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Erzbistum Paderborn
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© Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Ein Hirte tritt hervor

Papst Leo XIV.: Die ersten Tage im Amt – Bilder und Worte aus Rom

Mit der Wahl von Papst Leo XIV. hat die katholische Kirche einen neuen Pontifex und Bischof von Rom – und die ersten Tage seines Pontifikats sind geprägt von eindrücklicher Symbolik, ersten eindrücklichen Worten. Ob beim feierlichen Regina Caeli am Sonntag vom Guten Hirten auf der Mittelloggia des Petersdoms oder im stillen Gebet am Grab seines Vorgängers Franziskus, ob beim Gottesdienst mit den Kardinälen oder beim Gebet in der Basilika Mutter vom Guten Rat– Leo XIV. zeigt sich als Hirte, der den Menschen herzlich begegnet, in seinen Ansprachen auf Kontinuität und neue Impulse setzt – seine ersten Ansprachen schlagen Brücken zwischen Kirche und Welt, zwischen Tradition und Aufbruch.

Hier dokumentieren wir in Bild und Text die ersten Tage im Pontifikat von Papst Leo XIV.

Erster Segen „Urbi Et Orbi“ des Heiligen Vaters Leo XIV. auf der Segensloggia des Peterdoms am Donnerstag, 8. Mai 2025

„… Auch ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß in eure Herzen eingeht, eure Familien erreicht, alle Menschen, wo immer sie auch sind, alle Völker, die ganze Erde. Der Friede sei mit euch! Dies ist der Friede des auferstandenen Christus, ein unbewaffneter und entwaffnender Friede, demütig und beharrlich. Er kommt von Gott, dem Gott, der uns alle bedingungslos liebt. Wir hören noch immer die schwache, aber stets mutige Stimme von Papst Franziskus, der Rom segnete, der Papst, der Rom segnete, der an jenem Ostermorgen der Welt, der ganzen Welt seinen Segen gab.

Gott liebt uns, Gott liebt euch alle

Gestattet mir, an diesen Segen anzuknüpfen: Gott liebt uns, Gott liebt euch alle und das Böse wird nicht siegen! Wir alle sind in den Händen Gottes. Lasst uns daher ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander, weitergehen! Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voran. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke, um von Gott und seiner Liebe erreicht zu werden. Helft auch ihr uns, und helft einander, Brücken zu bauen, durch den Dialog, durch die Begegnung, damit wir alle vereint ein einziges Volk sind, das dauerhaft in Frieden lebt. Danke, Papst Franziskus!“

© Vatican Media/KNA
© Vatican Media/KNA

Heilige Messe mit den Kardinälen — Homilie des Heiligen Vaters in der Sixtinischen Kapelle am Freitag, 9. Mai 2025

„… Auch heute wird der christliche Glaube in nicht wenigen Fällen als etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen; vielfach werden andere Sicherheiten wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen bevorzugt.

Es handelt sich um Umfelder, in denen es nicht leicht ist, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden, und in denen Gläubige verspottet, bekämpft, verachtet oder bestenfalls geduldet und bemitleidet werden. Doch gerade deshalb sind dies Orte, die dringend der Mission bedürfen, denn der Mangel an Glauben hat oft dramatische Begleiterscheinungen: dass etwa der Sinn des Lebens verlorengeht, die Barmherzigkeit in Vergessenheit gerät, die Würde des Menschen in den dramatischsten Formen verletzt wird, die Krise der Familie und viele andere Wunden, unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet.

Den freudigen Glauben an Christus bezeugen

Vielfach wird Jesus, obwohl er als Mensch geschätzt wird, auch heute bloß als eine Art charismatischer Anführer oder Übermensch gesehen, und zwar nicht nur von Nichtgläubigen, sondern auch von vielen Getauften, die so schließlich in einen faktischen Atheismus geraten.

