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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Die Kirche muss den Menschen etwas geben

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Die Gelben Windröschen zeigen den Frühling

Die Gelben Windröschen zeigen den Frühling an. Je länger die Tage werden, desto mehr Menschen zieht es über den Prozessionsweg zur Piuskapelle. „Viele Menschen kommen hierher zum Beten, aber auch zum Feiern“, berichtet Ludger Terbrüggen, der sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen aus dem Kirchenvorstand und der Kirchengemeinde St. Blasius in Balve um die Kapelle kümmert. „Manche Eheleute begehen hier oben ihre Silberhochzeit.“

Steingewordenes Zeugnis

Solange sich alle an die Regeln halten und die Betenden nicht stören, gibt es seitens des Kirchenvorstands gegen den Betrieb vor der Kapelle nichts einzuwenden. Die Piuskapelle soll für alle Menschen zugänglich sein. Zudem: Verglichen mit dem Spektakel, das die Kapelle in ihrer Bauzeit erlebte, ist jede Feier heutiger Tage ein Klacks. In den 1870er-Jahren ging es rund um die Kapelle mit Böllerschüssen und Fackelzügen, mit Vivat-Rufen auf den Papst und dem Aufgebot der örtlichen Gendarmerie heiß her. Die Piuskapelle ist steingewordenes Zeugnis aus dem Kulturkampf. Einst wurde mit dem Gemäuer Politik gemacht.

Ein provokativer Name

Politisch ist bereits der Name der Kapelle. Geweiht ist diese nicht etwa dem heiligen Pius, der Mitte des zweiten Jahrhunderts Bischof von Rom war. Sie ist Papst Pius IX. gewidmet. Zum Zeitpunkt der Erbauung bedeutete dies mehr als eine Provokation gegenüber der staatlichen Obrigkeit. In das von 1846 bis 1878 währende Pontifikat von Pius IX. fallen die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens und das Erste Vatikanische Konzil, bei dem die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen festgelegt wurde. Für Reichskanzler Otto von Bismarck verkörperte Papst Pius IX. überdies den Ultramontanismus, also den Versuch einer Rekatholisierung Deutschlands. Im deutschen Kaiserreich war Papst Pius Staatsfeind Nummer 1.

Eine besondere Brisanz

In diesem historischen Kontext bekommt das Unterfangen der Katholikinnen und Katholiken in Balve, ausgerechnet am 16. Juni 1871, dem 25. Jahrestag der Papstwahl Piusʼ IX., eine Piuskapelle einzuweihen, besondere Brisanz. Obwohl das Datum noch heute auf einer Inschrift über dem Portal zu lesen ist, verzögerte sich die Fertigstellung des Baus um Jahre. Nun sollte die Kapelle am 30. Jahrestag der Papstwahl geweiht werden. Doch auch fünf Jahre später war der Konflikt zwischen Kirche und Staat nicht beigelegt. Die preußische Obrigkeit untersagte alle Festlichkeiten. Als die Festgemeinde dennoch Böller zündete und Papst Pius hochleben ließ, wies der preußische Amtmann als Retourkutsche für die Aufsässigkeit der katholischen Bevölkerung den Stadtgendarmen an, im Pfarrhaus die Kirchenbücher zu konfiszieren. Der Polizist aber legte auf offener Straße seine Uniform ab und lief zur katholischen Seite über – „ein großartiger Akt der Zivilcourage“, wie Ludger Terbrüggen erklärt. Zwar legte sich der Tumult alsbald, doch es dauerte bis 1877, ehe in der Piuskapelle die erste heilige Messe gelesen wurde. Geweiht wurde die Kapelle erst im Jahr darauf.

Für den eigenen Glauben eintreten

Die konfliktreiche Gründungsgeschichte ist der Kapelle heute nicht mehr anzumerken. Kirche und Staat haben sich ausgesöhnt, die Konfessionen sich einander angenähert. Trotzdem ist für Ludger Terbrüggen die Geschichte von Bedeutung: „Vor gut 150 Jahren sind hier Menschen für ihren Glauben eingetreten. Das macht die Piuskapelle zu einem besonderen Ort.“

Piuskapelle auf dem Husenberg

Hier finden Sie weitere Informationen über diesen besonderen Ort.

Piuskapelle auf dem Husenberg

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