logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
Innenansicht der Kirche Heilige Familie in Lünen-Süd© Besim Mazhiqi

Zeugnis einer großen Aufbruchsstimmung

Erzbistumskalender 2024: Durch Bergsenkungen ist die Kirche Heilige Familie in Lünen-Süd um einen Meter in Schieflage

Mit dem Bildmotiv dieses Kalenderblatts kann sich Willi Aufenberg erst auf den zweiten Blick anfreunden. Sein Wunschmotiv ist, passend zu Ostern, das Lebensbaum-Kreuz im Kircheninneren. Aber wenn das Kalenderbild hilft, die Menschen in die Kirche zu ziehen, hin zum Kreuz, ist der Pastor im Ruhestand mit der Außenaufnahme zufrieden. Selbst wenn der Turm viel später dazukam. Dann beginnt der 89-Jährige zu erzählen, und auf einmal ist sie da: eine wundervolle Geschichte. Sie beginnt mit einem Architekten auf dem Höhepunkt seines Schaffens, aber eigentlich ist sie die Erzählung von Aufbrüchen in einem erfüllten Glaubensleben.

Neugotischer Stil

Doch der Reihe nach. Erbaut wurde die Kirche Heilige Familie in den Jahren 1903 und 1904. Durch die neuen Zechensiedlungen in Lünen-Süd und Gahmen waren damals viele Katholikinnen und Katholiken nach Lünen gekommen. 1896 entstand in Beckinghausen die erste katholische Kirche Lünens südlich der Lippe, ein Jahr darauf wurde eine Notkirche errichtet, und 1903 begann man gleichzeitig mit dem Bau von zwei Kirchen, der Herz-Jesu-Kirche und der Kirche Heilige Familie. Als Architekt der Kirche Heilige Familie wurde Johannes Franziskus Klomp verpflichtet. Der 1865 geborene deutsche Architekt mit niederländischen Wurzeln war ein Vertreter des späten Historismus. Seine Schaffensperiode reichte nur von 1896 bis 1915, doch in dieser kurzen Zeit zeichnete er für die Planung und Ausführung von über 200 bedeutenden Bauten verantwortlich. Sein Entwurf der Kirche Heilige Familie war ebenbürtig mit dem der Dreifaltigkeitskirche in Dortmund; beide zählen zusammen mit der Franziskanerkirche in Dortmund und dem Artländer Dom in Ankum zu den bekanntesten Werken Klomps. Allerdings fehlte der im neugotischen Stil errichteten Kirche Heilige Familie in Lünen lange Zeit etwas Wesentliches: der Turm.

Kirchenschiff in Schieflage

„Das liegt daran, dass die Baukosten davonliefen“, weiß Pastor Aufenberg. Laut Pfarrchronik war der Bau ohne Architektenhonorar mit 70.000 Mark veranschlagt, am Ende landete man im Jahr 1904 aber bei 95.000 Mark. Also musste die Kirche ohne Turm auskommen. Der wurde erst im Jahr 1959 im damals vorherrschenden Zeitstil angebaut. „Anders als manche vermuten, wurde der erste Kirchturm also nicht ein Opfer von Bergschäden“, erzählt Pastor Aufenberg. „Es gab gar keinen.“ Bergsenkungen sind allerdings sehr wohl zu spüren: Wie manch anderes Gebäude in Lünen-Süd ist die Kirche Heilige Familie buchstäblich in Schieflage – der Höhenunterschied beträgt auf der Länge des Kirchenschiffs über einen Meter.

1975 wurde Aufenberg Pfarrer der Gemeinde Heilige Familie in Lünen-Süd. Als Zeitzeuge des Zweiten Vatikanischen Konzils weiß er viel über diese Zeit zu berichten, die ihn geprägt hat. 1959, in dem Jahr, in dem er zum Priester geweiht wurde, begannen die Vorbereitungen zum Konzil. „Es herrschte eine freudige Aufbruchsstimmung“, sagt Aufenberg. „Vieles erschien möglich, vieles wurde erreicht.“ Sichtbar wird dies unter anderem daran, dass in der Kirche Heilige Familie der Altar von der Stirnwand im Chor in die Vierung gerückt ist. Für Aufenberg ist diese Veränderung bedeutsamer als der neue Turm: „Der Altar im Zentrum ist das Zeichen einer offenen und lebendigen Gemeinde, die in der Feier der Eucharistie ihre Mitte hat.“

Heilige Familie in Lünen

Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Ort.

Das Kalenderbild

© Besim Mazhiqi

Bistumskalender 2024: Auf dem Weg im Erzbistum Paderborn

Der diesjährige Bistumskalender nimmt uns mit auf eine Reise durch das Erzbistum Paderborn und macht jeden Monat Halt an zwei besonderen Orten: an zahlreichen Kapellen oder Kreuzwegen, die jeweils Zeugen einer interessanten Entstehungsgeschichte sind. Darüber hinaus erzählt der Kalender faszinierende Geschichten von Menschen, die mit diesen Orten verbunden sind – manchmal nicht nur über viele Jahre, sondern sogar über weite Entfernungen hinweg. Wir stellen Ihnen hier alle zwei Wochen das neueste Kalenderblatt vor.

Weitere Einträge

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Unser Glaube Wohin bewegt sich die Kirche?

Beim Zukunftskonvent in Werl wurde eine pilgernde Kirche erlebbar, die Veränderung zu ihrem Wesen macht.
© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn

Unser Glaube Kindliche Freude

Angelina Grasshoff ist Erzieherin. Sie sagt: "Man müsste die Welt mehr mit Kinderaugen sehen."

Unser Glaube Vertrauen. Neugierde. Hoffnung.

Was Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz aus seinen ersten Wochen im Amt lernt
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit