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Erzbistum Paderborn
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Johannes der Täufer taufte seine Gefolgschaft im Fluss Jordan© Wirestock Creators / Shutterstock.com
Unser Glaube
24. Juni 2022
Beverungen

Johannes der Täufer: Fingerzeig auf Jesus

In diesen Tagen gedenkt man in sehr vielen Kirchen im Erzbistum Paderborn eines bestimmten Heiligen: Johannes der Täufer ist hier nämlich der zweithäufigste Patron. Pfarrer Frank Schäffer aus Beverungen weiß wieso - und auch ob dieser Heilige heute noch aktuell ist

Laut Wikipedia gibt es im Erzbistum Paderborn über 50 Kirchen und Kapellen, die Johannes dem Täufer gewidmet sind. Mehr Patronate vereinigt nur die Gottesmutter Maria auf sich, mit über 100 ihr geweihten Gotteshäusern. Was macht den heiligen Johannes in so vielen Fällen zum Patron der Wahl? Und hat er den Menschen im 21. Jahrhundert noch etwas zu sagen?

Einer, der diese Fragen beantworten kann, ist Frank Schäffer. Schäffer ist Priester und aktuell in seiner dritten Johannes-Pfarrei eingesetzt – allein sein Lebenslauf macht deutlich, wie häufig Johannes-Patronate im Erzbistum sind. Als Vikar war er in St. Johannes Baptist Hagen-Boele eingesetzt, später wirkte er in St. Johannes Baptist Schwaney. Seit 2016 ist er Pfarrer der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit in Beverungen. Und die Kirche der Kleinstadt auf der westfälischen Seite des Dreiländerecks NRW-Hessen-Niedersachsen heißt ebenfalls St. Johannes Baptist.

Die Erklärung für die vielen Johannes-Kirchen

Eine Erklärung für die Patronatshäufung hat Pfarrer Schäffer auch parat: Beverungen, die alte Corveyer Gründung, war ein Taufort. Früher wurde nicht in jeder Kirche getauft, denn dafür brauchte man einen eigenen Raum mit einem großen Becken im Boden. Dieser Raum hieß Baptisterium und in dem Becken wurden zunächst überwiegend Erwachsene getauft – und zwar indem sie darin standen und komplett eingetaucht wurden. Erst als man im Laufe des Mittelalters dazu überging, Kleinkinder zu taufen, wurden auch die Becken kleiner und nahmen ihre bekannte, kelchartige Form an. Diese kleineren Taufbecken konnten nun in jeder Kirche stehen. Die alten Taufkirchen wurden dem heiligen Johannes dem Täufer gewidmet und als normale Pfarrkirche weitergenutzt. Viele der Johannes-Kirchen im Erzbistum Paderborn erzählen also auch etwas davon, wie die Region christlich wurde.

Die Taufe ist etwas, das den Pfarrer Schäffer mit Johannes dem Täufer verbindet. „Letzten Sonntag habe ich zwei Kinder getauft“, erzählt er. Er lasse immer die Eltern die Bibelstelle für die Taufe heraussuchen und diesmal hätten sie sich für eine der Stellen entschieden, in der Jesus von Johannes im Jordan getauft wird (Mk 1,9-11; Mt 3,13-17; Lk 3,21-22 und Joh 1,29-34). Eins der beiden Kinder war schon alt genug, dass Schäffer mit ihr reden konnte. Er sagte ihr: „So wie das damals bei Jesus war, machen wir das heute auch.“ Ganz das gleiche sei es natürlich nicht. „Aber wie sich damals der Himmel geöffnet und Gottes Stimme gesagt hat: ‚Du bist mein geliebter Sohn.‘, so sagt Gott in jeder Taufe ‚Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn‘ dem Täufling zu. Das ist eine starke Aussage.“

Johannes der Täufer – Kurzbiografie Teil 1

Das Lukasevangelium berichtet ausführlich von der Zeit vor der Geburt des Johannes. „Elisabet und Zacharias waren schon länger verheiratet, der erhoffte Nachwuchs blieb aber aus“, sagt Pfarrer Schäffer. „Dann erhält Elisabet die göttliche Prophezeiung, dass sie trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch ein Kind empfangen wird.“ Ihr Mann Zacharias ist Priester im Tempel in Jerusalem und nimmt diese Neuigkeit erst einmal nicht ernst – wofür er von jetzt auf gleich seine Stimme verliert. Elisabet ist aber voller Hoffnung und wirklich, sie gebiert einen Sohn.

