Die ehemalige Klosterkirche und das 2014 zum UNESCO-Welterbe geadelte karolingische Westwerk der früheren Benediktinerabtei Corvey können auch nach Saisonschluss in der Zeit vom 10. November 2024 bis 26. Januar 2025 immer sonntags von 10 bis 14 Uhr besichtigt werden. Auf diese Sonderöffnung macht die katholische Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey aufmerksam.
Die zwölf offenen Sonntage in Westwerk und Kirche stehen im Zusammenhang mit der hochkarätigen Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn. Als Thinktank des Mittelalters und bedeutendes Zeugnis der Antikenrezeption in dieser alles andere als düsteren Epoche ist die ehemalige Reichsabtei bei Höxter Ausgangspunkt der großen Schau.
Bedeutender Kulturtransfer
Diesen Ausgangspunkt am Weserbogen können die Gäste der Paderborner Ausstellung nun zu den Sonntags-Öffnungszeiten besuchen – und im Johanneschor im Obergeschoss des Westwerks die berühmte Odysseus-Szene im Original betrachten. Diese Wandmalerei unter der Westempore des erhabenen Sakralraums haben die Mönche der 822 gegründeten Benediktinerabtei vor mehr als 1100 Jahren erschaffen und das Motiv aus der griechischen Mythologie christlich umgedeutet. Daher spielt es in der bis zum 26. Januar 2025 laufenden Ausstellung zum Erbe der Antike im Diözesanmuseum Paderborn eine wichtige Rolle. Die zaghaft erhaltene Odysseus-Szene legt Zeugnis darüber ab, wie das Mittelalter sich die Antike aneignete und einen großartigen Kulturtransfer ermöglichte.
Der Begeisterung gelehrter Köpfe für das klassische Altertum ist es zu verdanken, dass antikes Wissen und antike Kultur bis in die Gegenwart gelangten und bis heute unsere europäische Gesellschaft prägen. Diese großartigen Überlieferungsleistungen des Mittelalters beschränken sich natürlich nicht nur auf Architektur und Kunst, sondern umfassen auch die Abschrift antiker Schriften in den Frauen- und Männerklöstern. „Alles, was die antiken Schriftsteller mal aufgeschrieben haben, meist auf Papyrus-Rollen, ist nicht überliefert, sondern Mönche und Nonnen aus dem Mittelalter haben es aufgeschrieben und bewahrt“, erläutert Dr. Christiane Ruhmann, Kuratorin der großen Ausstellung im Diözesanmuseum Paderborn.
Corvey hat Weltgeltung
Im Kontext dieser Überlieferung antiker Schriften „kann Corvey Weltgeltung für sich beanspruchen“, ordnete sie die Weserabtei in eine Champions-League ein. Deshalb hat das Team des Diözesanmuseums das 1200-jährige Gründungsjubiläum des Klosters und auch den zehnten Jahrestag der Welterbe-Anerkennung 2014 zum Anlass genommen, dem Erbe der Antike und der Bedeutung Corveys als Zentrum der Übermittlung antiker Schrift, Architektur und Wandmalerei im frühen Mittelalter eine glanzvolle Ausstellung zu widmen.