Trotz des sommerlichen Wetters war der Paderborner Dom zum Ökumenischen Friedensgottesdienst gut besucht. Das Paderborner Metropolitankapitel, das Dekanat Paderborn, der Evangelische Kirchenkreis Paderborn und der Kreisverband Paderborn im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. hatten eingeladen, um am 8. Mai 2025 – 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa – für den Frieden zu beten.
Nach der liturgischen Eröffnung und Begrüßung der Gottesdienstbesucher durch Dechant Benedikt Fischer übernahm Landrat a.D. Manfred Müller als ehemaliger Kreisvorsitzender des Volksbundes die historisch-politische Einordnung des Gedenktages. Er betonte, dass die Menschen sich nach dem Zweiten Weltkrieg „Nie wieder Krieg“ geschworen hätten und jetzt, insbesondere durch den Russischen Überfall auf die Ukraine, den Frieden bedrohter denn je sehen. In seinem Beitrag machte Manfred Müller aber auch Hoffnung. Schließlich könne jeder etwas für den Frieden tun. Dazu sollte man die folgenden drei Dinge berücksichtigen.
Drei Dinge seien zu berücksichtigen, erklärte Manfred Müller: Europa ist der Grund für 80 Jahre Frieden. Die enge politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit habe dazu beigetragen. Aus Feinden seien Freunde geworden. Jeder kann sich durch persönliche Kontakte dabei engagieren, zum Beispiel in europäischen Städtepartnerschaften. Zudem: Die Demokratie muss gesichert werden. Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung von Faschismus und Diktatur. Die Keimzelle des Krieges legten die Nazis bereits 1933 mit der Quasi-Abschaffung des Parlamentes und Rechtsstaates. Extremismus und Nationalsozialismus habe immer wieder zu Krieg und Elend geführt. Das könne man aus der Geschichte lernen. Und: Wir brauchen mehr „Wir“ in der Gesellschaft, mehr Gemeinschaft und weniger Polarisierung. Kompromisse sind wichtig – auch nach harten Diskussionen. Die Tendenz sich nur in der eigenen „Blase“ zu informieren und nur dort zu diskutieren, verkürze den Blick auf die politische Diskussion. Das schwäche den Ausgleich zwischen den Menschen in einer Gesellschaft.
„Frieden ist nicht selbstverständlich. Wir müssen dafür kämpfen. Für ein friedliches Europa, für Gemeinsinn, gegen Extremismus und mit allen, die in Stadt, Kreis und Staat Verantwortung dafür tragen.“ Mit diesen Worten beendete Manfred Müller seinen beindruckenden Vortrag und Appell.
Es folgten ebenso beindruckende Zeitzeugenberichte von den schwersten Bombenangriffen auf die Stadt Paderborn im Januar, Februar und März 1945 – alle kurz vor dem Kriegsende. Die Berichte wurden von den Schülerinnen und Schülern des St. Michael Gymnasiums Paderborn vorgetragen.
Bei den Bombenangriffen auf die Stadt Paderborn starben seinerzeit rund 900 Menschen. 85 Prozent der Bausubstanz wurde zerstört. Hermann-Josef Bentler, Mitglied im Kreisvorstand des Volksbundes, wies in seiner Einführung zu den Schülerbeiträgen auch auf das große Zerstörungspotential der Bomben hin. Eine der größten Bomben mit 1,8 Tonnen, die man nach dem Krieg in Paderborn gefunden und erfolgreich entschärft hat, ist im Paderborner Stadtmuseum ausgestellt. Ihre Entschärfung führte 2018 zur größten Evakuierungsmaßnahme nach dem Zweiten Weltkrieg. 26.000 Menschen mussten seinerzeit ihre Häuser verlassen.