logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
© Preto Perola / Shutterstock.com

Sprechen Sie mit mir, ich bin Elisabeth!

Telefonseelsorge bedeutet Zutrauen auf beiden Seiten. Die Hilfesuchenden müssen darauf vertrauen können, dass ihnen zugehört und geholfen wird. Die ehrenamtlich Engagierten am anderen Apparat brauchen das Zutrauen, dass sie bestens für ihre Aufgaben vorbereitet wurden.

Ihren echten Namen verrät Elisabeth nicht. Aus Selbstschutz und auch, weil Anonymität in der Telefonseelsorge die wichtigste Vertrauensbasis ist: „Wüssten die Menschen in meinem Umfeld, dass ich ehrenamtlich in der Telefonseelsorge tätig bin, würden sie vielleicht in einer Notlage nicht mehr anrufen. Sie könnten mich dran haben, die Nachbarin, die Kollegin, die Bekannte vom Sport.“ Auch wird Elisabeth niemandem verraten, mit wem sie worüber telefoniert. Die leiseste Andeutung wäre ein Verrat.

Stattdessen ein paar Zahlen: Die Telefonseelsorge im Gebiet des Erzbistums Paderborn verteilt sich auf die sechs Standorte Bielefeld, Dortmund, Hagen, Hamm, Siegen und Paderborn und wird allein von den Kirchen getragen. Je Standort laufen pro Jahr über 13.000 Anfragen auf, also Anrufe, Mails oder Chatnachrichten. Und: An jedem Standort sind idealerweise zwischen 80 und 90 Ehrenamtliche im Einsatz, um eine Erreichbarkeit an 24 Stunden pro Tag und sieben Tagen in der Woche zu gewährleisten. Besprochen wird jedes Lebensthema. Schulangst und Liebeskummer, Streitigkeiten in der Familie und Partnerschaft, Partnerschaftsgewalt, Kindesmisshandlung, Sucht, Einsamkeit, Geldsorgen, Krankheit, Trauer, Tod. Es melden sich Opfer und Täter, Angehörige und Freunde.

„Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt oder ich eine Mail öffne, weiß ich nicht, was auf mich zukommt“, sagt Elisabeth. „Nur dass ein Mensch in Not ist.“ Zwei bis drei Prozent der Anrufe haben einen suizidalen Hintergrund. Bei Mails und Chatnachrichten ist der Anteil noch höher. Im Jahr wenden sich weit über 1.000 Menschen im Erzbistum Paderborn mit Suizidgedanken an die Telefonseelsorge. Heruntergerechnet auf einen einzigen Tag also drei bis vier. Zahlen sind normalerweise kalt. Diese Zahlen nicht.

Über einen Zeitungsartikel zum Ehrenamt

Zu ihrem Ehrenamt kam Elisabeth über einen Zeitungsartikel – diesem hier ganz ähnlich. Denn die Telefonseelsorge im Erzbistum Paderborn sucht ständig neue Engagierte. Zehn Jahre lang war sie in der Telefonseelsorge in einem anderen Bistum tätig, dann kam der Umzug, dann kamen die Kinder, eine neue Lebensphase mit neuen Ehrenämtern begann. „Mit Corona war mein damaliges Ehrenamt hinfällig, also bin ich zurück in die Telefonseelsorge“, sagt sie.

An ihren Einstieg in die Telefonseelsorge erinnert sie sich noch genau, an das Herzklopfen und den Wunsch, auf der Türschwelle umzudrehen. Heute ist sie froh, geblieben zu sein. Nach dem Kennenlerntag stieg sie in die anderthalbjährige verpflichtende Schulung ein. Anfangs gab es eine Menge Theorie. Danach durfte sie bei Gesprächen mithören, wobei dies der anrufenden Person immer mitgeteilt wird. Später führte Elisabeth Gespräche, bei denen ein erfahrenes Teammitglied mithörte. Das Lob eines Anrufers hat Elisabeth noch im Ohr: „Für eine Anfängerin machen Sie das schon ganz ordentlich.“ Im letzten Schritt nach 18 Monaten führte sie das erste Telefonat allein.

Auch heute nimmt Elisabeth regelmäßig an Fortbildungen teil, alle drei Wochen ist außerdem Supervision, bei der sie im Team Gesprächssituationen diskutiert. Bei aller Erfahrung lernt Elisabeth ständig dazu. Längst ist sie nicht mit jedem Gesprächsverlauf zufrieden. Ist sie bei dem Anrufer durchgedrungen? Und dann kommen Dankesmails wie die der traumatisierten Frau, die jahrelang aus Angst das Haus nicht mehr verlassen konnte, und die nun berichtet, dass sie draußen war und in der Sonne spazieren ging. Durch die Gespräche gelang es ihr, wieder sich selbst und der Welt zu trauen.

Suchen Sie sich Hilfe!

Am Telefon
0800 111 0 111
0800 111 0 222
Ihr Anruf ist kostenfrei. Per E-Mail oder im Chat:

Sie wollen helfen?

Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar – möglich durch das Engagement von über 7000 Ehrenamtlichen in Deutschland. Diese Engagierten nehmen Anrufe entgegen, beantworten Mails oder begleiten Menschen im Chat. Wer sich engagieren möchte, erhält eine umfassende Schulung. Wichtig sind Einfühlungsvermögen, Verschwiegenheit und Offenheit für intensive Gespräche. Interessierte können sich bei einer Telefonseelsorge-Stelle in ihrer Nähe informieren:

Osterbeileger 2025 „Zutrauen“

Mutige Geschichten, ehrliche Fragen, neue Hoffnung: Das Erzbistum Paderborn lädt mit dem Ostermagazin 2025 unter dem Leitwort „Zutrauen“ zu einer hoffnungsvollen Lektüre ein. Die neue Ausgabe ist gefüllt mit hoffnungsvollen Geschichten von Menschen, die Vertrauen schenken und daraus Kraft schöpfen.
Das Ostermagazin 2025 ist kostenlos erhältlich. Interessierte können das Magazin hier herunterladen oder ein gedrucktes Exemplar per Mail an kommunikation@erzbistum-paderborn.de bestellen.

Weitere Einträge

Die erste Windfigur macht das Wehen des Windes sichtbar. Damit beginnt nach dem Verständnis der Künstlerinnen die Zeit. © Diözesanmuseum Paderborn
Die erste Windfigur macht das Wehen des Windes sichtbar. Damit beginnt nach dem Verständnis der Künstlerinnen die Zeit.

Unser Glaube Was der Wind mit Gott zu tun hat

Von Säuseln bis Tornado: Wind kann genauso zerstören wie Leben ermöglichen. Kein Wunder also, dass er auch in der Religion eine Rolle spielt. Das zeigt die Ausstellung „Before the Wind“ im Diözesanmuseum Paderborn.
© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn

Unser Glaube Vergeben befreit

Yasin Güler wird von einem Islamisten lebensgefährlich angegriffen. Über seinen Kampf nach dem Messerattentat vor zwei Jahren veröffentlicht er jetzt das Buch „vergeben statt vergelten“.
© PeopleImages.com - Yuri A / Shutterstock.com

Unser Glaube Pfingsten, eine Sternstunde der Kommunikation

Pfingsten erzählt vom Wunder echter Verständigung. Worte treffen ins Herz, Menschen finden zueinander. Ein Plädoyer für Sprache, die verbindet. Damals wie heute.
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0