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Erzbistum Paderborn
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© Tsuguliev / Shutterstock.com

Ein kleines Licht verändert die Welt

Wie Ostern einen Ort des Todes in einen Hoffnungs-Ort verwandelt

Ein Feuer lodert in der Dunkelheit. Die Funken sprühen. Leise knistert das versengende Holz. In Siddinghausen, einem kleinen Dorf bei Büren, haben sich Menschen in aller Frühe an einem ganz besonderen Ort versammelt: dem Friedhof. Das große, massive Kreuz direkt am Eingang steht hier offenbar schon lange. Es ist mit Moos besetzt und die Aufschrift „Es ist vollbracht“ bildet ein erstes Indiz, warum sich die Menschen hier versammelt haben.

Eine besondere Tradition

Der Karfreitag liegt noch nicht lange zurück, der dramatische Tod Jesu prägt noch immer die Gefühlslage. Aber nicht nur das Feuer, sondern auch das Licht einer Kerze, verziert mit einem Alpha und einem Omega, spendet Hoffnung in der scheinbaren Hoffnungslosigkeit des Friedhofs. Die Tradition in Siddinghausen ist eine besondere. Hier beginnt die Osternachtsliturgie nicht vor der Kirche, sondern auf dem nahegelegenen Friedhof. Zunächst ist die Osterbotschaft leise. Doch schon bald wird in der Sphäre der Toten das Osterlob, das Exsultet, erklingen.

Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König! Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel.

Auszug aus dem Exsultet (Schott)

„Immer dabei“

Auch Elisabeth Henneke ist hierhergekommen, um ihre Hoffnung auf die Auferstehung zu stärken. Seit Jahrzehnten macht sie das so, seit 28 Jahren ist sie Küsterin. Und immer noch bestimmt sie ein tiefes Grundgefühl: „Das werden total intensive Tage auch für mich.“ Dabei beginnt ihre Vorbereitung auf die Osternacht viele Wochen vorher. Denn sie hat ein besonderes Talent: sie gestaltet Osterkerzen. In diesem Jahr sogar ganze 21 Stück für den Pastoralen Raum Büren und darüber hinaus. Sie ist bisher immer live dabei gewesen, wenn eine ihrer Kerzen auf dem Siddinghäuser Friedhof entzündet wird.

Eine Botschaft für die Lebenden und die Toten

Zunächst ist das Osterlicht klein, doch es wird weiterverteilt und bald schon bringen es die Gläubigen zu den Gräbern ihrer Vorfahren, damit auch dort das Osterlicht für sie leuchtet. Überall auf dem vormals tiefschwarzen Gelände brennen nun kleine Flammen, die nur eine Botschaft kennen: Der Tod hat seinen Schrecken verloren. Jesus vertreibt die Finsternis aus den Herzen der Gläubigen und verwandelt den Ort des Todes zu einem Ort der Hoffnung. In Elisabeth Hennekes Worten: „Ostern fängt was Neues an.“ Selbst wenn die Prozession sich zur weiteren Feier der Osternacht in der Kirche in Bewegung setzt, ist der Friedhof nicht mehr derselbe. Die Botschaft von der Rettung aus dem Tod gilt nicht nur den Lebenden, sondern auch den Toten. Bei der erfahrenen Küsterin kommt die Botschaft an: „Ganz ehrlich Ostern dürfte für mich nicht ausfallen.“

Zeiten ändern sich

Der Brauch die Osternacht auf dem Friedhof zu beginnen, ist laut Elisabeth Henneke 40 Jahre alt. Doch vieles verändert sich in der Kirche, das weiß auch sie. Dieses Jahr wird alles anders. Denn die Osternachtsliturgie ist nicht mehr nur was für Siddinghäuser, sondern auch für die Menschen aus den Nachbarorten. Diese haben ihre eigenen Friedhöfe mit ihren Verstobenen, da passt der Friedhof dieses einen Ortes nicht mehr so ganz. Und so beginnt ab diesem Jahr die Osternacht vor der Kirche – so die gemeinsame Entscheidung. Elisabeth Henneke sieht darin Potential: „Man muss nicht so negativ denken, die Kirche verändert sich – aber das tun wir alle. Wir verändern uns alle und es geht halt nicht anders.“

 

Eine Idee über Siddinghausen hinaus?

Auf Frau Henneke kommt an diesem Osterfest eine Umstellung zu. Aber ihre Vorfahren müssen auf das Hoffnungslicht nicht verzichten. Sie wird es noch am Ostertag auf den Friedhof bringen, dort wo es hingehört. Bestimmt ist sie nicht die Einzige, die an dieser wertvollen Tradition der Siddinghäuser festhält.

Und wer weiß liebe Leserin, lieber Leser: Vielleicht haben die Menschen aus dem kleinen Ort bei Büren Sie inspiriert und auch Sie bringen das Osterlicht zu ihren lieben Verstorbenen auf den Friedhof. So können auch aus anderen Orten des Todes, Orte der Osterhoffnung werden!

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Anna Lena Drees
Redakteurin

Anna Lena Drees

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