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Erzbistum Paderborn
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© Elisabeth Strüber / Erzbistum Paderborn
Unser Glaube
15. Dezember 2022
Paderborn

„Alte Messe“ – junge Leute

Feierlich und geheimnisvoll – was fasziniert Teenager an der Messe nach der Liturgie von 1962? Wir haben nachgefragt

Ein katholischer Gottesdienst beginnt mit dem Kreuzzeichen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wenn Theresia Maria Gabriel und Dominik Lepich in die Kirche gehen, beginnt man dort auch mit dem Kreuzzeichen, dann heißt es aber: In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti. Das ist Lateinisch. Theresia Maria Gabriel und Dominik Lepich besuchen die Messe nämlich in der Form, wie sie vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils üblich war.

Theresia Maria ist 14 Jahre alt, Dominik 16. Den Ritus, der vor über 50 Jahren galt, kennen sie, weil Papst Benedikt XVI. ihn 2007 mit dem Schreiben „Summorum Pontificum“ jenem Ritus gleichstellte, der seit der Liturgiereform gebräuchlich war. Der neue war die „ordentliche“ und der alte die „außerordentliche Form“ des römischen Ritus. Dadurch konnten Priester Messen nach der vor der Reform gebräuchlichen Form der Liturgie von 1962 feiern.

Außerordentlich, alt oder von 1962?

Seit 2007 wurde die Bezeichnung „außerordentliche Form des römischen Ritus“ für die Messe verwendet, die nach dem vor der Liturgiereform gültigen Ritus gefeiert wurde. Mit seinem 2021 veröffentlichten Schreiben „Traditionis custodes“ schränkte Papst Franziskus die von seinem Vorgänger gewährten Freiheiten in Bezug auf die alte Liturgie ein und schaffte die Begrifflichkeiten „ordentlich“ und „außerordentlich“ ab.

Seither gibt es nur noch den einen römischen Ritus – also die Liturgie in der vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführten und seit 1969 gültigen Form. Eine offizielle Bezeichnung für die Liturgie aus der Zeit davor gibt es nicht. Deshalb behilft sich dieser Text mit der Bezeichnung „Liturgie von 1962“, weil sie in diesem Jahr zuletzt von Papst Johannes XXIII. verändert worden war, bevor auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine umfassende Reform der Liturgie angestoßen wurde.

Besonders feierlich

Was ist das Besondere an dieser Form? Da sind sich Theresia Maria und Dominik einig: „Sie ist so feierlich.“ Was bedeutet das konkret? „Zu Anfang jeder heiligen Messe werden wir mit Weihwasser besprengt und es wird immer Weihrauch verwendet“, erzählt Theresia Maria. Der Altar sei besonders hergerichtet und der Priester trage besondere Gewänder. „Und die gregorianischen Gesänge sind sehr schön.“ Menschen, die diese Form der Liturgie noch gar nicht kennen, werden sich vor allem über zwei Aspekte wundern: Der Priester steht vor dem Altar, mit dem Rücken zur Gemeinde. Und alle Gebete sind auf Latein.

Das sei erst einmal gewöhnungsbedürftig, sagt Theresia Maria. Sie weiß, wovon sie spricht, denn sie ist mit der „normalen“ Messe aufgewachsen. Seit fünf Jahren besucht sie mit ihrer Familie nun überwiegend die Messe nach der Liturgie von 1962. „Am Anfang war es für mich schwierig, weil ich das Latein nicht verstanden habe“, sagt sie. Aber der Klang der Sprache habe ihr gefallen. Und zum Glück gibt es Bücher, in denen die lateinischen Texte neben den deutschen Übersetzungen stehen.

