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Erzbistum Paderborn
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Ein Haus der Nichtalltäglichkeit

Zu Besuch im Jugendhof Pallotti

Sarah Bux liebt das Leben, die kleinen und die großen Momente und Wunder, die ihr begegnen, wie sie sagt. Und ganz besonders den Kontakt zu Menschen. Ihr Gesicht, umrahmt von roten Locken, strahlt Frische und Natürlichkeit aus. Ihr Lachen Zuversicht.

Bux arbeitet als Jugendbildungsreferentin im Jugendhof Pallotti Lennestadt. Früher, erzählt Bux, habe sie sich nie vorstellen können, im kirchlichen Kontext zu arbeiten. „Die Starrheit der Kirche, der Missbrauch und die Rolle der Frau passten nicht zu meinem Denken und meinem Selbstverständnis“, sagt die 31-Jährige.

Sarah Bux hat Soziale Arbeit studiert. Ihr Plan war klar: Sie wollte mit Menschen mit Behinderung arbeiten. Doch dann kreuzten die Pallottiner-Pater ihren Weg. Das war vor sieben Jahren. Bux bewarb sich beim Jugendhof, der damals noch im früheren Pallottinerkloster in Olpe untergebracht war, für ein Praktikum. Einfach, um ein bisschen dazuzulernen und auch, um etwas Geld zu verdienen.

„Bei den Pallottinern habe ich Kirche anders kennengelernt und erlebt“, sagt Bux. „Ich durfte Kirche kritisieren, konnte offen sein mit all meinen Anliegen, auch mit den nicht positiven. Ohne die Pallottiner und ihre Idee von Glauben und Leben wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.“

Raum für persönliche Entwicklung

Auf dem Jugendhof Pallotti arbeiten fünf Mitarbeitende im pädagogischen Team. Sie haben Soziale Arbeit oder Sozialpädagogik studiert, sind Theologen oder Politikwissenschaftler. Dazu kommen zwei Bundesfreiwilligendienstler, die kirchliche Jugendarbeit kennenlernen möchten. Ein Kollege von Sarah Bux ist Niklas Zimmer (24), ebenso wie sie Jugendbildungsreferent und schon immer, wie er erzählt, der KjG (Katholische junge Gemeinde) sehr verbunden: „Die katholische Verbandsarbeit, in der ich seit vielen Jahren intensiv unterwegs bin, hat mich sehr geprägt.“

Als Bildungsstätte im Erzbistum Paderborn bietet der Jugendhof Pallotti verschiedene Orientierungs- und Gemeinschaftstage für Schulklassen, Firmgruppen und Ministranten sowie Aus- und Fortbildungen für Gruppenleiter an. Dabei geht es um Identitätsfindung und Persönlichkeitsbildung, um Soziales Lernen und Leben, um kulturelle und politische Bildung und die Auseinandersetzung mit der spirituellen Dimension des Daseins. „Wir leben hier eine sehr starke Willkommenskultur und geben viel Raum für Entwicklung. Hier kann man sein, man muss sich nicht verstellen“, sagt Bux. „Für mich ist es auch ein Zuhause. Und mein Beruf ist definitiv ein Stück weit Berufung“, sagt Niklas Zimmer.

 

Im Vertrauen das Leben wagen

Die beiden sitzen am Ende ihres Arbeitstages vor Bux Wohnmobil, der an der Auffahrt vom Jugendhof parkt. Sarah Bux ist viel unterwegs, wandert gern. „Im Freien spüre ich meinen Glauben. Dann habe ich Vertrauen, dass sich das Leben fügt und man es wagen kann“, sagt sie. Der Glaube an das Leben und der Glaube daran, dass auch nach dem Tod das Leben weitergeht, ist für Zimmer ganz wichtig. „Dieses Vertrauen treibt mich an und ich gebe es gerne weiter, erzähle davon und finde es schön, wenn Menschen davon wissen und ich sie darin unterstützen kann, ihren eigenen Glaubensweg zu gehen oder zu finden.“

