„Ich bin Christin“, sagt die 43-Jährige und sieht in ihrem Wirken für die unterschiedlichen Kirchen „keinen Widerspruch“. Darüber hinaus sei es egal, „in welcher Kirche man ist“. Entscheidend sei, den eigenen Glauben zu leben, wobei dies „sogar auf einer Bank im Park möglich ist“. Natürlich auch auf einer Kirchenbank, die Yvonne Deimel regelmäßig in Anspruch nimmt. Zwar ist sie nach evangelischen Prinzipien erzogen worden, doch der Besuch einer katholischen Messe gehört für Deimel ebenso zum Alltag. Allein schon, weil der Malteser-Hilfsdienst turnusmäßig Gottesdienste ausrichtet, die in der Vergangenheit von Yvonne Deimel mitgestaltet wurden.
Aktive Teilnahme wird bei den Maltesern groß geschrieben, wobei sich Yvonne Deimel wie alle Helferinnen und Helfer ehrenamtlich engagiert. Soll heißen, die Bankangestellte opfert ihre Freizeit, um für Bedürftige da zu sein. Kein alltäglicher Akt, denn die Zahl unbezahlter Hilfskräfte geht zurück. Wofür Deimel wenig Verständnis aufbringt, kann sie es doch nicht nachvollziehen, dass sich zunehmend weniger Menschen im Ehrenamt engagieren. „Ich nehme, also gebe ich auch“, erscheint der Lippstädterin ein Gleichgewicht aus Fordern und Gefordert werden normal. Im Übrigen würde das gesamte soziale System „ohne Ehrenamt nicht funktionieren“.
Krisenstab an einem geheimen Ort
Erst recht nicht in Zeiten von Covid-19. Von März bis Mai gehörte Yvonne Deimel dem Corona-Krisenstab an, der an einem geheimen Ort untergebracht war. Hintergrund: Potenzielle Diebe sollten keine Gelegenheit erhalten, Schutzmasken, Handschuhe und Ausrüstung zu stehlen. Die Maßnahme war erfolgreich: Rund 400.000 Masken wurden in den letzten Monaten von Deimel und Kollegen entgegen genommen, kommissioniert und ausgeliefert. Profitieren durften neben Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wichtige Institutionen wie Schulen, Arztpraxen, Feuerwehr, Abstrichzentren, Hebammen und Bestatter.
„Um Leben und Tod“ ging es auch bei der Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Die Malteser inklusive Yvonne Deimel waren – bedrängt vom braunen Mob – in Dortmund im Einsatz, wo die Neuankömmlinge ihre Erstversorgung erhielten. Die Dankbarkeit der Geflüchteten für einen mit Wasser gefüllten Pappbecher sei schier grenzenlos gewesen. Weil die Menschen neben Durst großen Hunger verspürten, sei es keine Seltenheit gewesen, dass sie „den Becher nach dem Leeren aufgegessen haben“.