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Erzbistum Paderborn
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© Jannarong / Shutterstock.com

Hoffnungsorte der Jugend

Was macht jungen Menschen Hoffnung, was ist ihnen wichtig – und was kann die Kirche dafür tun, dass die Hoffnung wächst?

12 Orte, an denen Hoffnung konkret erlebbar wird

Im Heiligen Jahr sind im Erzbistum Paderborn zwölf Orte Schauplätze und Zentren für jeweils ein besonderes Hoffnungsthema. Im Januar, dem Monat der „Hoffnung für junge Menschen“, geht es nach Warburg. Dort teilen sich das Jugendhaus Hardehausen und der Pastorale Raum Warburg in Verbindung mit dem Heilpädagogischen Zentrum die Auszeichnung als Hoffnungsort.

Informationen zu allen Hoffnungsorten finden Sie hier

© Hans Blossey / luftbild-blossey.de
Das Jugendhaus Hardehausen: offener Hoffnungsort im ehemaligen Kloster

Rebecca Kobusch ist 24 Jahre jung. Aufgewachsen mit Social Media, spricht sie wie viele Menschen ihres Alters druckreif. Sie braucht keine Verlegenheitslaute wie ähm, hmm oder tjaja, bis sie im Kopf die passenden Wörtern zusammengeklaubt hat. Die richtigen Wörter sind bei ihr einfach da, der Übung sei Dank. Rebecca Kobusch kann differenziert argumentieren, sie kann präsentieren, überzeugen, begeistern und mitreißen, ob im Dialog oder vor großem Publikum. Diese Fähigkeiten sind wichtig für ihren Beruf. Rebecca Kobusch ist „Teamerin“ und Kursleitung im Jugendhaus Hardehausen, wo sie Schülerinnen und Schüler um die 16 oder 17 während der Orientierungstage betreut.

Keine verlorene Generation

Was Rebecca Kobusch ebenfalls kann, ist loben: „Die Jugendlichen haben oft noch viel ausgeprägtere kommunikative Fähigkeiten als Leute in meinem Alter. Und was mir an den Jüngeren auffällt, ist die Ernsthaftigkeit, Tiefe und Offenheit, mit der sie ihre Lebensfragen diskutieren. Anders als so oft behauptet, wächst da keine verlorene Generation heran, sondern eine Generation auf der Suche nach Sinn und voller Hoffnung.“

Lässt sich dieser Sinn, den die jungen Menschen suchen, tatsächlich finden? Hier, in Hardehausen, im Jugendhaus des Erzbistums Paderborn? „Zumindest können wir den jungen Menschen beim Suchen helfen“, sagt Rebecca Kobusch. „Genau dafür sind unsere Orientierungstage da.“

Hier geht es um Leben und Tod

Die Orientierungstage folgen einer bestimmten Methodik. Etwa zwei Wochen, bevor eine Schulklasse für eine Projektwoche nach Hardehausen aufbricht, wird sie von Rebecca Kobusch oder ihren Kolleginnen und Kollegen besucht. Der Besuch dient dazu, Themenwünsche abzuklopfen, aber auch Vertrauen unter den Schülerinnen und Schülern aufzubauen. Eine Woche in einem ehemaligen Kloster irgendwo in der ostwestfälischen Prärie und dabei ständig unter der Fuchtel der katholischen Kirche? Nicht für alle 16- und 17-Jährigen ist diese Vorstellung mit Spaß verbunden, ganz gleich, wie säkular oder religiös orientiert sie sein mögen.

„Wenn ich aber den Schülerinnen und Schülern unsere Angebote und Themen aufzähle, lassen sich häufig die ersten Vorurteile aus dem Weg räumen“, sagt Rebecca Kobusch. Zu den Fragestellungen aus dem festen Themenkatalog gehören unter anderem Liebe und Partnerschaft, Zukunftsvisionen, Werte, Krieg und Frieden oder auch „Meine Rolle in der Schule/in der Familie/in der Gesellschaft“. Aus diesen und weiteren Themen können die Schülerinnen und Schüler den Sachverhalt bestimmen, den sie während der Orientierungstage bearbeiten möchten. Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Fragestellungen vorschlagen. Nicht wenige Projektgruppen entscheiden sich auch für das große Thema von Leben und Tod. Hier gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, sich in Hardehausen über die eigenen Erfahrungen mit Tod und Trauer auszutauschen. Auch Methoden zur Trauerbewältigung werden vorgestellt.

Von den Workshops zum Kreativprojekt

Während der Orientierungswoche in Hardehausen gehören die ersten beiden Tage den Workshops, in denen sich die Jugendlichen neues Wissen aneignen und bestehendes vertiefen. Zusätzlich finden Gruppenübungen mit ungewohnten didaktischen Methoden statt. Im Themenfeld „Zukunftsvisionen“ gibt es etwa eine Thesendiskussion. Dabei wird die These in den Raum geworfen, dass die Teilnehmenden sich in zehn Jahren eine eigene Familie wünschen. Nach der Positionierung der Jugendlichen diskutieren die beiden „Lager“ dann das Für und Wider ihrer jeweiligen Lebenspläne und tauschen sich über ihre Wünsche und Ängste aus.

