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Erzbistum Paderborn
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Um Sternenkinder trauern Eltern lange© nednapa / Shutterstock.com

Sternenkinder Glaube als Rettungsanker

Eine Fehl- oder Totgeburt stellt alles auf den Kopf und hinterlässt Hilflosigkeit und Verzweiflung. Betroffene Eltern von Sternenkindern wissen oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen

Es gehört wohl zu den schlimmsten und bittersten Erfahrungen, die Eltern machen können. Das Kind, auf das man sich so freut, während der Schwangerschaft oder kurze Zeit später zu verlieren. Es dauert eine lange Zeit, bis man überhaupt realisiert, was da mit einem passiert ist. Viele ziehen sich zurück in die Einsamkeit, andere wiederum suchen Menschen, denen sie sich anvertrauen können. Betroffene haben oft das Gefühl, dass das Thema Sternenkinder von der Gesellschaft, ob Familie oder Freundeskreis, tabuisiert wird. Viele Menschen aus dem Umfeld der Betroffenen wissen gar nicht, wie sie mit den Eltern umgehen sollen, ihnen Hoffnung schenken können.

Menschen, die dies durchmachen müssen, erleben dann eine wahre Prüfung ihres Glaubens. Wut, Hoffnungslosigkeit, Angst und Misstrauen machen sich breit. Wie kann man es schaffen, aus solch einer Situation wieder ins Leben zurückzukehren? Wie kann der Glaube zum Rettungsanker für betroffene Eltern werden?

 

Hilfe und Zuflucht in der Familienberatung und Eheberatung

„Schwierig wird es besonders dann, wenn im Leben immer alles glatt gelaufen ist. Durch so ein traumatisches Ereignis wird der Glaube oft in Frage gestellt“, erzählt Hildegard Schäfer, als sie eine Kerze auf dem Tisch anzündet. Unter der Kerze liegt ein schmaler Tischläufer mit vielen Sternen, symbolisch für die Sternenkinder. „Ich zünde sie bei jedem Beratungsgespräch an, um dem verstorbenen Kind zu gedenken“, sagt sie. Hildegard Schäfer ist Fachberaterin in der Schwangerschaftsberatungsstelle beim Sozialdienst katholischer Frauen Paderborn e.V., einer von 14 katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen im Erzbistum Paderborn.

Viele betroffene Mütter und Väter würden nicht wissen, wie sie nach einer Fehl- oder Totgeburt, aber auch nach einem frühen Tod ihres Kindes mit der Trauer umgehen sollen und wo genau sie Hilfe finden. Auch wenn der Glaube bei den Betroffenen vorher fest verankert war, stoßen sie bei diesen Schicksalsschlägen an ihre Grenzen. Es hinterlässt ein Gefühlschaos, das niemand zu verstehen scheint. Angehörige oder Freunde sind häufig mit der Situation überfordert und wissen nicht, wie sie sich verhalten oder trösten können.

Wieder in der Lage sein können, den Alltag zu meistern

Das Angebot in der Beratungsstelle des SkF Paderborn richtet sich an alle Menschen im Stadt- und Kreisgebiet von Paderborn, dem Einzugsgebiet der katholischen Schwangerschaftsberatung, die diese schmerzhafte Erfahrung durchlebt haben, egal welcher Religionszugehörigkeit. Dabei gibt es unter anderem Beratung für Paare, Einzelgespräche oder auch Trauergruppen. Das Angebot sei allerdings nicht als Therapie zu verstehen. „Trauer ist Trauer und Menschen, die trauern, brauchen nicht immer eine Therapie, sondern zunächst Verständnis, Zeit und Hilfestellungen, wie sie mit der Trauer umgehen können“, sagt Schäfer. Innerhalb der Beratung werden mit den Betroffenen für sie passende Möglichkeiten entwickelt, der Trauer Raum zu geben und sie ins Leben zu integrieren – um im Anschluss in der Lage sein zu können, mit dem Verlust das Leben gut weiterzuleben.

