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Erzbistum Paderborn
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© Dirk Lankowski / Erzbistum Paderborn

Der Weltjugendtag in Gebärdensprache

Wie eine Gruppe der Gehörlosenseelsorge aus dem Erzbistum den Weltjugendtag in Lissabon erlebte. Ein Reisebericht von Schwester Judith Beule SMMP.

An der Fahrt des Erzbistums Paderborn zum Weltjugendtag in Lissabon nahm auch eine Gruppe tauber und taubblinder Menschen teil. Wie haben sie das katholische Großereignis erlebt? Schwester Judith Beule SMMP von den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel berichtet von bewegenden Erfahrungen, aber auch von Barrieren. Sie ist Koordinatorin der Seelsorge für und mit Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen und taubblinde Menschen im Erzbistum Paderborn.

Am 23. Juli 2023 haben wir, eine kleine Gruppe der Gehörlosenseelsorge aus dem Erzbistum Paderborn, uns gemeinsam mit etwa 250 Pilgerinnen und Pilgern aus unserem Erzbistum auf den Weg zum Weltjugendtag nach Lissabon gemacht. Insgesamt starteten fünf Busse voller junger Menschen am Sonntagabend an unterschiedlichen Punkten im Erzbistum. Mit uns reisten Gruppen aus Unna, Kamen und Holzwickede sowie die Gruppe Dortmund 2.

Unser erstes Ziel für einen Zwischenstopp war Le Mans, die Partnerdiözese des Erzbistums Paderborn. Dass die Bistümer untereinander guten Kontakt haben, konnte man in der Gemeinde und beim gemeinsamen Gottesdienst spüren. Danach ging es weiter nach Porto, unserem ersten größeren Ziel. Dort fanden die Tage der Begegnung statt.

Vorgeschmack in Le Mans und Porto

Im Bistum Porto wurden wir in der Stadt Oliveira de Azeméis herzlich aufgenommen. Dort waren Pilgerinnen und Pilger aus Deutschland, Polen und der Dominikanischen Republik in Gastfamilien oder in Schulen untergebracht. In der Stadt Porto, wo wir mit unseren Bussen täglich hingebracht wurden, gab es ein vielfältiges Programm, unter anderem mit Katechesen, Anbetung, Taizégebeten und Sightseeing. Am Samstag, dem 29. Juli 2023 gab es in Porto bereits einen „kleinen Weltjugendtag“ mit über 16.000 Pilgerinnen und Pilgern, die im Bistum Porto untergebracht waren. Nach einem feierlichen Gottesdienst gab es die Möglichkeit, zum Meer zu gehen, zu feiern, einander zu begegnen und sich mit jungen Menschen aus vielen Ländern auszutauschen. Nach einem ereignisreichen Tag kehrten wir am Abend in unsere Unterkunft zurück.

Der Sonntag startete um 11.00 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst in der Gastgemeinde, den die drei Länder mitgestaltet haben. Anschließend waren wir deutschen Pilgerinnen und Pilgern bei portugiesischen Familien zum Mittagessen eingeladen. Bei der großen Anzahl der Gäste war dies eine logistische Herausforderung, die gut gemeistert wurde: die Familien waren alle sehr herzlich und haben zusätzlich zu ihren „Gastkindern“, welche bereits die Woche bei ihnen übernachtet haben, noch weitere Teilnehmende unseres Erzbistums aufgenommen, sodass oftmals bis zu 15 Personen aus verschiedenen Ländern gemeinsam am Tisch saßen. Anschließend fand in einem nahegelegenen Park ein Abschlussfest statt und am Abend wurde ein gemeinsames Abschlussgebet gehalten. Dabei wurde besonders allen Familien und Helferenden ein großer Dank ausgesprochen.

Andacht in Fatima

Julia Stachnik aus der Gruppe der Gehörlosenseelsorge des Erzbistums zog folgendes Fazit: „Mir hat am besten gefallen, dass wir mit verschiedenen Gruppen beisammen waren und es einen guten Austausch gab. Viele waren sehr offen, begeistert und bemüht, visuell und /oder gebärdensprachlich zu kommunizieren.“

Am Montag, den 31. Juli 2023 fuhren wir los zum nächsten Ziel: Lissabon. Auf dem Weg hatten wir einen kurzen Aufenthalt in Fatima. Dort haben wir uns der Gruppe aus Unna, die bereits vor dem Weltjugendtag einige Gebärden gelernt hat, angeschlossen und haben an diesem besonderen Ort eine gemeinsame Andacht gefeiert. Anschließend blieb nur wenig Zeit, die wichtigsten Orte flüchtig anzuschauen. Neben den Paderborner Gruppen waren noch sehr viele andere Pilgerinnen und Pilger dort.

Begegnungen mit Mensch und Tier

Am Nachmittag ging es dann weiter nach Lissabon, wo wir gegen 18.00 Uhr ankamen. Dort haben sich alle fünf Busgruppen des Erzbistums wieder getroffen und wurden nach Geschlechtern getrennt in einer Grundschule und einer Sporthalle untergebracht – ein Abenteuer! Zu den kalten Duschen musste man gefühlt einen Kilometer laufen und am Abend haben wir festgestellt, dass nicht nur wir, sondern auch einige Kakerlaken sich in unserem Klassenraum wohlgefühlt haben.