In der Mitte der Orientierungswoche endet für die Teilnehmenden die Workshop-Phase und es geht mitten hinein in die Projektarbeit. Eile ist geboten, denn es gibt nur noch einen ganzen Tag, um ein Theaterstück zu schreiben und zur Aufführung zu bringen, einen Kurzfilm zu drehen, ein großes Poster zu gestalten oder ein anderes Stück Kreativarbeit zu leisten. Was immer die Jugendlichen ausgearbeitet haben, wird am letzten Tag vor der Abreise präsentiert. Auch sonst haben sich in Hardehausen feste Gepflogenheiten und Abläufe bewährt. Ein Ritual an jedem Tag der gesamten Woche ist der Tagesausstieg. Er besteht in der Regel aus einem spirituellen Impuls.

In einem geschützten Raum wird Offenheit möglich

„Die Teilnehmenden können bei uns in Hardehausen abseits des Schulalltags und außerhalb des schulischen Bewertungssystems eine Woche lang ein Thema intensiv bearbeiten“, fasst Rebecca Kobusch den Nutzen der Orientierungstage zusammen. Ein Hoffnungszeichen für sie persönlich liegt darin, wie weit sich die Schülerinnen und Schüler öffnen, wenn sie vor der Gruppe und den Teamern von ihren persönlichen Erfahrungen und individuellen Einstellungen berichten. Öffnung macht schließlich verletzlich. Dennoch hat es Rebecca Kobusch noch nicht erlebt, dass es während der Orientierungstage zu Mobbing gekommen wäre. Dabei versteht es sich von selbst, dass sie als Teamerin in Hardehausen und Absolventin des Studiengangs Soziale Arbeit für das Thema Mobbing sensibilisiert ist. Dasselbe gilt für ihre Kolleginnen und Kollegen.

Hoffnung macht Rebecca Kobusch auch das in Summe ungemein positive Feedback der Teilnehmenden: „Aus Sicht der jungen Menschen stellen wir die richtigen Fragen und bieten Lösungswege an, die viele junge Menschen mitgehen können, auch solche, denen ein klassischer Sonntagsgottesdienst nichts mehr gibt.“

Lasst uns Hoffnungsbäume pflanzen!

Als Hoffnungsort der Jugend im Erzbistum Paderborn hat das Jugendhaus Hardehausen 2025 eine Aktion mit Hoffnungsbäumen durchgeführt. Dabei handelt es sich um zwei aus Eicheln gezogene und eingetopfte Eichenbäumchen. Nach sieben Jahren des Heranwachsens wurden die Bäumchen nun in der Kirche des Jugendhauses aufgestellt. Die an den Orientierungstagen teilnehmenden Jugendlichen können ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft auf Zettelchen notieren und mit Bindfäden an den Bäumchen festmachen. Später werden die mit Wünschen behangenen Hoffnungsbäume ausgewildert, damit sie draußen in Gottes freier Natur in den Himmel wachsen und die Hoffnung groß und größer wird.

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Inklusiver Hoffnungsort Heilpädagogisches Zentrum Warburg: Der Anfang von etwas

15 Kilometer vom Jugendhaus Hardehausen entfernt liegt ein weiterer Hoffnungsort. Bis dieser erreicht ist, muss aber erst einmal das Bergauf und Bergab der Ausläufer des Eggegebirges überwunden werden. Zum Hoffnungsort wird das Heilpädagogische Zentrum Warburg, getragen von der Caritas Wohnen im Erzbistum Paderborn und kurz HPZ genannt, bereits durch seine Bestimmung. Menschen mit Behinderung, vom Kleinkind bis zu zum alten Menschen, finden dort ein gutes Zuhause mit so viel Unterstützung wie nötig und so viel Freiheit wie möglich.

Mit zeitgemäßen Wohnstätten, Werkstätten und Sportanlagen, Therapieeinrichtungen und einer Schule, mit Begegnungsorten und Freizeiteinrichtungen für Menschen mit verschiedensten Behinderungen ist das HPZ St. Laurentius fast schon ein Stadtteil für sich. Der sich aber öffnet. Ganz im Sinne der Inklusion entstand in den vergangenen Jahren auf der Warburger „Laurentiushöhe“ ein gemischtes Baugebiet. Dazu gehören Einfamilienhäuser und eine neue Kindereintageseinrichtung, weitere Lebensorte sind in Planung. Diese Annäherung wird auch im kirchlichen Leben spürbar. Es gibt gemeinschaftliche Aktionen, in der St. Laurentius-Kirche des HPZ werden regelmäßig gemeinsame Gottesdienste gefeiert und jetzt wird die Kirche auch zunehmend häufiger in der Pastoral für junge Menschen und Familien genutzt.

