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Erzbistum Paderborn
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© stockcreations / Shutterstock.com

Freude und Vielfalt verbinden Karneval und Glaube

Karneval und unser Glaube haben einiges gemeinsam. Davon berichten die Gruppe Salzkottener Karneval der dortigen Kolpingsfamilie und Diakon Rudolf Voß aus Delbrück, der 2009 selbst Prinz Karneval war.

Im Rheinland ist als Vorurteil wohlbekannt,
dass der Westfale wird selten vom Karneval übermannt.
Lachen und Frohsinn seien Eigenschaften,
die dem Westfalen nicht allzu oft anhaften.

Doch die folgenden Personen werden zeigen,
auch hier ist man Teil des Karnevalsreigens.
Karneval und Kirche gehen auch hier Hand in Hand
und erfreuen seit jeher das Westfalenland.

Karneval der Kolpingsfamilie Salzkotten

„Karneval ist für mich Tradition, Gemeinschaft aber natürlich auch Spaß und Freude“, sagt Laura Kreilinger, Vorstandsmitglied im Salzkottener Karneval. Ihre Mutter war bereits Gründungsmitglied der ersten Tanzgarde in Salzkotten. „An Karneval sind wir als Gruppe und mit unseren Freunden enger zusammen als an anderen Festen“, freut sich Kreilinger auf die kommenden Tage. Die Gruppe Salzkottener Karneval ist eine Abteilung der Kolpingsfamilie. Dazu gehören vier Tanzgruppen in verschiedenen Altersstufen und seit circa 70 Jahren auch eine Prinzessin oder ein Prinz. Feiern bedeutet damit nicht nur selbst zu feiern, sondern vor allem auch anderen eine Freude zu bereiten. Deshalb organisiere der Vorstand den Kinderkarneval und eine Feier für ältere Menschen. Die eigenen Gruppen wie die Sälzer Tanzgarde regen nicht nur auf Veranstaltungen in Salzkotten, sondern auch im Umland zum Mitklatschen an. Auch eine Büttenrede, die das Stadtgeschehen des vergangenen Jahres närrisch betrachtet, konnte in diesem Jahr wieder aufgeboten werden.

Christen in der Welt sein

„Der Frohsinn kommt aus dem Glauben. Wer kann fröhlich feiern, wenn nicht wir Christen mit unserer frohen Botschaft?“, so Pfarrer Martin Beisler, Leiter des Pastoralen Raums Salzkotten und Präses der Salzkottener Kolpingfamilie. „Wir können alle als erlöste, das Leben bejahende Menschen zufrieden sein. Feiern ist Ausdruck des Christ-Seins, auch an Karneval.“ Oft gehörten auch Gottesdienste oder Gedenkfeiern zum Karneval dazu. „Die Verbindung ist vielleicht nicht immer so ausgeprägt, wie sie sein könnte, aber vielerorts doch spürbar“, sagt er. Vieles von dem, was Menschen brauchen, wie Tradition, Gemeinschaft und Feiern, findet sich in der Kirche wie im Karneval. Es könne manchmal frustrierend wirken, wenn Menschen dies im Karneval suchen, aber scheinbar nicht mehr in der Kirche. Eine Person die Karneval feiere, feiere nicht zwangsläufig auch die Fastenzeit und Ostern. Umgekehrt gebe es aber auch Menschen in der Kirche, die niemals zum Karneval gehen würden. Das sei auch in Ordnung, denn im Karneval ist jede Jack anders und der einzelne Mensch müsse immer authentisch bleiben dürfen. „Aber die Verbindung zu bewahren zwischen dem christlichen Glauben und der Welt ist wichtig. Wir sind Christen mitten in der Welt und wir haben in dieser Gesellschaft auch etwas zu sagen“, äußert der Pfarrer, der selbst Mitglied in der Kölner StattGarde ist, die in diesem Jahr zum ersten Mal das Kölner Dreigestirn stellt.

