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Erzbistum Paderborn
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„Wir sind Wegbegleiter und geben Halt“

Für alle Menschen da: Die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Paderborn

Oft geraten Menschen in persönliche Konflikte und erfahren Krisensituationen. Das gilt besonders für die Lebensbereiche Beziehung und Familie. Wer Rat und Hilfe sucht, der ist bei der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Erzbistum Paderborn an der richtigen Adresse.

„Häufig sind die Lebensumstände Ursprung menschlicher Konflikte und Krisen“, weiß Christiane Voß aus ihrer langjährigen Arbeit als Leiterin des EFL-Beratungsdienstes im Erzbistum Paderborn zu berichten. „Neben den persönlichen Lebensgeschichten ist hier immer auch das dran, was gesellschaftlich dran ist.“ Das habe sich über viele Jahre nicht verändert und das werde vermutlich auch weiterhin so sein, meint die 65-jährige Paderbornerin.

Die gebürtige Sauerländerin aus Schmallenberg arbeitet seit 1979 bei der katholischen Kirche, seit 1994 ist sie für die EFL im Erzbistum Paderborn tätig, seit 2012 als Leiterin. Am 31. Dezember geht sie in den Ruhestand. Bis dahin übergibt Christiane Voß die bistumsweite Leitung der EFL mit über 40 Mitarbeitenden an sieben Hauptstandorten an ihren Nachfolger Niels Christensen. Der 51-Jährige stammt aus Kopenhagen (Dänemark) und ist im Erzbistum Paderborn seit 2015 EFL-Berater am Standort in Dortmund. Zuvor war er im Erzbistum Köln tätig.

Vielfältig: Die Menschen und ihre Beziehungen

Die Themen, die in der EFL-Beratung besprochen werden, sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Im Kern geht es aber immer darum, wie es den Menschen in ihren Beziehungen geht. Das können Beziehungen zum Lebenspartner oder zur Lebenspartnerin sein, zu den eigenen Kindern oder auch Beziehungen, die das Zusammenleben zum Beispiel am Arbeitsplatz betreffen. Häufig sind Krisen in der Partnerschaft oder, wenn Menschen alleine leben, Einsamkeit Thema. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehört dazu.

„Was jetzt neu hinzukommt, sind verstärkt existentielle Fragen oder Ängste“, erklärt Christiane Voß. Das habe mit dem Krieg in der Ukraine, den Klimawandel und mit ökonomischen Sorgen zu tun. „Auch der Eintritt ins Rentenalter und dann die Frage nach einer sinnvollen Beschäftigung treibt viele um, die zu uns kommen“, ergänzt Niels Christensen. „Auffällig zugenommen haben junge Leute, zum Beispiel Studierende, die durch die Pandemie keine sozialen Kontakte aufbauen konnten oder psychische Erkrankungen entwickelt haben“, sagt Christiane Voß.

Ein großes Thema sei auch Erschöpfung. „Viele sind einfach sehr erschöpft. Ich sehe das insbesondere bei Eltern mit kleinen Kindern.“ Der Arbeitsmarkt fordere immer stärker und die Kinder müssten oft auch neben der Kita noch versorgt werden, besonders wenn sie krank würden. „Der Druck ist hoch. Den ganzen Anforderungen gerecht zu werden, das erschöpft. Und das meist zusätzlich zur allgemeinen Herausforderung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“

„Unsichtbare“ Probleme

Häufiger Anlass, Unterstützung und Beratung zu suchen, sind konkrete Lebensprobleme im Alltag. Nur selten geht es um Arbeits- oder Wohnungslosigkeit. Die Probleme seien eher „unsichtbar“. Entweder haben die EFL-Klienten ein Problem mit sich oder mit anderen. Es gibt auch solche, die glauben, dass andere ein Problem mit ihnen haben. „Da ist dann oft die Frage, wer das Problem wie wahrnimmt, wichtig“, berichtet Niels Christensen.

Oft seien die Klientinnen und Klienten unzufrieden, hätten Minderwertigkeitsgefühle, seien gescheitert oder hätten Angst vor etwas wie beispielsweise vor einer Kündigung. „Nicht wenige denken, dass andere für das Problem verantwortlich sind, und hoffen dann, von uns Unterstützung zu bekommen, das Problem zu lösen“.

Der Beratungsdienst der EFL

Die Angebote der EFL sind kostenlos und richten sich grundsätzlich an alle Menschen. Sie werden etwas mehr von Frauen als von Männern wahrgenommen. Selten sind Personen divers. Es sind vor allem viele Paare, die eine EFL-Beratung in Anspruch nehmen – ein Alleinstellungsmerkmal der EFL. Das Alter der Klientinnen und Klienten liegt zwischen 16 und 90 Jahren. Die Hauptgruppe ist etwa 35 bis 45 Jahre alt. Bei den Beratungsdiensten der EFL gilt die Schweigepflicht und absoluter Datenschutz.