Geheimnisvoll und andächtig

Dominik wiederum kennt gar nichts anderes als die Messe auf Latein. Seine Familie geht seit 15 Jahren zur Messe in der Busdorfkirche. „Schon als Kind soll ich ganz fasziniert in der Kirchenbank gesessen haben“, sagt er. Er sei damit aufgewachsen, aber „ich habe nie viel verstanden“. Das hält ihn nicht davon ab, Messdiener zu werden – was in der Liturgie von 1962 nur Jungen können. Die Priester, die die Messe in der alten Form betreuen, bringen ihm einzelne Gebete bei oder erklären ihm wichtige Stellen in der Liturgie. Doch so richtig verstehen lernt er die fremde Sprache erst seit einem halben Jahr – seitdem hat er nämlich Lateinunterricht an der Schule. „Bisher wusste ich so ungefähr was zum Beispiel die Worte des Stufengebets bedeuten. Wenn ich jetzt eine neue Vokabel gelernt habe, kann ich mir wieder einen Teil des Ritus erschließen. Das ist ein tolles Gefühl.“

Nichts oder nur wenig verstehen – das mag auf manche abschreckend wirken, für Maria Theresia und Dominik macht gerade das den Reiz aus. Das trüge zu einer besonderen Stimmung bei. „Das Lateinische und die besondere Form haben etwas Geheimnisvolles. Im neuen Ritus versteht man alles, da geht das verloren“, sagt Dominik. Theresia Maria sieht das ähnlich: Die lateinischen Texte und auch das viele Knien würden ihr Gelegenheit zur Andacht bieten. Momente, in denen sie als Gläubige nichts anderes tun braucht, helfen ihr, sich ganz auf das Mysterium am Altar zu fokussieren.

Alle knien, alle erwarten den Herrn

Und auch da sind sich beide einig: „Das Schönste an der Messe in der alten Form ist die Wandlung. Alle knien, alle sind andächtig, alle erwarten etwas“, sagt Dominik. „Das ist ein besonderer Moment, wenn der Priester die Hostie dann ganz ehrfürchtig über seinen Kopf hebt“, sagt Theresia Maria. Weil der Priester zwischen Gemeinde und Altar steht, ist dieser Moment der erste, an dem die Gläubigen die Hostie – den Leib Christi – sehen können. „Man sieht wirklich, dass das der Höhepunkt der Messe ist. Und weil die alte Messe an sich schon viel feierlicher ist, ist ihr Höhepunkt auch nochmal feierlicher“, sagt Dominik.

Diese Momente der Andacht und Feierlichkeit erleben Theresia Maria und Dominik in der Paderborner Busdorfkirche. Zusammen mit dem Dom ist sie einer der beiden Orte in Paderborn, an dem die Messe nach der Liturgie von 1962 wöchentlich angeboten wird. Einmal im Monat gibt es sie noch in Minden.

Vielfältige Glaubensheimaten ermöglichen

Im Verhältnis zu den rund 60.000 katholischen Gläubigen im Erzbistum Paderborn, die aktuell sonntags einen Gottesdienst mitfeiern, stellen die Besuchenden der Liturgie von 1962 nur einen kleinen Teil dar. Trotzdem ermöglicht ihnen die Bistumsleitung Seelsorge in dieser Form. Denn in den 15 Jahren seit Summorum Pontificum ist sie nicht nur Theresia Maria und Dominik zur Glaubensheimat geworden. Im Vergleich mit der normalen Messe fällt auf, dass viele junge Familien und Einzelpersonen die Liturgie von 1962 besuchen.

„Am Ende geht es nicht darum, eine Liturgie gegen die andere auszuspielen“, sagt Monsignore Gregor Tuszynski, Leiter der Fachstelle Liturgie, „sondern eine Vielfalt zu ermöglichen, in der Menschen ihre spirituelle Heimat finden können.“ Und das kann auf Latein, auf Deutsch oder Polnisch sein, in Form der Liturgie von 1962, der normalen Sonntagsmesse oder als Worship-Festival. Nachdem sie das Kreuzzeichen geschlagen haben, sagen nämlich alle das Gleiche: Amen.

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Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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