Karneval als Vorbild

Zum Karneval gehören auch die Kostümierungen und Verkleidungen. „Bei einem Schulgottesdienst habe ich die Kinder erst vergangene Woche gefragt, als was sie sich verkleiden werden und was sie dann fühlen. Häufig zeigt sich an den Kostümen etwas, was tief aus dem Inneren kommt an Sehnsüchten oder Bedürfnissen“, so Beisler. Die Kinder fühlten sich stark und schön und träumten oft schon lange davon. „Dieses Herausgehen aus dem Alltag und den Sorgen, dass man seine geschenkten Talente und Fähigkeiten ausleben und über sich hinauswachsen kann, will auch genauso unser Glaube uns ermöglichen.“ Hinzu käme noch ein zweiter Aspekt: Der Karneval und die Verkleidung verwische das, was die Menschen voneinander trenne. Es gebe keine Rollen- und Klassenunterschiede. Jeder könne neben jedem stehen und feiern. Beim Karneval würden also Werte gelebt, die zentral für das Christentum seien: Akzeptanz, Zusammenhalt, Vielfalt und dass alle Menschen gleich sind.

Der Hoppeditz nimmt die Sünden mit

Die Kolping-Gruppe in Salzkotten freut sich auf den nun beginnenden Straßenkarneval. In Paderborn und Scharmede nehmen sie mit ihrem Wagen, der seit vielen Jahren ein Piratenschiff darstellt, wieder an den Umzügen teil. Am Rosenmontag ist der Rathaussturm in Salzkotten, bei dem die Narren symbolisch den Stadtschlüssel erstreiten werden. Die traditionelle Beerdigung des Karnevals findet dann an Veilchendienstag statt. Dazu wird eine lebensgroße Strohpuppe, der Hoppeditz, in der Heder angezündet und verbrannt. „Der Hoppeditz nimmt dann, so sagt man, alle Sünden mit. Danach übergeben wir die kleine Puppe und damit die Feierlichkeiten in der Stadt symbolisch an den Schützenverein, der sie dann mit Mütze und Scherpe in einen Schützen umwandelt“, sagt Kreilinger. Am Wochenende des Martinimarktes im November wird der Karneval wieder eröffnet und die neue Prinzessin oder der neue Prinz proklamiert. Dann bekommt die Gruppe vom Kolping-Karneval in Salzkotten den Hoppeditz zurück und er bekommt wieder eine Narrenkappe anstatt der Schützenmütze aufgesetzt.

He, geck, geck: als Diakon im Delbrücker Karneval

Rudolf Voß ist Ständiger Diakon im Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof. 2009 war er als Rudolf I. Prinz Karneval in Delbrück. Ihn haben wir nach seiner Rolle im Karneval gefragt.

Redaktion

Herr Diakon Voß, woher kommt Ihre Leidenschaft für den Karneval?

Diakon Rudolf Voß

Das wurde mir in die Wiege gelegt. Mit dem Karnevalsgen ist es so, dass man es entweder hat oder nicht. Ich komme aus Delbrück, meine Eltern stammten beide aus Delbrück. Mein Vater war auch Bürgermeister hier im Ort und meiner Familie und meiner Verwandtschaft war das auch schon in die Wiege gelegt. Ich kenne das gar nicht anders. Wir waren schon immer im Karneval aktiv, als Kind, als ich noch nicht richtig laufen konnte, wurde ich schon im Bollerwagen beim Umzug mitgezogen. Später haben wir als Kinder auch von meinen Eltern den Kegelverein als Karnevalsgruppe übernommen und diese Gruppe besteht heute noch. In Delbrück wird generell groß Karneval gefeiert. Unser Karnevalsverein ist der größte in Westfalen und hat sogar mehr Mitglieder als der hiesige Schützenverein.

Redaktion

Sie wurden 2014 zum Diakon geweiht und waren 2009 Prinz Karneval. Das war, bevor Sie Ständiger Diakon wurden?

