Frieden und Gerechtigkeit in der Welt, in der Zivilgesellschaft sind nicht selbstverständlich. Um Frieden und Gerechtigkeit muss immer neu gerungen werden, intellektuell redlich, auf ethisch-moralischer Basis, aber auch ganz praktisch.
Die Unterscheidung von Religion und Politik bedeutet nicht, dass die Religion in der Demokratie bedeutungslos ist. Prägnant hat dies der frühere Verfassungsrechtler und Rechtsphilosoph Ernst-Wolfgang Böckenförde auf den Punkt gebracht: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst [mit den ihm eigenen Mitteln des Rechts] nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist.“
Damit ist gemeint: Die Demokratie kann gleiche Freiheit für alle garantieren, aber sie funktioniert nur, wenn die Menschen die Freiheit dann auch nutzen, um sich für die Gesellschaft zu engagieren, wenn sie sich für Gerechtigkeit einsetzen, wenn sie in Bildung und Forschung um Lösungen für all die Herausforderungen des Zusammenlebens ringen.
Das kann man nicht rechtlich erzwingen, denn es hängt davon ab, dass die Menschen auf einer tieferen persönlichen Ebene motiviert sind. Diese Ebene hat mit Sinnvorstellungen zu tun, die ihrerseits ein klassisches Terrain der Religionen und Weltanschauungen darstellen. Für solche Sinngebung schafft der Glaube die Grundlagen.
Deshalb, so meine ich, sind die Religionen wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Einen Mehrwert für diesen Zusammenhalt sehe ich zum Beispiel in einem Menschenbild, das jeden Menschen mit gleicher Würde ausgestattet sieht! Denn ich glaube an einen Gott, der Mensch geworden ist. Für jeden Menschen.
Diese Überzeugung bringe ich als Christ ein, wenn es in gesellschaftlichen Diskursen und demokratischen Prozessen unter anderem um Fragen des gelingenden Zusammenlebens, der Orientierung und der Gerechtigkeit geht. Glaube ermutigt und motiviert, unsere Zivilgesellschaft konkret mitzugestalten.