Wenn ich mir das Pfingstereignis vergegenwärtige als „Fest der Sprache“ und „Sternstunde der Kommunikation“, wird mir bewusst, dass das alles andere als selbstverständlich ist. Denn leider hat Sprache auch eine dunkle Seite, die gerade nicht der Verständigung dient, sondern der Manipulation, der Spaltung, der Stiftung von Hass und Feindschaft.
Mit Hilfe von Sprache kann Wirklichkeit verschleiert und verfälscht werden. Sprache ist ein Mittel, um zu lügen und Gewalt auszuüben, angefeuert durch die digitalen Möglichkeiten. Die sind nicht nur ein Segen, wie viel zu viele Menschen schmerzlich erfahren müssen – auch die Kirche, deren Geschichte doch mit einem Wunder der Verständigung beginnt, ist nicht davor gefeit.
Schlimmer noch: Mit Hilfe von Sprache wurden und werden Massen aufgehetzt, zum Hass verleitet, zu schlimmen Verbrechen angetrieben. Sprache ist auch das Medium der Demagogie.
Hinzu kommt die Masse an Botschaften, der man sich heute gegenübersieht. Die Smartphones überfluten die Welt mit Push-Nachrichten, SMS, Posts, Videos, Werbung. Diejenigen, die Sprache als Waffe verwenden, haben es so natürlich sehr viel leichter, denn wer soll in dieser medialen Dauerbefeuerung den Überblick behalten? Gäbe es heute ein Pfingstereignis, dann müsste der Heilige Geist vielleicht weniger Sprachbarrieren beseitigen, sondern Unterscheidungshilfe sein: zwischen wahr und falsch, zwischen echter Information und Manipulation – und natürlich zwischen dem, was dem Menschen zum Heil gereicht, einer guten Botschaft also, und dem, was dem Menschen schaden will.
Wenn ich heute Pfingsten feiere, dann feiere ich genau das: den Heiligen Geist als Garant der Verständigung, in der Hoffnung, dass er auch heute dabei helfen kann, auf jene Stimmen zu hören, die Gutes im Sinn haben und zwischen wahr und falsch zu unterscheiden.