Dies ist die Welt, die uns anvertraut ist und in der wir, wie Papst Franziskus uns so oft gelehrt hat, berufen sind, den freudigen Glauben an Christus, den Erlöser, zu bezeugen. Deshalb ist es auch für uns unerlässlich, immer neu zu bekennen: »Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes« (Mt 16,16).

Das ist vor allem in unserer persönlichen Beziehung zu ihm von wesentlicher Bedeutung, im Bemühen um einen täglichen Weg der Umkehr. Aber dann auch für uns als Kirche, indem wir gemeinsam unsere Zugehörigkeit zum Herrn leben und allen die Frohe Botschaft bringen (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 1).“

Ansprache des Heiligen Vaters Leo XIV. an das Kardinalskollegium am Samstag, 10. Mai 2025

„… In den vergangenen Tagen haben wir die Schönheit sehen und die Stärke dieser riesigen Gemeinschaft spüren können, die ihren Hirten mit so viel Zuneigung und Verehrung verabschiedet und betrauert und ihn im Augenblick seiner endgültigen Begegnung mit dem Herrn im Glauben und im Gebet begleitet hat. Wir haben gesehen, was die wahre Größe der Kirche ist, deren verschiedene Glieder vereint sind mit dem einen Haupt, mit Christus, dem »Hirten und Hüter« (1 Petr 2,25) unserer Seelen. Sie ist der Mutterschoß, aus dem auch wir hervorgegangen sind, und sie ist zugleich die Herde (vgl. Joh 21,15-17), der Acker (vgl. Mk 4,1-20), der uns anvertraut ist, damit wir ihn pflegen, ihn bestellen, ihn mit den Sakramenten des Heils nähren und mit dem Samen des Wortes befruchten, so dass sie, gefestigt in der Eintracht und begeistert in der Mission, im Schatten der Wolke und im Licht des Feuers Gottes wandelt, wie einst die Israeliten in der Wüste (vgl. Ex 13,21).

Missionarische Umkehr der gesamten christlichen Gemeinschaft

Und in diesem Zusammenhang möchte ich, dass wir heute gemeinsam unsere volle Zustimmung zu diesem Weg erneuern, den die Weltkirche seit Jahrzehnten in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils eingeschlagen hat. Papst Franziskus hat dessen Inhalte in dem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium  ausgezeichnet in Erinnerung gerufen und aktualisiert, von denen ich einige grundlegende Aspekte hervorheben möchte: die Rückkehr zum Primat Christi in der Verkündigung (vgl. Nr. 11); die missionarische Umkehr der gesamten christlichen Gemeinschaft (vgl. Nr. 9); das Wachstum in der Kollegialität und der Synodalität (vgl. Nr. 33); die Aufmerksamkeit für den sensus fidei (vgl. Nr. 119-120), insbesondere in seinen typischsten und inklusivsten Formen, wie der Volksfrömmigkeit (vgl. Nr. 123); die liebevolle Sorge für die Geringsten der Ausgestoßenen (vgl. Nr. 53); den mutigen und vertrauensvollen Dialog mit der heutigen Welt und ihren verschiedenen Elementen und Gegebenheiten (vgl. Nr. 84; Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 1-2).

Es handelt sich dabei um Grundsätze des Evangeliums, die das Leben und Wirken der Familie Gottes seit jeher beseelt und inspiriert haben, um Werte, durch die sich das barmherzige Antlitz des Vaters offenbart hat und sich weiterhin im menschgewordenen Sohn offenbart, der die letzte Hoffnung eines jeden ist, der aufrichtig nach Wahrheit, Gerechtigkeit, Frieden und Geschwisterlichkeit sucht (vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Spe salvi, 2; Franziskus, Bulle Spes non confundit, 3).