Was Bux und Zimmer in ihrem Engagement im Jugendhof besonders motiviert, ist das Leitbild des Stifters Vinzenz Pallotti (1795-1850). „Seine Vision bestimmt unser Handeln, unsere Arbeit“, sagt Zimmer. Vinzenz Pallotti setzte sich für eine lebendige Gemeinschaft ein, in der alle, unabhängig von Herkunft, Stand und Lebensgeschichte gleichberechtigt zusammenarbeiten und ihren Beitrag in der Kirche und der Welt leisten. Mit Hierarchien wollte er nichts zu tun haben, kannte keine Konventionen, scharrte mit charismatischer Leidenschaft Menschen aller Couleur um sich und lud sie ein, mitzuwirken. In seiner Heimat Rom wurde er auch ‚Padre de canaglie‘ (Pater der Schurken, des Gesindels) genannt. All jenen zugewandt, bei denen es im Leben schiefgelaufen war.

In Rom liegt Pallottis Leichnam in einem Glassarg in der Kirche San Salvatore Onda an der Ponte Sisto aufgebahrt. Mit dem Seligen liegen auch die Wurzeln der Gemeinschaft der Pallottiner dort. Die Kirche und die an sie angeschlossenen Gebäude sind seit 1846 offizieller Sitz der Pallottiner. Von Rom aus brachten dann Handwerksgesellen auf der Walz die Idee Pallottis nach Deutschland.

Glaube zum Wohlfühlen

„Auch wenn die Pallottiner nicht mehr vor Ort sind, wirken sie als Vorbilder mit ihrer weltoffenen Art, ganz nah am Menschen und an der Realität“, sagt Bux. „Unsere Angebote geben unseren Besuchern die Möglichkeiten, Zeit für sich selbst zu haben, über Wertvorstellungen nachzudenken oder eine positive Stärkung zu erfahren in all dem Stress, dem junge Menschen heute ausgesetzt sind.“ Zimmer ergänzt: „Wir sind Teil von Kirche und werden auch so wahrgenommen. Aber wir sind auch da als Person, wertfrei, ehrlich und offen und jeder von uns ist anders. Mit uns kann man diskutieren, an uns kann man sich reiben.“

„Wachsen zur Fülle des Lebens“ ist das Motto, unter dem der Jugendhof Pallotti Lennestadt arbeitet. Als ein Ort des spirituellen und des menschlichen Lebens, der Wertschätzung, des gegenseitigen Respektes, des Miteinanders, des Austausches. Als ein Ort, wo Vertrauen und Glaube Platz haben. Mit allen Zweifeln.

„Hier kann man Kirche von ihrer besten Seite erfahren“, sagt Bux. „Man erlebt und fühlt den Glauben, aber unaufdringlich. Er ist etwas Angenehmes, zum Wohlfühlen und nicht zum Einschränken und zum Moralpredigen. Jeder ist akzeptiert, wie er ist, und zwar, ohne dafür etwas leisten zu müssen“. Dem kann Niklas Zimmer nur zustimmen. Er beschreibt den Jugendhof als ein Haus der Nichtalltäglichkeit. Wo man jugendlich sein dürfe und seine Themen ausleben könne, um dann hoffentlich etwas geistig größer und gestärkt wieder nach Hause zu fahren. „Im Eingangsbereich steht: ‚Gott ist die unendliche Liebe‘. Und so werden auch die Menschen gesehen, die zu uns kommen. Als Menschen, die geliebt werden.“

Meilensteine des Jugendhofs Pallotti

1925

wurde das Pallottihaus in Olpe als Noviziat und Exerzitienhaus errichtet.

1967

schloss das Noviziat, es folgten Jugend- und Erwachsenenbildung, Heimvolkshochschule und später ein geistiges Zentrum.

1983

Grundsteinlegung des Jugendhofes in Olpe.

2008

verkauften die Pallottiner ihr Haus in Olpe, das zum WohnGut Osterseifen umgebaut wurde. Mit dem Verkauf verknüpft war die Bedingung, dass der Jugendhof zunächst weiterbestehen konnte.

2018

zieht der Jugendhof Pallotti nach Lennestadt in das ehemalige Kloster der ‚Missionare der Heiligen Familie‘ und findet dort neue, größere und moderne Räumlichkeiten.

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