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Erzbistum Paderborn
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© Monkey Business Images/Shutterstock.com

„Schule muss eine Seele haben“

Nach Pandemie besonders nachgefragt: Angebote der Schulpastoral des Erzbistums Paderborn stärken das soziale Miteinander

In der Schule geht es ums Lernen, aber auch um ein gutes, soziales Miteinander: „Schule muss auch eine Seele haben“, beschreiben Dr. Heike Bee-Schroedter und Sarah Münsterteicher, beide Referentinnen der Abteilung Schulpastoral im Erzbistum Paderborn, das Kernanliegen ihres Aufgabenbereichs: „Schulpastoral will zur Humanisierung von Schule beitragen“. Gerade nach der schweren Corona-Zeit gibt es hier Bedarf. Die Teilnahmezahlen bei den schulpastoralen Angeboten im Erzbistum sind im Jahr 2022 steil nach oben gegangen: 150 Lehrkräfte und 875 Schülerinnen und Schüler im Bereich Grundschulpastoral und rund 700 Teilnehmende im Bereich Schul- und Lehrerinnen- und Lehrerpastoral haben die Angebote des Erzbistums genutzt.

Besonders beeindruckend ist der Anstieg, wenn man die Zahlen von 2022 in Relation zu denen vor der Pandemie setzt: 2019 nahmen 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Angebote für Schulen und Lehrkräfte wahr – im Jahr 2022 waren es 500 mehr. Zum Anstieg der Zahlen hat auch der große Schulpastoral-Kongress im August 2022 beigetragen: Unter dem Titel „‘Schön, dass du da bist‘. Schule gastfreundlich gestalten“ lockte er mit vielen Workshops und Fachvorträgen weit über 100 Teilnehmende ins Bildungs- und Tagungshaus Liborianum in Paderborn. Geleitet hat ihn Adelheid Büker-Oel, die auch die Abteilung Schulpastoral im Erzbistum leitet.

 

Ein weiterer Grund für die gute Nachfrage nach schulpastoralen Angeboten ist die neu geschaffene Stelle für Grundschulpastoral: Sarah Münsterteicher hat ihre Arbeit als Referentin für Grundschulpastoral erst mit Beginn der Pandemie-Zeit aufgenommen. Aber schon nach kurzer Zeit laufe in der Bewerbung der Angebote sehr viel über Mundpropaganda, manche Angebote „verbreiten sich wie ein Lauffeuer“, freut sich Münsterteicher.

 

Zur Ruhe kommen und stärken

 

Nach der Pandemie sei im Schulalltag sichtbar geworden, dass Sozialkompetenzen wieder eingeübt und gestärkt werden müssen: Viele Kinder und Jugendliche leiden unter psychischen Störungen oder Erkrankungen. Dementsprechend gut nachgefragt seien zum Beispiel im Grundschulbereich kindgerechte Stille-Angebote zur Entspannung und Kontemplation. „In einer zweizügigen Grundschule in Dortmund habe ich dieses Angebot in einer Grundschule in allen Klassen durchgeführt“, berichtet Münsterteicher. Eine hohe Nachfrage hat auch das Projekt „Heldinnen und Helden gesucht und gefunden“, das bei den Grundschulkindern ein Bewusstsein für ihre Stärken schaffen will.

 

Ein spezielles Angebot für Grundschullehrkräfte sei als „Kind der Pandemie“ entstanden, um auf die Distanz Kontakt zu halten: Digitale Praxis-Ideen-Börsen bieten regelmäßig Material an, wie sich rund um den Jahreskreis verschiedene Anlässe in der Grundschule gestalten lassen. „Dieses Format, das ich in Kooperation mit Susanne Lehn, Gemeindereferentin in Kamen, konzipiert habe, läuft auch nach der Pandemie noch immer super“, freut sich Sarah Münsterteicher. „Die Angebote für die Grundschulkinder können von allen Grundschulen kostenfrei abgerufen werden.“

 

Für Schülerinnen und Schüler gibt es neben den bekannten religiösen Schulwochen ein neues, sehr beliebtes Angebot: Unter dem Titel „Endspurt“ haben die Referenten Hans-Bodo Markus und Peter van den Bongard ein buchbares, kostenfreies Angebot speziell für Abschlussklassen konzipiert: Schülerinnen und Schüler können Lernstrategien und -motivation sowie Fragen der beruflichen Entscheidung reflektieren – auf einer Metaebene, die im unterrichtlichen Geschehen oft zu kurz kommt.  Zusammen mit seiner Kollegin Melina Sieker entwickelt Hans-Bodo Markus zudem aktuelle und vielfältige spirituelle Angebote für Studierende, die Religionslehrkräfte werden wollen. Sie in diesen krisenhaften Zeiten in ihrem Glauben zu stärken, ist dabei ein wesentliches Anliegen.