Warum der Papst den Namen Leo XIV. wählte

Gerade weil ich mich berufen fühle, diesen Weg weiterzugehen, habe ich mir überlegt, den Namen Leo XIV. anzunehmen. Es gibt verschiedene Gründe, aber in erster Linie, weil Papst Leo XIII. mit der berühmten Enzyklika Rerum novarum die soziale Frage im Zusammenhang mit der ersten großen industriellen Revolution angesprochen hat. Und heute bietet die Kirche allen den Schatz ihrer Soziallehre an, um auf eine weitere industrielle Revolution und auf die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz zu antworten, die neue Herausforderungen im Hinblick auf die Verteidigung der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und der Arbeit mit sich bringen.“

Regina Coeli auf Segensloggia der Petersbasilika am Sonntag, 11. Mai 2025

„… Ich betrachte es als ein Geschenk Gottes, dass der erste Sonntag meines Dienstes als Bischof von Rom der Sonntag vom Guten Hirten ist, der vierte Sonntag in der Osterzeit. An diesem Sonntag wird in der heiligen Messe immer das zehnte Kapitel des Johannesevangeliums verkündet, in dem Jesus sich als der wahre Hirte offenbart, der seine Schafe kennt und liebt und sein Leben für sie hingibt. […]

Jesus sagt im Evangelium, dass er seine Schafe kennt, und dass sie auf seine Stimme hören und ihm folgen (vgl. Joh 10,27). Denn es ist, wie der heilige Gregor der Große lehrt: Die Menschen »antworten auf die Liebe dessen, der sie liebt« (Homilie 14,3-6).

Priester und zum Ordensleute: „Die Kirche braucht sie dringend!“

Deshalb, liebe Brüder und Schwestern, freue ich mich heute, mit euch und mit dem ganzen Volk Gottes um Berufungen zu beten, besonders um die zum Priestertum und zum Ordensleben. Die Kirche braucht sie dringend! Und es ist wichtig, dass junge Männer und Frauen in unseren Gemeinden Annahme, ein offenes Ohr und Ermutigung auf ihrem Berufungsweg finden, und dass sie auf glaubwürdige Vorbilder hochherzigen und hingebungsvollen Dienstes an Gott und ihren Brüdern und Schwestern zählen können.

Machen wir uns die Einladung, die uns Papst Franziskus in seiner Botschaft zum heutigen Tag hinterlassen hat, zu eigen: die Einladung, junge Menschen aufzunehmen und zu begleiten. Und bitten wir unseren himmlischen Vater, dass wir füreinander, jeder nach seinem Lebensstand, Hirten „nach seinem Herzen“ (vgl. Jer 3,15) sind und fähig, einander dabei zu helfen, in Liebe und Wahrheit zu leben. Und zu den jungen Menschen sage ich: Habt keine Angst! Nehmt die Einladung der Kirche und Christi, des Herrn, an!“

© Alessia Giuliani/CPP/KNA
© Alessia Giuliani/CPP/KNA

Ansprache von Papst Leo XIV. an Medienschaffende (12. Mai 2025)

Bei seiner ersten offiziellen Audienz betonte Papst Leo XIV. vor Medienvertretern unter anderem die Solidarität der Kirche mit Journalisten, die inhaftiert sind.

Nein zum Krieg der Worte und Bilder!

(…) In der Bergpredigt hat Jesus verkündet: „Selig, die Frieden stiften“ (Mt 5,9). Diese Seligpreisung ist eine Herausforderung für uns alle, aber sie gilt in besonderer Weise für Sie, die Sie zu einer anderen Art der Kommunikation gerufen sind: einer Kommunikation, die nicht um jeden Preis nach Konsens sucht, keine aggressiven Worte verwendet, nicht der Kultur des Wettbewerbs folgt und die Suche nach der Wahrheit niemals von jener Liebe trennt, mit der wir diese Wahrheit demütig suchen müssen. Frieden beginnt bei jedem von uns: in der Art, wie wir die anderen sehen, wie wir ihnen zuhören und über sie sprechen. In diesem Sinne ist die Art und Weise, wie wir kommunizieren, von grundlegender Bedeutung: Wir müssen „Nein“ sagen zum Krieg der Worte und Bilder, wir müssen das Paradigma des Krieges ablehnen!

