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Erzbistum Paderborn
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© hyotographics / shutterstock.com

Besuch aus Down Under

Bischof Shane Mackinlay aus der australischen Diözese Sandhurst war im Erzbistum zu Gast. Zwischen den beiden Ortskirchen gibt es eine starke Verbindung. Aktuell verbindet beide auch das Thema Synodalität.

Bischof Shane Mackinlay ist viel unterwegs. Vor zwei Wochen hat er sich mit irischen Bischöfen getroffen, neulich der Besuch im Büro des Synodalen Weges in Bonn und nächste Woche steht ein Termin mit verschiedenen Bischöfen aus aller Welt in Rom an. „Für uns Australier ist es nicht einfach, auf die andere Seite der Welt zu reisen. Aber wir tun es häufig. Denn sonst würden wir auf unserem Kontinent festsitzen“, sagt er. Und damit drohe die geistige und soziale Isolation. Um das zu verhindern reist er viel. Doch warum spaziert er nun durch den Paderborner Nieselregen?

Die Stadt in Ostwestfalen ist kein willkürlicher Stopp zwischen Irland und Italien. „Ich bin in Paderborn, um an die Anfänge meines Bistums anzuknüpfen“, sagt Bischof Mackinlay. Denn ihre Gründung im Jahr 1874 verdankt die Diözese von Sandhurst einem Paderborner: George Henry Backhaus (1811-1882), dessen Leben sich wie ein Abenteuerroman liest und das Stereotyp des bodenständigen Ostwestfalen Lügen straft.

Bis an die Ränder der Welt

Backhaus studiert in Rom und wird mit 25 Jahren zum Priester geweiht. Er ist vom Wunsch erfüllt, als Missionar den christlichen Glauben bis in den letzten Winkel der Erde zu tragen. Und diesen Satz nimmt er wörtlich: Zunächst wirkt er in Indien und Südostasien. Das ist für damalige Verhältnisse schon sehr weit weg. Für die zweite Hälfte seines Lebens verlagert er seinen Wirkungsort dann aber wirklich bis an den Rand der Welt: Backhaus geht als erster katholischer Priester in die Goldfelder von Bendigo, jene Gegend, in der später das Bistum Sandhurst entstehen wird.

Er folgt den Glücksrittern und Hoffnungsvollen, die 1851 zum Goldrausch in den kaum erschlossenen Südosten Australiens aufbrechen. Zunächst zieht er von Goldgräbercamp zu Goldgräbercamp, dann lässt er sich am Bendigo Creek nieder. Am 2. Mai 1852 feiert er dort die erste Sonntagsmesse. An der Stelle wird später eine Kirche errichtet, die Backhaus dem heiligen Kilian weiht. Denn der frühmittelalterliche heilige Missionar stammt aus Irland – genau wie der Großteil von Backhaus‘ Goldgräbergemeinde.

Die Paderborn-Connection

Kilian ist aber auch einer der Patrone von Backhaus‘ Heimatbistum Paderborn. Und durch das Wirken des Paderborner Missionars wird vor 170 Jahren eine Verbindung zwischen Australien und Ostwestfalen begründet, die bis heute hält. „Wenn bei uns jemand zum Priester geweiht wird, bekommt er ein kleines Paderborner Kreuz. Das tragen bei uns alle Priester am Revers“, sagt Bischof Shane Mackinlay. Mit „Paderborner Kreuz“ ist die karolingische Kreuzfibel gemeint, die als ältestes archäologisch fassbares Zeichen christlichen Lebens in der Region Paderborn gilt. Nachdem man sie in einem Grab in Ostwestfalen gefunden hat, wurden Nachbildungen nach Sandhurst verschenkt. Dort verschenkt man das Symbol nicht nur an neugeweihte Priester. Man nahm es auch ins Wappen der Diözese auf.

Es geht aber nicht nur um Symbole, die Verbindung wird auch gelebt. In Zeiten der Pandemie verstärkt über das Internet, seit diesem Jahr aber auch wieder in Präsenz: In zwei Wochen reist ein junger Priester aus Sandhurst nach Paderborn. Jugendliche aus der deutschen Erzdiözese können in Bendigo ein Auslandsjahr machen. Und Teil dieser lebendigen Verbindung ist auch der Besuch von Bischof Mackinlay. An der Pader tauscht er sich mit Weihbischof Matthias König, dem Bischofsvikar für die Aufgaben der Weltkirche und Weltmission, über die kirchlichen Reformprozesse in beiden Ländern aus. Denn in Mackinlays Heimat hat die katholische Kirche gerade ihr Plenarkonzil beendet.

Info: Was ist ein Plenarkonzil?

Ein Konzil ist eine Zusammenkunft von kirchlichen Amtsträgern, um Entscheidungen zu treffen. Während die großen Konzilien auf weltweiter Ebene stattfinden, wird ein Plenarkonzil auf Landesebene abgehalten. Deshalb nennt man es auch Nationalkonzil. Das Plenarkonzil in Australien verhandelte acht Themen. Diese entstammten einer landesweiten Befragung, an der über 200.000 Gläubige teilgenommen hatten. Anders als früher war dieses Plenarkonzil kein reines Bischofstreffen. Auch Laien erhielten Stimmrecht in den vorbereitenden Abstimmungen, ein finales Votum lag aber bei den Bischöfen.