 

Hilfestellung bei Krisen-Themen

 

In der Pastoral für Lehrkräfte, für die Heike Bee-Schroedter verantwortlich ist, haben vor allem mehr-modulige Veranstaltungen mit hohem Aktualitätsbezug eine große Nachfrage: zum Beispiel der Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nach der Pandemie oder auch die Aufnahme von traumatisierten Kindern aus der Ukraine. „Im Herbst letzten Jahres besuchten zu diesem Themenbereich 70 Teilnehmende eine entsprechende Fortbildung“, veranschaulicht Bee-Schroedter das große Interesse. Tod und Trauer, Gewalt und Cyber-Mobbing sind als „Krisen-Themen“ ebenfalls stark nachgefragt. „Der Lebensraum Schule ist ein sozialer Mikrokosmos. Wir erleben, dass die aktuellen Herausforderungen aus dem Schulalltag bei uns in den Fortbildungen thematisiert werden. Wir greifen sie auf und versuchen, zeitnah und bedarfsgerecht weitere passgenaue Veranstaltungen als Unterstützung für Lehrkräfte anzubieten“, so Bee-Schroedter.

 

Sehr gut besucht sind auch die Kollegiumstage unter dem Leitwort „Gutes Ich – gutes Team“. Das Angebot ist für alle Schulen – auch für die nicht-erzbischöflichen – offen. „Es ist uns wichtig, dass wir mit unseren schulpastoralen Angeboten für alle Schulen unterstützend da sind und einen Beitrag für ein gutes Schulklima leisten. In einer Zeit, in der die christlichen Kirchen insgesamt sehr kritisch betrachtet werden, haben wir durch unseren vielfältigen Einsatz in Schulen die Chance, ein positives Bild kirchlichen Engagements zu vermitteln“, verdeutlicht Bee-Schroedter. Der erste Kollegiumstag fand im März 2022 im Bildungshaus Hardehausen statt. Fünf weitere Kollegien von Gymnasien und Grundschulen haben dieses Angebot mittlerweile gebucht – rund 280 Lehrerinnen und Lehrer konnten so einen intensiven Tag mit persönlichkeits- und teamstärkenden Angeboten erleben. Dass vier weitere Kollegien dieses Fortbildungsangebot bereits gebucht haben, zeigt dessen Attraktivität.

 

Gutes Ich – gutes Team

 

„Ein starkes Team bewirkt auch starke Schülerinnen und Schüler“, betont Heike Bee-Schroedter die Wichtigkeit der Berufszufriedenheit von Lehrkräften. Besonders gefreut hat sie sich, dass sie von einer Lehrerkonferenz eingeladen wurde, um zu reflektieren, wie nachhaltig der Kollegiumstag gewirkt hat. Die Referentin erinnert sich, dass eine Lehrerin sich besonders über das Komplimente-Glas freute, das noch immer seinen Platz auf ihrem Schreibtisch habe. „An weiterführenden Schulen erhalten Lehrkräfte eher selten Komplimente“, erklärt Heike Bee-Schroedter. „Wie wichtig ein wertschätzendes Feedback auch für Lehrinnen und Lehrer jedoch ist, zeigt diese Rückmeldung exemplarisch.“

 

Neben den eher schulbezogenen Fortbildungsangeboten finden sich im Angebotsrepertoire für Lehrkräfte auch persönlichkeitsstärkende Angebote wie die beliebten Inseltage: Jeweils zu Jahresbeginn können Lehrerinnen und Lehrer einen etwas anderen Start ins Jahr auf der Nordseeinsel Norderney erleben – mit Gesprächen, spirituellen Impulsen und viel Zeit für sich selbst, um Kraft für das zweite Schulhalbjahr zu tanken.

 

Die Corona-Pandemie habe letztlich auch dazu beigetragen, die Bewerbung der Veranstaltungen zu verändern – weg von umfangreichen langfristig geplanten Printprodukten hin zu kurzfristigen gezielten Bewerbungen über Flyer und digitale Veröffentlichungen, um so flexibler und schneller agieren zu können. „Zudem haben wir für wertvolle Synergien mittlerweile intensive Kooperationsbeziehungen zum Beispiel zum Tagungs- und Bildungshaus Liborianum in Paderborn“, machen Heike Bee-Schroedter und Sarah Münsterteicher deutlich.

 

Ein Beitrag von:
Redakteurin Team Presse

Maria Aßhauer

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