„Die Namensgebung ist außergewöhnlich. Normalerweise gab man einem neugeborenen Sohn den Namen des Vaters oder einen anderen, lange in der Familie verwendeten Namen. Elisabet nennt ihr Kind Johannes. Zacharias muss diese Namenswahl schriftlich bestätigen, denn er ist noch immer stumm. Und in dem Moment, in dem er ‚Johannes‘ auf eine Tafel schreibt, erhält er seine Stimme zurück.“

Die Verbindung zwischen Johannes dem Täufer und Jesus Christus besteht über ihre Mütter. Elisabet ist die Cousine Mariens. Letztere besucht sie, selbst schwanger, um der älteren Frau während ihrer Schwangerschaft zu helfen (Lk 1,39-40). Johannes kommt ungefähr ein halbes Jahr vor Jesus zur Welt. „Deshalb liegt das Fest seiner Geburt am 24. Juni im Kirchenkalender auch ein halbes Jahr vor Weihnachten“, sagt Schäffer.

Der Heilige heute

Einen Hannes habe er bereits getauft, einen „richtigen“ Johannes aber noch nicht, sagt Schäffer. Der Name komme nicht mehr so oft vor. In seiner eigenen Familie, erzählt er, sei der Name noch häufig vergeben worden. Der Namenstag am 24. Juni wurde entsprechend gefeiert. Heute ist das anders. Am Sonntag wird in Beverungen der Johannestag gefeiert. Diese Tradition ist den Menschen in der Kleinstadt wichtig. Doch wenn er Kommunionkinder frage, wer denn der Patron der Kirche sei, „dann gucken die mich oftmals etwas ratlos an“.

Erwachsenen ist Johannes der Täufer nach Schäffers Einschätzung noch „halbwegs bekannt“. Allein schon durch sein prominentes Auftreten in der Liturgie der Adventszeit. Aber: „Die Beziehung der Menschen zu den Heiligen ist in unserer Zeit nicht mehr so ausgeprägt, wie es noch vor ein oder zwei Generationen der Fall war.“ Johannes der Täufer „spielt für die Menschen heute keine besondere Rolle mehr, so wie Religion und Glaube generell eine immer geringere Rolle spielen.“

Der Patron der Aussteiger und Umkehrer

Was könnte Menschen des 21. Jahrhunderts denn am Johannes interessieren? Seit Jahren trenden Hashtags wie #achtsamkeit oder #simpleliving in den Sozialen Medien. In vielen westlichen Ländern träumen Menschen davon, ein einfacheres Leben zu führen, in Kontakt mit der Natur zu sein, statt den ganzen Tag vor Bildschirmen zu verbringen. Auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen eine Rolle. An dieses – zumindest in den Augen von Instagram-Nutzenden – ideale Leben kommt Johannes der Täufer vor 2000 Jahren schon sehr nah dran.

Fern des Lärms der großen Städte wandert er als Asket durch die Wüste. Er trägt ein einfaches Gewand aus Kamelhaar und ernährt sich – laut dem Markusevangelium – von Heuschrecken und wildem Honig. Und ganz ohne Instagram und Twitter findet er eine große Followerschaft. Denn mit seiner Botschaft von Buße und Umkehr trifft er den Nerv der Zeit. Simple Living wie Johannes in der Wüste und Umkehr von der digitalen Welt der Ablenkungen, hin zu mehr Stille und Frieden – so könnte man Johannes‘ Botschaft für Instagram-Nutzende formulieren. Doch taugt der Täufer als Ur-Achtsamkeitsinfluencer?

Dafür ist er vermutlich zu unbequem, nicht instagrammable genug. Denn anders als die rein privaten Träume vom techniklosen Glück, die heute durch die Sozialen Medien wabern, geht es Johannes um eine gesellschaftliche Veränderung. Für Frank Schäffer ist Johannes einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt und Missstände klar benennt. Einer, der zu Umkehr aufruft und diesen Ruf zuallererst an sich selbst richtet. „In der aktuellen Krise der Kirche wird häufig gesagt, dass sich etwas ändern muss. Und es tut sich sicherlich auch etwas. Aber die Menschen haben nicht das Gefühl, dass sich wirklich etwas bewegt.“ Da könne man sich einen Johannes den Täufer wünschen, der ein klares Ziel vor Augen hat und sich und anderen die Richtung vorgibt.