In Planung seien derzeit auch Abende, an denen betroffene Mütter und Väter an einem offenen Gesprächskreis teilnehmen können. Diese Treffen in der Beratungsstelle sollen künftig einmal im Monat stattfinden und werden inhaltlich und methodisch mit Impulsen vorbereitet, um den Betroffenen Kraft und Mut zu spenden. Hier werden ihre Gefühle ernst genommen und respektiert.

 

Verletzungen tauchen oft Jahre später in der Eheberatung wieder auf

Hilfe und Beratung in dieser schwierigen Situation bietet auch die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Erzbistum Paderborn. „Die betroffenen Eltern sind nach einer Fehl- oder Totgeburt ihres Kindes emotional überfordert. Dann ist es besonders wichtig, dass sie in dieser schwierigen Zeit gut begleitet werden“, sagt Anke Kenter. Seit 1998 arbeitete sie als Hebamme und erlebte schon einige traurig ausgehende Schwangerschaften. Unter anderem sei ihr das Thema Sternenkinder zur Herzensangelegenheit geworden, weshalb Anke Kenter seit 2013 als Beraterin für die Familienberatung tätig ist. Auch sie kenne das Problem, dass dieses Ereignis im Freundeskreis oft tabuisiert wird, was die betroffenen Eltern dann meist vor noch größere Probleme stellen würde.

Anlaufstellen im Erzbistum Paderborn

Sozialdienst katholischer Frauen e.V.
Kilianstraße 28
33098 Paderborn
https://www.skf-paderborn.de/

 

Beratungsstellen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung

im gesamten Erzbistum unter:

Möglichkeiten zum Austausch und zur Entlastung

Die EFL möchte mit ihrem Angebot entlasten, indem sie immer wieder Möglichkeiten zum Erzählen bietet und mit ihren offenen Ohren zu helfen versucht. Die Gespräche gehören zum Trauerprozess, der den Verlust des Kindes noch einmal würdigen soll. Betroffene Mütter und Väter sollen allerdings auch einen Blick und das Gespür dafür bekommen, dass es irgendwann auch wieder schöne Momente im Leben geben kann und der Schmerz eines Tages verblasst. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir verlernt haben, traurig zu sein. Wir werden sogar abgeschnitten vom Ausleben dieser Emotionen“, meint Kenter. „Eines Tages darf ich aber auch wieder fröhlich sein – und auch das wird meinem Kind gerecht“, sagt sie weiter.

Der Glaube spiele bei ihren Beratungen dabei eine tragende Rolle. Für die betroffenen Eltern sei es gut darauf zu vertrauen, dass mit dem Tod eben nicht alles vorbei ist. So haben viele eine Vorstellung davon, dass es dem Kind gerade gut geht – das ist für viele ein tröstender Gedanke. Das Angebot der Beratungsstelle ist aber offen für alle Menschen, egal welcher Glaubensrichtung.

Wie können wir selbst trauernden Menschen begegnen?

Das Gebet von Marie-Luise Wölfing kann hierfür eine Hilfe sein:

 

Gesegnet seien alle, die mir jetzt nicht ausweichen. Dankbar bin ich für jeden, der mir einmal zulächelt und mir seine Hand reicht, wenn ich mich verlassen fühle.

Gesegnet seien die, die mich immer noch besuchen, obwohl sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen.

Gesegnet seien alle, die mir erlauben, von den Verstorbenen zu sprechen. Ich möchte meine Erinnerungen nicht totschweigen. Ich suche Menschen, denen ich mitteilen kann, was mich bewegt.

Gesegnet seien alle, die mir zuhören, auch wenn das, was ich zu sagen habe, sehr schwer zu ertragen ist.

Gesegnet seien alle, die mich nicht ändern wollen, sondern geduldig so annehmen, wie ich jetzt bin.

Gesegnet seien alle, die mich trösten und mir zusichern, dass Gott mich nicht verlassen hat.