Das Spektrum der Rat- und Hilfesuchenden ist groß: Sie sind heterosexuell oder homosexuell. Sie können arbeitslos oder als Geschäftsführung tätig sein. Sie können aus dem Handwerk, der Kunst oder der Wissenschaft stammen. In der Regel sind die Klientinnen und Klienten Eltern von kleinen Kindern, meist gebildet und gehören zu den Normalverdienern. Auch wenn etwas mehr als die Hälfte der Ratsuchenden von Haus aus katholisch sind, spielt die Religionszugehörigkeit keine Rolle bei den EFL-Angeboten.

Wichtig sei natürlich, dass sich die EFL mit ihren Angeboten regelmäßig konzeptionell weiterentwickelt, meint Christiane Voß: „Das mussten wir ja jetzt ganz stark in der Pandemie.“ Seitdem gibt es neben Präsenzberatung deutlich mehr digitalen Kontakt, Chat-, Telefon- oder Mailberatung. Damit erschließe sich die EFL auch ein neues Klientel. „Das geht nicht ohne eine entsprechende Konzeptentwicklung.“

„Wir könnten Tag und Nacht beraten“

„Wir sind mehr als ausgebucht“, sagt Christiane Voß. Unter Umständen könne es auch mal zu Wartezeiten kommen. „Wir könnten Tag und Nacht beraten“, unterstreicht Niels Christensen. Als Reaktion darauf biete die EFL auch offene Sprechstunden an. Damit soll herausgefunden werden, wer schneller einen Termin benötigt. „Sonst, wenn eine Situation nicht warten kann, versuchen wir auch Personen an anderer Stelle innerhalb unserer Angebote unterzubringen. So gibt es schon mal einen ersten Kontakt und es können den Klientinnen und Klienten Aufgaben mit nach Hause gegeben werden“, berichtet Christiane Voß.

Die Beratung besteht in der Regel nicht nur aus einem Termin. Meist handelt es sich um einen längeren Prozess mit mehreren Terminen und einer festen Ansprechperson. Das können bis zu zwanzig Gespräche in etwa sechs bis zwölf Monaten sein. Im Durchschnitt sind es fünf Gespräche für eine abgeschlossene Beratung. Ein Einzelgespräch dauert 45 Minuten, ein Paar- oder Familiengespräch 90 Minuten.

Auch angeleitete Gruppengespräche bietet die EFL an. In den Zielgruppen können sich etwa Alleinerziehende oder Menschen, die wegen eines Todesfalls oder einer Trennung einen Trauerprozess zu bewältigen haben, gegenseitig unterstützen und helfen. Daneben gibt es die Präventivgruppen zum Beispiel für Menschen, die feststellen, dass ihre Beziehung gerade nicht so gut läuft. Außerdem werden standardisierte Programme angeboten, die zu speziellen Themen entwickelt wurden. Sie werden evaluiert und permanent weiterentwickelt.

„So soll Kirche sein“

Viele Klientinnen und Klienten finden über persönliche Empfehlung den Weg zur EFL. Andere stoßen über die Kirchengemeinde auf die Angebote. „Inzwischen kommen sogar Kinder von Eltern zu uns, die früher bei uns waren“, stellt Christiane Voß fest. „Es ist gut, dass Menschen hier rausgehen und Gutes von der Kirche erzählen. Das finde ich stark. So soll es sein, so soll Kirche sein“, betont Niels Christensen. Das findet auch Christiane Voß: „Es ist gut, dass viele Menschen den Weg zu uns finden und die Kirche mit ihrem Angebot für sie da ist.“

„Für uns als Berater und Seelsorger ist es allein schon positiv, dass so viele Menschen überhaupt bereit sind, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist ja gar nicht selbstverständlich“, meint Niels Christensen. Es gebe nämlich schon auch Scham oder persönliche Hürden, die Beratungsdienste der EFL zu nutzen. „Wer auf uns zukommt, räumt ja gleichzeitig ein, dass im Leben etwas nicht gut gelaufen ist und dass er oder sie das nicht alleine verarbeitet kriegt.“

