Professor Dr. Christian Stoll, Leitender Direktor des vom Erzbistum Paderborn getragenen Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik und Lehrstuhlinhaber für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Paderborn, ist von Papst Leo XVI. zum Konsultor (Berater) für das vatikanische Ökumene-Dikasterium ernannt worden. Aufgabe des „Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen“ ist das Wachstum eines echten ökumenischen Geistes innerhalb der katholischen Kirche sowie das Engagement für den ökumenischen Dialog mit anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, um die Einheit unter den Christen wiederherzustellen. Zur Aufgabe des Dikasteriums gehört auch der Dialog mit dem Judentum.
„Ich freue mich sehr, dass ich die wichtige Arbeit des Einheits-Dikasteriums nun noch besser kennenlernen kann. Der Dienst an der Einheit der Christen wird immer komplexer und ist durch aktuelle Krisen herausgefordert. Ich blicke daher mit Respekt aber auch mit Zuversicht auf die kommende Arbeit“, erklärt Professor Dr. Christian Stoll im Blick auf seine Ernennung durch Papst Leo XIV. zum Berater. Der Theologe wertet seine Ernennung auch als Zeichen für die verlässlichen Beziehungen zwischen dem Einheits-Dikasterium im Vatikan und dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn. „Diese Beziehung reicht weit zurück und ist weiterhin lebendig. Dem Heiligen Vater bin ich für dieses Zeichen des Vertrauens sehr dankbar“, unterstreicht Professor Dr. Stoll.
Ökumene im Blick
Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Professor Dr. Christian Stoll den renommierten Karl-Rahner-Preis für theologische Forschung 2025 erhält. Die Karl-Rahner-Stiftung würdigt mit dem Preis Professor Stoll für seine 2023 an der Universität Wien eingereichte Habilitationsschrift „Religiöse Erfahrung und theologische Wissenschaft im Umbruch der Moderne. Studien zur katholischen Theologie in der Modernismuskrise“. Die Auszeichnung für „herausragende Arbeiten, die sich mit dem Theologen Karl Rahner SJ beziehungsweise dessen Werk und Themen beschäftigen, wird im Januar 2026 überreicht. Professor Stoll ist damit der dritte in Paderborn tätige Theologe, der die Auszeichnung für seine theologische Forschungsarbeit erhält, seine Vorgänger sind Professor Dr. Aaron Langenfeld und Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz.
Im Mai 2025 wurde Professor Dr. Christian Stoll bereits für die nächsten sechs Jahre zum katholischen Berater für den Katholisch-Lutherischen Dialog auf Weltebene ernannt. Der Präfekt des Einheitsdikasteriums, Kurt Kardinal Koch, hatte nach Bestätigung durch das vatikanische Staatssekretariat die Ernennung des in Paderborn tätigen Theologen und Ökumene-Experten ausgesprochen. Im katholisch-lutherischen Dialog auf Weltebene wurden bisher zentrale Fragen der Sakramententheologie, Amtstheologie und Ekklesiologie besprochen. In der nun beginnenden Dialog-Phase geht es speziell um das „Bischofsamt“ in beiden Kirchen, unter der besonderen Perspektive des 2030 anstehenden 500-jährigen Jubiläums der Confessio Augustana, dem ersten großen Bekenntnistext lutherischer Kirchen.
„Einheits-Dikasterium“
Das vatikanische Ökumene-Dikasterium ist in allen Bereichen tätig, die zur Förderung der Einheit der Christen beitragen können, insbesondere durch geschwisterliche Beziehungen, Zusammenarbeit und theologische Dialoge mit anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften. Präfekt ist derzeit der Schweizer Kardinal Kurt Koch, Sekretär ist Erzbischof Flavio Pace. Die Beziehungen zu anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften sind aufgeteilt in zwei Sektionen: die orientalische Sektion für die orthodoxen Kirchen byzantinischer Tradition sowie für die orientalischen orthodoxen Kirchen (koptisch, syrisch, armenisch, äthiopisch, malankarisch) und die Assyrische Kirche des Ostens; sowie die westliche Sektion für die verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften des Westens.
Biografie Professor Dr. Christian Stoll
Christian Stoll wurde 1982 in Bad Driburg geboren und wuchs im Sauerland auf. Er hat katholische Theologie, sowie Rechts- und Politikwissenschaften in Freiburg im Breisgau und an der Yale University in New Haven (Connecticut) studiert. Die Promotion erfolgte 2016 in Wien mit einer Arbeit über Erik Peterson unter dem Titel „Die Öffentlichkeit der Christus-Krise. Erik Petersons eschatologischer Kirchenbegriff im Kontext der Moderne“. 2019/2020 war er Schrödinger-Fellow der österreichischen Forschungsgemeinschaft an der University of Notre Dame (USA). Die Habilitationsschrift verfasste er ebenfalls in Wien, dort wurde er mit der Schrift „Religiöse Erfahrung und theologische Wissenschaft im Umbruch der Moderne. Studien zur katholischen Theologie in der Modernismuskrise“ 2023 habilitiert. 2023 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Paderborn an. Seit 2024 ist er zudem Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik, das vom Erzbistum Paderborn getragen wird.
Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik Paderborn
Das Ökumene-Institut wurde am 19. Januar 1957 durch den damaligen Paderborner Erzbischof Lorenz Jaeger gegründet. Träger ist das Erzbistum Paderborn, Präsident der Erzbischof von Paderborn. Das Institut soll durch die wissenschaftliche Erforschung von Lehre und Leben der nicht-katholischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften das ökumenische Anliegen der sichtbaren Einheit der Kirche fördern. Das Institut trägt den Namen des katholischen Theologen Johann Adam Möhler (1796-1838), der die wissenschaftliche Erforschung der Lehrunterschiede zwischen den Konfessionen begründet hat. In Paderborn gibt es die größte Spezial-Bibliothek für Ökumenik, die über 160.000 Bände und circa 200 laufende Zeitschriften umfasst.