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Erzbistum Paderborn
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© Dmitriy Yermishin /Shutterstock
Unser Glaube
26. Oktober 2021

„Der Notfallseelsorger hat so viel Zeit wie nötig“

Pfarrer Peter Scheiwe, Leiter der Pfarrei Hl. Martin Schloß Neuhaus, ist auch als Notfallseelsorger im Einsatz

„Notfallseelsorgerinnen und – seelsorger sind oft dabei, wenn die Polizei eine Todesnachricht beispielsweise nach einem Verkehrs- oder Arbeitsunfall, aber auch nach einem Suizid oder einem Verbrechen überbringen muss. Der Rettungsdienst ruft uns an den Einsatzort, wenn – wie das im Fachjargon heißt – eine Reanimation, (Wiederbelebung), meistens im häuslichen Bereich „frustran“, also vergeblich beendet werden musste. Gemeinsam haben diese schlimmen Situationen, dass der Tod eines geliebten Menschen plötzlich, ohne Ankündigung eingetreten ist.

Die betroffenen Menschen reagieren so unterschiedlich auf eine solche Katastrophe wie es unterschiedliche Menschen gibt. Ich habe schon erlebt, dass ein älteres Ehepaar ganz lange schweigend am Tisch saß und sich nur minimal bewegte. Ich habe schon erlebt, dass mein Gegenüber lange verzweifelt durch die Wohnung ging und immer wieder „Nein, nein, nein“ und „Das gibt es nicht“ und „Das darf nicht wahr sein“ aus sich herausschrie. Und dann gibt es die elenden Erklärungsversuche im Konjunktiv, die alle mit „hätte, könnte, würde“ anfangen. Auch Schuldzuweisungen und Aggressionen sind möglich und aus dem Ereignis heraus auch verständlich.

„Ostern, das Licht am Ende des Tunnels, kommt nicht von jetzt auf gleich“

Die große Herausforderung für den eingesetzten Notfallseelsorger kann man gut mit dem Karsamstag vergleichen. Der Tod ist eingetreten. Die Orientierung, die ganze Lebensplanung ist weg und das von einem auf den anderen Moment. Das muss die Seele des direkt betroffenen Menschen erst einmal verkraften. Wenn es möglich und gewünscht ist, versuchen wir einen ersten (!) Abschied von dem geliebten Menschen zu gestalten. Das geschieht, wenn möglich, bei dem Verstorbenen direkt. Manchmal geht das auch über das Aufstellen eines Bildes, das Anzünden einer Kerze, vielleicht mit einem Gebet. Oft ist gemeinsames Schweigen über einen langen Zeitraum das Richtige. Hauptsache, der betroffene Mensch ist nicht allein, es sei denn das ist anders gewünscht. Wichtig ist immer der Zeitfaktor. Der Notfallseelsorger hat so viel Zeit, wie nötig. Die Einsätze können also manchmal mehrere Stunden dauern.

Ob das hilft? Manchmal melden es die betroffenen Menschen so zurück, teilweise Wochen nach der Beerdigung. Genauso oft fühle ich mich in der Rolle der Jünger am Karsamstag: ratlos, hoffnungslos, ohne Perspektive. Ostern, das Licht am Ende des Tunnels, kommt nicht von jetzt auf gleich. Der Prozess kann auch nicht durch irgendwelche frommen Übungen beschleunigt werden. Die Zuversicht aus unserem Glauben, dass Gott am Ende alles gut gemacht hat, stellt sich ein, aber das dauert.“

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