Praktische Hilfe erfahren die Klientinnen und Klienten, indem sich die Beraterinnen und Berater den Menschen zur Verfügung stellen. „Wir selber nehmen uns zurück. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit all seinen Anliegen“, sagt Niels Christensen. „Wir hören einfach mal zu, wenn ausgesprochen wird, was sonst nicht gesagt werden kann.“ Dann könnten gemeinsam neue Perspektiven in den Blick genommen werden. „Wenn ich alles nur schrecklich finde, kann ich danach Ausschau halten, ob es davon auch Ausnahmen gibt, ob ich mich auch über etwas freuen kann“, erklärt Christiane Voß. „Wir sind Wegbegleiter und geben Halt.“

Advent und Weihnachten: Eine besondere Jahreszeit

Das kann besonders jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit gefragt sein. „Manchmal verdichten sich zu Weihnachten Konflikte in den Familien. Zwar sehnen sich viele nach dem Bild der Heiligen Familie. Aber die heile Familienwelt gibt es nicht immer und in jeder Familie“, weiß Christiane Voß. Genauso schwierig könne es auch umgekehrt sein, wenn die Familie eben nicht zusammenkommen könne, sagt Niels Christensen. „Dann muss geklärt werden, was überhaupt am 24. Dezember passiert, wenn man plötzlich allein oder ohne Partner, ohne Eltern, ohne Familie ist. Das kann gerade jetzt einen emotionalen Schlag bedeuten, dass zum Beispiel die Trennung ausgerechnet jetzt kommen musste.“

Für die Zukunft sehen die ehemalige Leiterin und der neue Leiter die EFL im Erzbistum Paderborn gut aufgestellt. Ein funktionierendes Netzwerk bestehe vor allem mit der Kategorialseelsorge und den Kitas, sagt Christiane Voß. Um den Beraternachwuchs sorge sich die EFL erfolgreich selbst. „Zusammen mit der Katholischen Hochschule NRW (KatHO) haben wir einen eigenen Masterstudiengang entwickelt. Schön ist auch, dass unsere Arbeit viele junge Leute interessiert, die hier bei uns arbeiten wollen.“ Zwar könne das auch mal herausfordernd sein, aber die sinnstiftende Arbeit spreche viele an.

Zahlen, Daten, Fakten

Im Jahr 2021 führten die Beraterinnen und Berater der EFL im Erzbistum Paderborn mit 3.412 Klientinnen und Klienten insgesamt 18.707 Beratungsgespräche. Davon waren 7.799 Einzel-, 10.452 Paar-, 190 Gruppen- und 266 Familiengespräche. Mit 2.051 Klientinnen zu 1.361 Klienten suchten tendenziell mehr Frauen als Männer das Gespräch. Die meisten Ratsuchenden waren verheiratet (1.923), viele ledig (677), einige getrennt (246) oder geschieden (345), wenige verwitwet (90) oder wieder verheiratet (118).

Die große Mehrheit der Klientinnen und Klienten der EFL waren im vergangenen Jahr religiös orientiert. 1.892 waren katholisch, 848 evangelisch, eine Person jüdisch, 85 muslimisch, 108 sonstiges oder unbekannt und 465 ohne Religionszugehörigkeit. Überwiegend fanden die Beratungsgespräche (unter Infektionsschutzvorkehrungen) in Präsenz statt. Jedoch nahm die Beratung per Telefon, Videokonferenz oder E-Mail mit steigender Tendenz im Vergleich zum Vorjahr erneut deutlich zu.

Die EFL im Erzbistum Paderborn

Als Einrichtung des Erzbistums Paderborn ist die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) in 22 Beratungsstellen im gesamten Bistumsgebiet für Rat suchende Menschen da. Sie ist ein seelsorglicher Dienst der Kirche und bietet zur Unterstützung für alle Familienformen auch psychologische Hilfe. Die EFL steht mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern allen Menschen zur Seite, die sich in einer persönlichen Konflikt- und familiären Krisensituation befinden. Zusammen mit anderen pastoralen Einrichtungen bildet sie ein aktives soziales Hilfsnetzwerk.

Erste Beratungsstellen wurden auf dem Gebiet der Erzdiözese 1953 in Dortmund, 1954 in Paderborn, 1965 in Hagen, 1971 in Meschede und Hamm und 1972 in Siegen gegründet. Ein erster Weiterbildungskurs startete 1966. Seit 1974 beschäftigt das Erzbistum Paderborn speziell ausgebildete hauptamtliche Mitarbeiter für die Beratungsaufgabe, die zuvor von Pfarrern und Ehrenamtlichen getragen wurde. Das Erzbistum Paderborn finanziert mehr als zwei Drittel der Kosten. Hinzukommen Unterstützung durch das Land NRW, Spenden und Zuwendungen einzelner Kommunen.

Ein Beitrag von:
© ThF-PB

Benjamin Krysmann

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