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Erzbistum Paderborn
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Weihnachtsgeschenke mit rotem Band auf dunklem Holzhintergrund© iravgustin / Shutterstock.com
Unser Glaube
07. Dezember 2021
Paderborn

Schenken ist gut!

Alle Jahre wieder werden die Läden gestürmt, um Geschenke zu kaufen. Hat das noch mit Weihnachten zu tun? Und warum schenken Menschen überhaupt?

Geht es nur noch um Konsum?

Vorweihnachtszeit ist Einkaufszeit – denn pünktlich zum Fest sollen alle Wünsche erfüllt und der Platz unterm Tannenbaum gut gefüllt sein. Und so zieht es die Menschen Jahr für Jahr im Dezember in die Läden und Onlineshops, um Geschenke zu kaufen. Für Eltern, Kinder, Geschwister, nahe und ferne Verwandte, Freundinnen und Freunde. Für nicht wenige Menschen bedeutet das Stress. Und das neueste Smartphone oder die Actionfigur aus Plastik zu verschenken ist aus nachhaltiger Perspektive auch nicht unbedingt ideal. Da kann man sich durchaus die Frage stellen: Ist Schenken eigentlich so eine gute Sache? Die kurze Antwort ist Ja. Die lange liefert dieser Text.

Warum wir schenken

Wenn man einer Sache auf den Grund gehen möchte, hilft es, sich die Worte, die man dafür benutzt, genauer anzuschauen: Das deutsche Wort „Schenken“ geht auf das althochdeutsche „skenken“ zurück. Das bedeutete ursprünglich nichts anderes als „schief halten“. Die Bedeutung unseres heutigen, hochdeutschen Wortes nahm es durch die Sitte an, einem Reisenden oder ankommenden Gast zunächst ein Getränk zur Erfrischung anzubieten. Und dafür musste man vorher einen Krug über einem Becher „schief halten“

Weil der Brauch anscheinend landauf landab praktiziert wurde, bedeutete „skenken“ bald „einschenken“ und „zu trinken geben“. Für den Becher verlangte man übrigens im Gegenzug nichts – so gewann „schenken“ schließlich die Bedeutung: „etwas darbieten“ und „jemandem etwas ohne Gegenleistung zu dauerndem Besitz geben, um ihn damit zu erfreuen“.

Ist Schenken sinnlos?

Freiwillig etwas vom eigenen Besitz abzugeben und das ohne eine Bezahlung oder Gegenleistung zu erwarten – aus ökonomischer und egoistischer Sicht völlig sinnlos. Und doch ist die Praxis des Schenkens in allen Kulturen der Welt zu finden. Soziologen sprechen vom Schenken als einem der wenigen Universale. Schenkpraktiken würden den Beginn friedlicher Zivilisation ankündigen, sie seien der Kern des Zusammenlebens. Was das Besondere am Schenken ist, zeigt wieder die Urbedeutung des Wortes: Um einem Gegenüber den Becher zu füllen, neigt man ihm den Krug zu. Schenken ist Ausdruck von Zuneigung – auch dem gänzlich Fremden gegenüber.

Schenken macht glücklich

Im Schenken entdeckt sich der Mensch als soziales Wesen. Durch Geschenke begründet der Mensch Beziehungen, erhält und stärkt sie. Er integriert sich in eine Gruppe. Für die Menschen früherer Zeiten überlebenswichtig. Deshalb macht Schenken auch glücklich. Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat sich der Mechanismus entwickelt, dass sich beim Schenken das Belohnungssystem im Gehirn des Schenkenden aktiviert. Botenstoffe werden freigesetzt, die ein Glücksgefühl auslösen.

Sozial ist auch das, was den Beschenkten nachhaltig glücklich macht. Der materielle Wert oder die Nützlichkeit des Geschenks – das haben Studien erwiesen – sind nicht entscheidend. Denn Schenken ist nicht einfach ein Etwas-Geben, sondern ein Etwas-von-sich-Geben. Hier lohnt wieder der Blick auf ein Wort: „Präsent“ ein anderes Wort für Geschenk, das aus dem Französischen entlehnt wurde, verdeutlicht das sehr schön. Im Gegebenen, dem Präsent, bleibt der Schenkende dem Beschenkten gegenwärtig, präsent.

Tauschen statt Schenken

Man braucht den Blick nicht erst auf heutige Heilige Abende zu werfen, um zu erkennen, dass Schenken auch eine schwierige Sache sein kann. Unter dem Geschenkpapier verbirgt sich nicht die gewünschte Spielfigur oder doch nicht das neueste Gerät. Schenken ist an Erwartungen geknüpft. Und das nicht erst seit spätkapitalistischen Tagen. Ältere Beispiele sind die römische Praxis des „do ut des“ (dt. Ich gebe, damit du gibst). Oder das „Potlatch“-Fest der Ureinwohner der nordamerikanischen Pazifikküste, bei dem sich Stammesoberhäupter gegenseitig mit Geschenken überboten – und ihren Stamm nicht selten ruinierten. Oder die ausgeklügelten Systeme von Opfergaben an die Götter. In jedem Fall erhofft man sich von der eigenen Gabe eine Gegenleistung: Ein Geschenk, das dem Wert des Gegebenen exakt entspricht, soziales Ansehen, Regen und Kriegsglück. Der Austausch von Gaben wird ein Tauschhandel.

Was Gott den Menschen schenkt

Da hilft vielleicht der Gedanke, dass alles, was sich Menschen heute gegenseitig schenken, nur eine Folge des himmlischen Geschenks sind. Im Matthäusevangelium bringen die Sterndeuter dem neugeborenen Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe dar (Mt 2,1-12). Für menschliche Begriffe sind das sehr wertvolle Dinge. Doch wie könnten sie das Geschenk aufwiegen, das Gott uns in seinem Sohn macht? Die Gabe oder Gnadengabe Gottes, von der der Apostel Paulus im Römerbrief (Röm 6,23) spricht, ist das „ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“. Und es ist tatsächlich reines Geschenk. Gott ist nicht dazu verpflichtet, er reagiert nicht auf ein besonderes Opfer der Menschen. Er schenkt aus lauter Liebe. Umgekehrt geht es nicht darum, dass sich die Menschen revanchieren – denn das können sie schlicht nicht. Das einzige, was sie können, ist, das Geschenk anzunehmen.

Um noch einmal die alte Bedeutung von „Schenken“ zu bemühen: Jesus sagt mehrfach in den Evangelien, dass er in die Welt gekommen sei, um den Durst der Menschen zu stillen. Bei Johannes heißt es wörtlich: „[W]er aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ (Joh 4,14). Für Gott sind die Menschen die müden Reisenden, die ankommenden Gäste. Aus purer Zuneigung schenkt er ihnen Erfrischung – das ewige Leben in Jesus Christus.

Inspiration fürs Schenken

Wenn man sich diese pure Gabe, die ohne Erwartungen und aus Liebe gegeben wurde, zum Vorbild nimmt, lässt einen das mitunter auch im vorweihnachtlichen Konsum innehalten. So dass man die wahrnimmt, die weniger haben als man selbst. Ihnen vom Eigenen abgibt, ohne Hintergedanken und Erwartungen. Und dass man seinen Lieben zwar durchaus das ersehnte Spielzeug kauft, das Geschenk dann aber mit noch kostbareren Dingen begleitet: Zeit und Aufmerksamkeit, lieben Worten. Einem Nachhall der Liebe, die vor 2000 Jahren in die Welt gekommen ist.

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Ein Beitrag von:
Redakteur

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