andere Menschen zu unterstützen“, ist Sofiia Mumber sehr dankbar, im Januar eine Anstellung im Diözesan-Caritasverband Paderborn erhalten zu haben, der ihren Wunsch nach Sinnhaftigkeit im Beruf nachkommt. Im Referat „Armut“ in der Zentrale am Stadelhof fühlt sie sich wohl. „Doch, wer hätte gedacht, dass schon einen Monat später alles auf den Kopf gestellt wird“, blickt Sofiia Mumber auf den Kriegsausbruch in der Ukraine. „Vielleicht war es auch ein Zeichen und ein Segen für mich, dass ich mich jetzt helfend einbringen kann“, verweist die 30-Jährige gleichermaßen auf ihren Job und zugleich auf ihr ehrenamtliches Engagement, Geflüchteten aus der Ukraine über die Grenzen von Paderborn hinaus zu helfen.

Krieg in ihrer Heimat

Der Krieg in der Ukraine trifft Sofiia Mumber nicht nur aus humanitären Gründen tief ins Herz. Es ist auch ihre Heimat, in der sie geboren wurde. In einem kleinen Vorort nahe der Metropole Luhansk (rund 414.000 Einwohner) ist sie aufgewachsen und hat in Charkiw an der Nationalen Technischen Universität ‚Business English und Translation‘ auf Bachelor studiert. Vor acht Jahren kam Sofiia Mumber als Aupair nach Deutschland – genauer gesagt ins ostwestfälische Brakel. Hier hat es ihr gleich gefallen. „Und ich habe meinen zukünftigen Mann dort kennengelernt, das war ein weiterer Grund zu bleiben.“

Trotz fehlender Deutschkenntnisse fand sie einen Ausbildungsplatz als Hotelfachfrau im damaligen „Stadthaus“ (jetzt Ana Fleur) in Paderborn. Die Chemie habe mit der Hotelmanagerin sofort gestimmt und sie sei gut gefördert worden. Der Ausbildungsschein im Hotelfach war der erfolgreiche Abschluss. „Sprachen gehören wohl zu meinen Talenten“, spricht Sofiia Mumber längst perfekt Deutsch und freut sich über den gehaltenen Kontakt zur Hotel-Managerin Sarah Fuhrmann. Zu Ostern haben beide ein Fest für ukrainische Geflüchtete organisiert.

Ein Bumerang, wenn man etwas Gutes tut

Bevor Sofiia Mumber dann im Januar bei der Caritas begann, arbeitete sie zuvor noch drei Jahre als Vertriebsassistentin in einem Paderborner Unternehmen. „Mein Aufgabengebiet ist nicht direkt mit der Flüchtlingshilfe verbunden, aber mein Arbeitgeber fördert mich sehr, dass ich das Ehrenamt durchführen kann“, bedankt sie die 30-Jährige bei ihren Vorgesetzten. Sie habe ab dem 24. Februar einfach nicht zusehen können. „Wenn ich der eigenen Familie und den Freunden in der Ukraine nicht helfen kann, so will ich es hier wenigstens im Leid der Geflüchteten tun“, sagt Sofiia Mumber, die im persönlichen Kontakt oder über Internet Ankömmlingen hilft: „Vielleicht ist es auch so wie ein Bumerang – wenn man etwas Gutes tut, kommt es vielleicht auch zurück.“

Beraten, übersetzen und unterstützen – so ist das ehrenamtliche Engagement von Sofiia Mumber auf den Punkt gebracht: „Die Menschen kommen an, kennen niemand und haben Sprachbarrieren beim Arzt, bei Behörden oder auch beim Einkauf. Sie brauchen Unterkünfte und Lebensmittel nach ihren langen und strapaziösen Wegen der Flucht.“ Hauptsächlich trifft sie auf Frauen mit Kindern oder ältere Personen. Bei Familien mit mehr als drei Kindern dürfen auch die Männer mit ausreisen.

Arbeit hilft über die Sorgen und Ängste

„Mir hilft die Arbeit und das Ehrenamt über die schlimmen Nachrichten aus der Heimat und die Sorgen um Familie und Freunde hinwegzukommen und nicht verrückt zu werden. In der ersten Woche des Kriegsausbruchs war ich wie gelähmt und habe jede Stunde nachgefragt, wie es allen geht. Jetzt tauschen wir uns täglich aus, und all meinen Verwandten und Freunden geht es den Umständen entsprechend gut“, weiß Sofiia Mumber, dass viele Ukrainer auch die Einstellung haben: „Das Leben muss weitergehen!“ Ihr Vater ist Rentner, die Mutter geht noch arbeiten. Der 19-jährige Bruder darf das Land nicht verlassen. „Und ich kann nicht helfen, denn Geldüberweisungen sind nicht möglich.“

Unverständnis für Krieg in einem modernen Zeitalter

Die Entwicklung in ihrer Heimat schmerzt, die Kindheitserinnerungen an eine gute Zeit im Donbass sind präsent. „Es ist keine reiche Region, aber es gab gute Arbeitsplätze in der Industrie, den Stahlwerken und im Steinkohle-Abbau“, so Sofiia Mumber, die auch einräumt: „Für mich und meine Familie hat der Krieg bereits 2014 angefangen, in den letzten Jahren kam ein kleines Stück Normalität zurück.“ Für Sofiia Mumber, die christlich-orthodox getauft ist, bedeutet der Glauben auch viel. Zugleich stellt sie sich aber auch die Frage: „Wie kann es im 21. Jahrhundert noch einen Krieg geben? In einer modernen Zeit, die so weit entwickelt ist und einen hohen Wissenstand hat? Liegt es an der menschlichen Natur? Wie man sich, der Menschheit und den Planeten nur so etwas antun kann?“

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Ein Beitrag von:
Redakteur Team Redaktion & Presse

Ronald Pfaff

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