Diakon Voß

Genau, aber es hat sich auch überschnitten. Die Entscheidung, Diakon zu werden, war damals schon gefallen. Ich war der Kirche und auch der Gemeinde hier in Delbrück schon seit meiner Erstkommunion eng verbunden. Ich habe hier verschiedene Aufgaben übernommen: Messdiener, Messdienerleiter, Vertretungsorganist, Pfarrgemeinderat erst als Mitglied, dann als Vorsitzender, die klassische kirchlich-ehrenamtliche Laufbahn. Dann habe ich in mir gespürt, dass für mich der Glauben und das Bezeugen des Glaubens mehr bedeutet als am Pfarrfest im Bierwagen zu stehen oder in der Blaskapelle zu spielen. Ich habe gespürt, dass ich mehr machen wollte. Dann habe ich mich in einem vierjährigen Prozess mit dem Vikar, der damals hier war, auf den Weg gemacht, um die Frage zu klären, ob dieses Gefühl wirklich eine Berufung und geistlich verortet ist. Es hätte ja auch nur ein Gedanke sein können, dass das jetzt der letzte Schritt wäre, nachdem ich mein ganzes Leben sowieso schon im kirchlichen Kontext aktiv war. Dann habe ich Ende 2008 die Entscheidung getroffen und mich zum Studium eingeschrieben und 2009 wurde ich dann Prinz Karneval hier in Delbrück. Dazu habe ich dann auch aus den Gemeinden und vom Pastoralteam immer nur positive Rückmeldungen bekommen.

Im Karneval kostümiere ich mich und nehme die Rolle eines Anderen an. Ich gehe ein Stück aus meinem Leben heraus und schaue von außen auf mich. Das ist ein wenig so wie im Gebet. Im Gebet setze ich mich bewusst hin und schaue von außen auf mein Leben und bedenke es.

Diakon Rudolf Voß

Redaktion

Wie spüren Sie beim Feiern, dass Kirche und Karneval zusammengehören?

Diakon Voß

Im Karneval kostümiere ich mich und nehme die Rolle eines Anderen an. Ich gehe ein Stück aus meinem Leben heraus und schaue von außen auf mich. Das ist ein wenig so wie im Gebet. Im Gebet setze ich mich bewusst hin und schaue von außen auf mein Leben und bedenke es. Im Anschluss gehe ich mit neuen Erkenntnissen und inspiriert zurück in meinen Alltag. Das merke ich auch immer wieder im Karneval. Die Leute in Delbrück kennen mich und verbinden mit mir sofort Kirche und Glaube. Ich erlebe es auf jeder Karnevalsveranstaltung, dass Personen auf mich als Diakon zukommen und mit mir über ihr Leben und über das, was sie im Glauben, in der Kirche, aber auch im Alltag beschäftigt oder belastet, sprechen möchten. Nicht selten werden aus so einem kurzen Gespräch nach einem Umzug oder bei einer Sitzung dann auch noch weitere in den folgenden Wochen. Das wird auch dieses Jahr wieder passieren. Da bin ich dann vielleicht den Menschen hier aus Delbrück auch ein bisschen näher als ein Priester aus dem Pastoralteam. Und das ist ja auch eigentlich meine Aufgabe als Diakon. Ich versuche, nah bei den Menschen zu sein, sie mit Gott und Jesus in Kontakt zu bringen und ihnen Impulse aus meinem eigenen Glaubensleben geben zu können.

Redaktion

Und die Freude, mit der wir Karneval feiern, ist ja auch Teil unseres Glaubens.

Diakon Voß

Ja, das ist mir auch sehr wichtig. Ich stelle immer die frohe Botschaft, die wir haben, in den Mittelpunkt. Ich versuche immer etwas von der Freude, die ich selbst am Glauben habe, zu erzählen und nicht nur Dinge einfach so abzuarbeiten. Wir können viel öfter auf die Menschen zugehen, nicht alles ernst oder verbissen sehen und auch mal lachen. Wir müssen nicht immer nur steif im Chorraum beim Gottesdienst sitzen, wir dürfen auch durchaus mal schunkeln, auch wenn es manchem komisch erscheint. Das können wir auch in der Kirche von Karneval lernen.

Redaktion

Vielen Dank für das Gespräch.

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi
Redaktionsvolontär

Moritz Kröner

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