Solidarität mit Journalisten im Gefängnis

Ich möchte daher heute erneut die Solidarität der Kirche mit den Journalisten bekräftigen, die wegen ihrer Suche nach der Wahrheit und ihrer Berichterstattung im Gefängnis sitzen – und ich möchte gleichzeitig ihre Freilassung fordern. Die Kirche erkennt in diesen Zeugen – ich denke dabei an jene, die selbst unter Einsatz ihres Lebens über Kriege berichten – den Mut derer, die Würde, Gerechtigkeit und das Recht der Völker auf Information verteidigen, denn nur informierte Völker können freie Entscheidungen treffen. Das Leiden dieser inhaftierten Journalisten ist eine Herausforderung für das Gewissen der Nationen und der internationalen Gemeinschaft und fordert uns alle auf, das kostbare Gut der Meinungs- und Pressefreiheit zu schützen.

„Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut!“ (Hl. Augustinus)

Wir leben in Zeiten, die schwer zu bewältigen und schwer zu beschreiben sind. Zeiten, die uns alle vor Herausforderungen stellen, vor denen wir uns jedoch nicht drücken dürfen. Im Gegenteil, diese Zeiten verlangen von jedem von uns, dass wir in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten niemals der Mittelmäßigkeit verfallen. Die Kirche muss sich den Herausforderungen der Zeit stellen. Und auch Kommunikation und Journalismus existieren nicht außerhalb von Zeit und Geschichte. Daran erinnert uns der heilige Augustinus, wenn er sagt: „Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit“.

Künstliche Intelligenz erfordert Verantwortung und Unterscheidungsvermögen

(…) Heute besteht eine der wichtigsten Herausforderungen darin, eine Kommunikation zu fördern, die uns aus dem „Turm zu Babel“ herausführt, in dem wir uns manchmal befinden, aus der Verwirrung liebloser Sprachen, die oft ideologisch oder parteiisch sind. Daher ist Ihr Dienst mit den Worten, die Sie verwenden, und dem Stil, den Sie wählen, von entscheidender Bedeutung. Wie Sie wissen, ist Kommunikation nicht nur die Übermittlung von Informationen, sondern auch die Schaffung einer Kultur, menschlicher und digitaler Umfelder, die zu Räumen des Dialogs und der Diskussion werden. Angesichts der technologischen Entwicklung wird diese Aufgabe immer wichtiger. Ich denke dabei besonders an die künstliche Intelligenz mit ihrem immensen Potenzial, das jedoch Verantwortung und Unterscheidungsvermögen erfordert, damit sie zum Wohl aller eingesetzt werden kann und der gesamten Menschheit zugutekommt. Diese Verantwortung betrifft jeden Einzelnen – entsprechend seinem Alter und seiner Rolle in der Gesellschaft.

Entwaffnen wir die Worte!

Liebe Freunde, mit der Zeit werden wir uns besser kennenlernen. Wir haben – das können wir gemeinsam sagen – wirklich besondere Tage erlebt. Wir haben sie über alle Medienkanäle geteilt: Fernsehen, Radio, Internet und soziale Medien. Ich hoffe aufrichtig, dass jeder von uns sagen kann, dass diese Tage ein wenig vom Geheimnis unseres Menschseins offenbart und in uns den Wunsch nach Liebe und Frieden geweckt haben. Aus diesem Grund wiederhole ich heute die Einladung, die Papst Franziskus in seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag der sozialen Kommunikationsmittel ausspricht: Befreien wir die Kommunikation von allen Vorurteilen und Ressentiments, von Fanatismus und von Hass; befreien wir sie von Aggression. Wir brauchen keine laute, gewaltsame Kommunikation – wir brauchen eine Kommunikation, die zuhören kann und die Stimmen der Schwachen, die keine Stimme haben, hörbar macht. Entwaffnen wir die Worte, und wir werden dazu beitragen, die Welt zu entwaffnen. Eine entwaffnete und entwaffnende Kommunikation ermöglicht es uns, eine andere Sicht auf die Welt zu teilen und in einer Weise zu handeln, die unserer Menschenwürde entspricht.

(…)

 

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