Gibt es bei euch Sternsinger?

Eine Initialzündung für die Ausweitung gemeinsamer Aktivitäten gab die Aktion „Hoffnungsorte“, ausgerufen von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz zum Heiligen Jahr 2025. Auf die Anfrage des Bereichs Pastorale Dienste im Erzbistum Paderborn antworte Christina Bolte, Gemeindereferentin im Pastoralverbund Warburg: „Wir könnten einer dieser Hoffnungsorte werden.“ Als konkreten Hoffnungsort schlug sie den gemeinsamen Dankgottesdienst aller Sternsingerinnen und Sternsinger im Pastoralverbund vor.

Hintergrund: Der Pastoralverbund Warburg besteht aus 15 selbstständigen Pfarreien. Fast überall in den Dörfern und in der Stadt sind Sternsingerinnen und Sternsinger unterwegs. Teilweise sind es nur noch wenige Kinder und Jugendliche, die sich im Rahmen dieser Aktion engagieren – die gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen sind sicherlich ein Grund dafür. „Diejenigen allerdings, die sich engagieren, sind mit großem Eifer und Herzblut dabei!“, weiß Christina Bolte. In dem großen gemeinsamen Dankgottesdienst sieht sie eine Chance: „Wir sind mehr, als wir denken, und wir können mit unserem Engagement die Welt verbessern! Teil einer Gemeinschaft zu sein, das ist gerade für junge Menschen ein wichtiges Hoffnungszeichen.“ Außerdem sei es für die Kinder und Jugendlichen natürlich eine außergewöhnliche Erfahrung, wenn sie eine gut gefüllte und lebhafte Kirche erleben können.

Für das Jahr 2025 war im Vorfeld ohnehin angedacht, den Dankgottesdienst an einem besonderen Ort zu feiern: nämlich im HPZ. „Ich habe also dort angerufen und eine meiner ersten Fragen war, ob es im HPZ auch Sternsingerinnen und Sternsinger gibt“, erzählt Christina Bolte. „Zu meiner Freude fiel die Antwort darauf überaus freundlich aus: ‚Klar doch gibt es das bei uns! Auch bei uns ziehen am Dreikönigsfest junge Menschen singend von Tür zu Tür und bringen den Segen in die Wohngruppen, Werkstätten und Büros. Und natürlich seid ihr herzlich willkommen, wenn ihr einen gemeinsamen Dankgottesdienst mit uns zusammen feiern wollt!´“

Du bist eine Königin, du bist ein König!

So kam es, dass Mitte Januar 2025 im HPZ der inklusive Dankgottesdienst gefeiert werden konnte. Für die Sternsingerinnen und Sternsinger aus dem Pastoralverbund Warburg wie für alle Mitfeiernden war dies eine Premiere. Zugleich war es für alle ein beeindruckendes Erlebnis, das Evangelium in leichter Sprache zu hören und die Lieder gemeinsam mit der Musikgruppe des HPZ zu singen. „Ich habe in dem Gottesdienst eine riesige Wachheit aller Mitfeiernden wahrgenommen und eine ansteckende Glaubensfreude erlebt“, berichtet Gemeindereferentin Bolte.

Zu etwas Besonderem wurde der Gottesdienst auch dadurch, dass in die Feier ein König des Holzbildhauers und Diakons Ralf Knoblauch einbezogen wurde. Knoblauchs Königsfiguren sind keine Würden-Träger, sondern Würde-Träger und erinnern damit an die universelle Menschenwürde. Im Gottesdienst wandten sich die Teilnehmenden einander zu, um ihrem Gegenüber zu versichern: Du bist eine Königin, du bist ein König! Du hast Würde!

Der Anfang von etwas Neuem

Und was bleibt vom Dankgottesdienst der Sternsinger*innen im HPZ, außer ein paar Fotos, vielen schönen Erinnerungen und diesem Bericht auf der Internetseite des Erzbistums Paderborn? „Ich glaube, der Gottesdienst war der Anfang von etwas Neuem“, zeigt sich Christina Bolte überzeugt. Ausgemacht ist, sich häufiger gegenseitig zu besuchen und gemeinsam etwas miteinander zu planen und zu unternehmen. Das HPZ ist auf einer kirchlichen Landkarte des Pastoralverbunds Warburg kein Stadtteil für sich, sondern von nun an als inklusiver Hoffnungsort selbstverständlich dabei.

Heiliges Jahr 2025: Pilger der Hoffnung

Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Auf unserer Themenseite finden Sie Informationen zu Geschichte und Bedeutung des Heiligen Jahres sowie zu Programm und Pilgerangeboten 2025 in Rom und im Erzbistum Paderborn.

 

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