Quer durch die Epochen verfolgt Kirchenarchitektur eine ausgeklügelte Lichtregie. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen gleich beim Betreten die sakrale Bedeutung des Raumes zu verdeutlichen und den Blick auf den Altarraum zu lenken, zum Altar als Ort der Wandlung, mit der sich die reale Gegenwart Jesu Christi vollzieht. Diese Führung des Blickes gilt auch für die Pfarrkirche St. Joseph in Delbrück-Ostenland. Von seitlichen Chorfenstern, die sich jedoch den Blicken entziehen, fällt das Licht sanft auf den Altartisch.
Zugleich hält die Lichtregie von St. Joseph eine Überraschung bereit. Es ist das runde Glasfenster über dem Hauptportal, das Menschen oft erst nach dem Gottesdienst beim Verlassen der Kirche wahrnehmen. „Im Zentrum steht die Taube als Zeichen des Heiligen Geistes“, beschreibt Wolfgang Hansjürgens, Verwaltungsleiter der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Neuenbeken und langjährig ehrenamtlich in seiner Heimatgemeinde St. Joseph engagiert, das Glasfenster. „Um den Heiligen Geist herum gruppieren sich Feuerzungen und musizierende Engel.“ Es handelt sich natürlich um eine Darstellung des Pfingstwunders – ein Wunder, das sich für Wolfgang Hansjürgens ständig wiederholt: „Der Heilige Geist entlässt uns mit seinem Segen.“
Wie Hansjürgens sind viele Menschen in Ostenland eng mit ihrer Kirche verbunden. „St. Joseph zählt zu den Gemeinden mit dem stärksten Gottesdienstbesuch im Pastoralen Raum Delbrück-Hövelhof“, berichtet der engagierte Christ. Die Glaubensstärke zeigt sich auch daran, dass erst im Jahr 2010 mit der Marienweihe und der Lichterprozession ein neues religiöses Brauchtum in Ostenland geschaffen wurde. Seither säumen am Wochenende nach Mariä Himmelfahrt hunderte in Einmachgläser gestellte Kerzen den Weg von der Pfarrkirche St. Joseph durch den Ort zur Lourdes-Madonna im Pfarrgarten. Bis alle Lichter brennen, bedeutet das viel Arbeit für die Ehrenamtlichen.