Am ersten vollen Tag in Lissabon konnten wir uns die Stadt anschauen. Am Abend gab es eine feierliche Eröffnung, welche leider nicht ganz barrierefrei war und nicht ohne Hindernisse ablief. Nachdem wir halbwegs einen Platz mit Personen aus unterschiedlichen Ländern und verschieden Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern bekommen haben, konnten wir jedoch eine schöne Eröffnung genießen.

Ein Auf und Ab der Inklusion

Morgens gab es stets „Rise up“-Katechesen zur Einführung, gestaltet von unterschiedlichen Bistümern. Unsere Gruppe hatte am Mittwoch, den 2. August ein Treffen mit allen Gehörlosen, die beim Weltjugendtag dabei waren – Personen aus neun verschiedenen Ländern. Das war superschön: alle konnten sich in Gebärden unterhalten und es hat funktioniert, auch wenn diese Gebärdensprachen alle verschieden sind. International Signs (ikonische Gebärden, keine Sprache) und Englisch (Mundbild) halfen dabei weiter. Neben dem Programm, speziell für uns taube und taubblinde Menschen, haben wir auch an offiziellen Programmpunkten teilgenommen.

Julia Stachnik schildert ihre Erfahrungen so: „Als taube/ taubblinde Personen sind wir unsichtbar. Deswegen sind wir oft auf Unverständnis und Barrieren gestoßen. Das ist sehr schade. Wir sind aus einigen anderen Ländern anderen tauben / taubblinden Personen begegnet und hatten verschiedene Gebärdensprachen und Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher. Diese haben keine Texte, Materialien oder sonstige Vorbereitung / Unterstützung erhalten. Deshalb gab es auch hier Barrieren.“

Uneingeschränkte Teilnahme

Am Donnerstag wurde der Papst willkommen geheißen. Dabei hatten wir Zugang zu einem anderen Bereich, welcher besser für uns taube und taubblinde Menschen war, einige taube Freiwillige haben sich hierfür eingesetzt. Die Sicht war dort besser und wir hatten mehr Platz. Auch für den Kreuzweg am nächsten Tag konnten wir dort sitzen und haben dadurch viel mitbekommen.

Der Kreuzweg war ein Highlight: Er wurde durch Tanz, Bewegung, Performance und aktuelle Texte gestaltet und war sehr berührend. Dank der Dolmetscherinnen und Dolmetscher bekamen wir viel mehr mit als sonst.

Gottesdienst in Gebärdensprache

Ein besonderes Ereignis war der Abschlussgottesdienst in Gebärdensprache, welche die Länderverantwortlichen der Gehörlosengruppen organisiert haben. Verwendet wurde hauptsächlich American Sign Language, aber auch die anderen Gebärdensprachen wurden eingebunden. Es war ein Gottesdienst nur in Gebärdensprachen, also visuell. Der taube Priester Shawn aus Amerika hielt den Gottesdienst in Amerikanischer Gebärdensprache (ASL), und die anderen Länder wirkten bei Psalmen, Lesung, Evangelium und Fürbitten mit. Der Gottesdienst war sehr berührend und bewegend.

Anschließend ging es für uns für eine Nacht zum Feld am Tejo, wo die Vigil am Samstagabend und die Weltjugendtags-Abschlussmesse am Sonntagmorgen stattfanden, beides gemeinsam mit dem Papst. Der Weg dorthin beinhaltete einen langen Fußmarsch durch die portugiesische Hitze. Auf dem Gelände gab es einen speziellen Bereich für Menschen mit Behinderung, allerdings wurde auch hier mehr auf körperliche Behinderung geachtet. Das ist recht schade und man merkt, dass es noch viel Aufklärungsbedarf gibt. Für Gehörlose war ein eigener Bereich eingerichtet, von dem aus wir gut sehen konnten – auch der Papst ist direkt an uns vorbeigefahren. Die Vigil war bewegend: so viele junge Menschen, ausgerichtet auf einen Gott in der Eucharistische Anbetung. Nach der Vigil gab es die Möglichkeit, weiter Lobgesänge und christliche Lieder zu singen oder sich einen Schlafplatz auf dem Feld zwischen Wiese und Steinen zu finden.

Eine ganz besondere Reise

Nach einer kurzen Nacht haben wir am Sonntag einen schönen Abschlussgottesdienst erleben dürfen. Ausgesendet mit viele guten positiven Erfahrungen fuhren wir zurück. Der WJT war für uns alle insgesamt ein besonderes Erlebnis.

Das Abschlussfazit von Julis Stachnik: „Die Reise zum Weltjugendtag in Lissabon war ein bereicherndes Erlebnis für mich. Ich habe viel mitgenommen: Spiritualität in unserer Gruppe und bei einigen großen, gemeinsamen Events und besonders im visuellen, gebärdensprachlichen Gottesdienst.“

Text: Sr. Judith Beule (SMMP), Koordinatorin der Seelsorge für und mit Menschen mit Hör-und Sprachbehinderungen und Taubblinde Menschen im Erzbistum Paderborn

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