Johannes der Täufer – Kurzbiografie Teil 2

Als Erwachsener führt Johannes ein asketisches Leben. Er kleidet sich in ein Gewand aus Kamelhaar. Dem Markusevangelium zufolge soll er sich nur von Heuschrecken und wildem Honig ernährt haben. Im Stil der Propheten des Alten Testaments predigt er von Umkehr und Endgericht und kündigt das Kommen eines Messias an.

Sein Wirkungsgebiet liegt am Ostufer des Jordans. Und mit den Wassern dieses Flusses tauft er seine Anhänger – die Taufe ist Symbol der Umkehr, von der er spricht. Unter seinen Anhängern ist auch sein Verwandter Jesus von Nazaret, der sich ebenfalls von ihm taufen lässt und den Johannes dann als den Sohn Gottes erkennt, von dem er gepredigt hat.

Johannes spricht gesellschaftliche Missstände offen an. Für seine Kritik an König Herodes muss er schließlich mit dem Leben bezahlen. Laut den Evangelien nach Markus und Matthäus stiftet Herodias ihre Tochter dazu an, sich den Kopf des Gefangenen Johannes als Belohnung für einen Tanz zu wünschen. Den Namen der Tochter überliefert nur der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus: Salome. Herodes kommt dem Wunsch nach und lässt Johannes hinrichten. Das genaue Datum der Hinrichtung Johannes des Täufers ist unbekannt, die Kirche gedenkt der Enthauptung des Heiligen am 29. August.

Johannes allein reicht nicht

Am Anfang ist auch ein gewisser Jesus Teil der Anhängerschaft Johannes des Täufers. Dann lässt er sich von ihm taufen, womit sein eigenes öffentliches Wirken beginnt. „Danach gehen die beiden durchaus eigene Wege“, sagt Schäffer. Und da wird der Unterschied zwischen ihnen deutlich: Johannes ist der Prediger im Stil der Propheten des Alten Testaments, ein „Asket und Büßer, der die Menschen vor der Endzeit und einem großen Gericht warnt; der zur Umkehr aufruft.“ Auf der anderen Seite steht Jesus, „der sicherlich auch mal harte Worte findet. Der aber immer von der Liebe und Barmherzigkeit spricht und Kranke heilt.“ Er habe sich schon des Öfteren gefragt, ob die Kirche in ihrer Geschichte nicht über lange Phasen mehr von Johannes als von Jesus geprägt war. Dass es um Buße, Umkehr und Endgericht ging und die Barmherzigkeit an den Rand gedrängt wurde.

© Privat
Das Altarbild in der St. Johannes Baptist in Beverungen von Johann Georg Rudolphi (1633-1693) aus dem Jahr 1681 zeigt Jesus und Johannes als Kinder, die miteinander spielen

In St. Johannes Baptist in Beverungen gibt es ein Altarbild des Paderborner Barockmalers Johann Georg Rudolphi (1633-1693) aus dem Jahr 1681. „Maria hat das kleine Jesuskind auf dem Schoß. Neben ihr der ein halbes Jahr ältere Johannesknabe. Die beiden Kinder spielen miteinander, liegen sich in den Armen. Das ist eine etwas ungewöhnliche, aber sehr schöne Szene“, sagt Schäffer. Und eine Szene mit einer wichtigen Botschaft: Johannes hängt immer mit Jesus Christus zusammen. Nicht nur, wenn die beiden als Kinder miteinander spielen. Johannes‘ Predigen von Umkehr und Buße wäre zu wenig, wenn es nicht in Jesu Worten von der göttlichen Liebe münden würde.

Die Evangelien sehen in Johannes auch den Propheten und Endzeitprediger, gerade der Evangelist Markus betont den Aspekt des Gerichts und der Umkehr. Für alle vier Evangelisten ist Johannes aber auch der, der Jesus vorausgeht und die Ankunft Gottes in der Welt ankündigt. Für sie ist also ganz klar: Johannes steht nicht für sich, er verweist auf Jesus. Auf den, der von der Barmherzigkeit Gottes spricht. Die vielen Kirchen und Kapellen im Erzbistum Paderborn, die Johannes dem Täufer gewidmet sind, kann man heute also als einen Fingerzeig verstehen. Egal wie hoch oder niedrig ihre Türme und Dachreiter sind, sie alle zeigen: nach oben. Woher – wie Pfarrer Frank Schäffer es formuliert – bei jeder Taufe die Stimme kommt: „Du bist mein geliebtes Kind.“

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Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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