Der Weg zum Studio führt über einen Nebeneingang. Der Raum umfasst nicht mehr als 15 Quadratmeter. Ansonsten steht der Trakt leer, ehemals wurde hier gekocht und gebacken. Die deckenhohen Regale sind vollgestopft mit Tonträgern. Vor dem Fenster steht das technische Equipment. Mischpult, Mikrophone, ein CD-Player mit Kassettendeck und ein Plattenspieler, alle etwas in die Jahre gekommen, der Sender finanziert sich selbst. „Wir haben noch viel mehr Zeugs. Sämtliche Sendungen und ein Archiv mit über 50.000 Vinyls. Früher hatten wir so viel Platz, wie wir brauchten“, sagt Rainer Müller.
Früher, das war die Zeit, als das Krankenhaus in kommunaler Hand lag und St. Barbara hieß. Als die Ordensschwestern der Kongregation der Christlichen Liebe aus Paderborn die Pflege innehatten und direkt nebenan eine Pflegeschule mit Internat betrieben wurde. Um die Zweitausenderjahre Jahre kaufte die Rhön-Klinikum AG das Krankenhaus. Heute gehört es zur Helios-Klinik-Gruppe. „Mit dem Verkauf ging es nur noch um Gewinnmaximierung. Die Schwesternschule wurde geschlossen, das Gebäude, in dem auch wir waren, veräußert. Man kann heute das Gefühl haben, nicht gewollt zu sein. Das tut schon ein bisschen weh“, sagt Müller.
Vom Stillstehen und Wiederaufstehen
Gegründet wurde der Sender 1973 von der Katholischen Jugendgemeinde. „Die Beiträge wurden im Pfarrhaus produziert und auf Tonbandgerät aufgenommen. Dann marschierte man ins Krankenhaus und spielte alles über die Hausanlage ab“, erzählt Müller. Als Zivi hat er in St. Barbara angefangen. „Dienst an der Waffe geht für mich nicht. Niemals Gewalt gegen Menschen. Ich liebe den Frieden und die Freiheit“, sagt Müller, der nach seinem Wehrersatzdienst bei der Haustechnik von St. Barbara „einfach hängenblieb“, wie er erzählt. „Als die Rhön kaufte, bin ich gegangen. Zum KRA2 gekommen bin ich, weil wir von der Technik aus da etwas zu tun hatten. Da gab es eine tolle Truppe. Einer von diesen engagierten jungen Menschen, der eigentliche Antreiber, verstarb plötzlich und das Projekt kam zum Erliegen. Ich habe mir gedacht, da muss ich was machen.“
Erinnerungen an die Ordensschwestern
Müller kann sich gut an die Ordensschwestern erinnern. „Das Arbeiten mit ihnen war schön und hat mir viel gegeben. Sie waren ja ganz besonders mit dem Haus verbunden. Allein durch ihr Aussehen haben sie die Atmosphäre geprägt und vieles andere neben der Pflege gemacht. Ganz früher gab es noch einen Gemüsegarten und Viehzucht. Eine Schwester fuhr immer mit einem Bücherwagen durch die Flure, um den Patienten Lesestoff anzubieten“. Gerne denkt Müller an Schwester Meinrada. „Ihr gehörte die OP-Leitung und sie hat mich sehr beeindruckt. Ihr konnte keiner was vormachen. Auch die Ärzte nicht.“ Vergessen wird er nicht die Schwester, die das Internat leitete. „Sie hatte Haare auf den Zähnen. Bevor die Schülerinnen zur Arbeit gingen, mussten sie sich aufstellen, es wurden Frisur und Fingernägel kontrolliert“, lacht Müller.