 

(aus dem Buch „Denn sie werden getröstet werden“, Kösel Verlag)

© Efasein / Shutterstock.com
© Efasein / Shutterstock.com

Seelische Nachsorge innerhalb der Beratung um über Gefühle zu sprechen

Über das traurige Thema Sternenkinder werde auch häufig innerhalb der Eheberatung gesprochen. Zwar liegt ein solches Ereignis oftmals Jahre zurück, aber es führte nicht selten zu Verletzungen in der Partnerschaft, weil der Mann oder die Frau unterschiedlich mit der Trauer umgehen. Der Klassiker sei, dass Männer nicht viel über ihre Trauer reden wollen und Frauen sich in diesen Momenten allein gelassen fühlen.

Anke Kenter beobachtet dann, dass dies im Laufe der Jahre auch unbewusst zu Konflikten führen kann: „Beide denken dann oft, so wie ich es mache, ist es richtig. Der andere macht es falsch.“ Dass sich ein solcher Schicksalsschlag wie eine Fehl- oder Totgeburt auch noch Jahre später auf die Beziehung auswirken kann, erfährt auch Susanne Kranig von der EFL Iserlohn. „Viele Männer und Frauen geraten nach solch einem schmerzhaften Verlust in eine Paardynamik hinein, in der das Verständnis füreinander nicht mehr da ist.“

Viele persönliche und gemeinsame Wünsche, Hoffnungen, Lebensentwürfe an sich und die Partnerschaft werden mit diesem Verlust zunichte gemacht. Dies raube weitere Kräfte und kann dazu führen, sich immer mehr voneinander zu entfernen. Dabei sollte sich innerhalb der Beziehung jeder mit seinen Gefühlen zeigen können, um sich wieder offen und authentisch zu begegnen. Geht dies nicht mit den eigenen Ressourcen, brauchen die Paare Hilfe bei der seelischen Nachsorge. In der Beratung besteht im gesicherten Rahmen die Möglichkeit, die eigenen Gefühle zu erspüren, sie ohne Tabus auszusprechen und damit wertschätzendes Verständnis im Austausch zu erfahren – sowohl in Einzel- als auch in Paargesprächen.

Kranig ist der Ansicht, dass innerhalb eines Beratungsprozesses neue Wege des Miteinanders gebahnt werden können. Es geht darum, den akzeptierenden Austausch zwischen den Partnern zu fördern und neue hilfreiche Aspekte zur Bewältigung der Krise zu erarbeiten. „Wenn sich Betroffene an uns wenden, nehmen wir sie zuerst mit all ihren Gefühlen an, entlasten sie auf diese Weise und zeigen ihnen behutsam Zukunftsperspektiven auf. Somit können wir aktuell wie auch langfristig unterstützen und miteinander Optionen zu einem individuellen Wachstumsprozess eröffnen. Das Erlebte kann so nach und nach in das eigene und gemeinsame Leben integriert werden.“

1000 gute Gründe

© Erzbistum Paderborn

Für unseren Glauben, unsere Kirche und für unser Engagement sprechen 1000 gute Gründe. Und noch viele mehr. Es ist Zeit, von ihnen zu erzählen! Ohne etwas zu verschweigen oder schön zu reden. Sondern, indem wir auch das Gute wieder zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig unser katholisches Glaubensleben ist. In einer einladenden, konstruktiven Haltung möchten wir mit Menschen ins Gespräch kommen.

Wir möchten hören, was Sie im Leben und Glauben trägt – egal, ob Sie in der Kirche arbeiten, ob Sie engagiert sind oder ob Sie einfach neugierig auf unsere Themen und Angebote sind. Alle sind herzlich eingeladen, bei der Initiative „1000 gute Gründe“ mitzumachen. Denn je mehr wir sind, desto stärker ist unsere Stimme. Und umso stärker wird unsere Initiative, die in den kommenden Jahren und Monaten immer weiter wachsen wird.

Ein Beitrag von:
Redakteurin

Miriam Westfechtel

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