Eine spannende Erfahrung von Synodalität

Das Plenarkonzil sei eine spannende Erfahrung von Synodalität gewesen, sagt Bischof Mackinlay, der dessen Vizepräsident war. „Aber ähnlich wie bei der jüngsten Versammlung des Synodalen Weges hatten auch wir eine Krise – die wir lösen konnten.“ Beim einem Antrag für eine stärkere Einbeziehung von Frauen und die Zulassung von Frauen zum Diakonat zeigte die Abstimmung ein gespaltenes Feld, zwischen Bischöfen und Laien, aber auch unter den Laien. „Letztlich scheiterte das Thema am Nicht-Erreichen der bischöflichen Zweidrittelmehrheit“, sagt Mackinlay. Das löste ähnliche Szenen aus, wie das Votum der deutschen Bischöfe auf der letzten Vollversammlung des Synodalen Weges. „Wir mussten die Sitzung pausieren und überlegen, wie es weitergehen konnte.“

„In der westlichen Welt ist unsere einzige Erfahrung der Entscheidungsfindung in einer Gruppe die politische. Und in einem politischen System geht es darum, die andere Partei zu besiegen.“ Um stattdessen echten Dialog zu ermöglichen, wurde deshalb nicht einfach der Text zum Thema Frauen umformuliert, sondern gleich die ganze Prozessordnung des Konzils geändert.

Zwei wichtige Änderungen: Es gab auf dem Weg zur finalen Entscheidung indikative Abstimmungen, die früh Zustimmung oder Vorbehalte anzeigten. Dann wurde diesen Stimmen vor der gesamten Versammlung Raum gegeben. „Weil unser Entscheidungsfindungsprozess gut war, waren unsere Entscheidungen hinterher nahezu einstimmig“, sagt Bischof Mackinlay. „Wir sind immer wieder zusammengekommen, um voneinander zu lernen und gemeinsam herauszufinden, was Gott uns aufgetragen hat.“

Inspiration vom Rande der Welt

Das Ergebnis des Plenarkonzils: „Acht gute Texte. Vielleicht keine kühnen Texte, aber starke Texte.“ Und die Erfahrung von Synodalität. Die auf dem Konzil erprobte Form der Entscheidungsfindung von Bischöfen und Laien werde weiter genutzt, etwa in den Gemeinden vor Ort. „Trotz des großen Zeitaufwands war das eine wichtig für die Kirche in Australien. Und möglicherweise auch für die Kirche in anderen Teilen der Welt“, sagt Bischof Mackinlay. Denn die Biografie von George Henry Backhaus lehrt eines: Als katholische Christinnen und Christen sind wir miteinander unterwegs. Und wir können voneinander lernen, egal ob die Inspiration aus Ostwestfalen kommt oder aus „Down under“.

3 Fakten zur Diözese Sandhurst

  • Die Diözese von Sandhurst ist mit über 45.000 Quadratkilometern mehr als dreimal so groß wie das Erzbistum Paderborn. Sein Bistum sei „nur mittelgroß“, sagt Bischof Mackinlay und schmunzelt. Denn er meint: Mittelgroß für australische Verhältnisse. „Es ist eine wunderschöne Diözese, mit ihren vielen Flüssen und Bergen.“ Und davon bekommt der Bischof viel zu sehen. Denn um die Pfarrei, die am weitesten von Bendigo entfernt ist, zu erreichen, braucht er fünfeinhalb Stunden mit dem Auto.
  • Die große Fläche ist Glaubensheimat für über 90.000 Katholikinnen und Katholiken. Das hört sich wenig an. Aber in Australien gibt es keine stark konfessionell geprägten Gebiete wie in Europa, die verschiedenen Glaubensgemeinschaften verteilen sich relativ gleichmäßig über das Land. Ein Katholikenanteil von 25 Prozent der Bevölkerung ist die Regel
  • In Bendigo steht das drittgrößte Gotteshaus Australiens: Die Sacred Heart Cathedral wurde mit Mitteln aus dem Vermögen von George Henry Backhaus finanziert und im neugotischen Stil gebaut.

Bischof Shane Mackinlay

Shane Mackinlay (geboren 1965) wurde im 2019 zum Bischof von Sandhurst ernannt und empfing im gleichen Jahr die Bischofsweihe. Bei dem feierlichen Gottesdienst waren auch zwei Priester aus dem Erzbistum Paderborn anwesend. Nach der Weihe habe er vier Monate zum Kennenlernen seines Bistums gehabt, so Mackinlay weiter, dann habe die Pandemie das normale Arbeiten verunmöglicht. „Ich bin jetzt seit fast drei Jahren Bischof und ich hatte noch nicht einmal so etwas wie Normalität“, sagt er. Aber „ich bin sehr gerne Bischof und meine Aufgaben bereiten mir Freude – in meinem Bistum, auf Landesebene und weltkirchlich“. Und weltkirchlich liege ihm besonders die Verbindung nach Paderborn am Herzen, die auf George Henry Backhaus zurückgeht.

Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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