Sozial ist auch das, was den Beschenkten nachhaltig glücklich macht. Der materielle Wert oder die Nützlichkeit des Geschenks – das haben Studien erwiesen – sind nicht entscheidend. Denn Schenken ist nicht einfach ein Etwas-Geben, sondern ein Etwas-von-sich-Geben. Hier lohnt wieder der Blick auf ein Wort: „Präsent“ ein anderes Wort für Geschenk, das aus dem Französischen entlehnt wurde, verdeutlicht das sehr schön. Im Gegebenen, dem Präsent, bleibt der Schenkende dem Beschenkten gegenwärtig, präsent.
Tauschen statt Schenken
Man braucht den Blick nicht erst auf heutige Heilige Abende zu werfen, um zu erkennen, dass Schenken auch eine schwierige Sache sein kann. Unter dem Geschenkpapier verbirgt sich nicht die gewünschte Spielfigur oder doch nicht das neueste Gerät. Schenken ist an Erwartungen geknüpft. Und das nicht erst seit spätkapitalistischen Tagen. Ältere Beispiele sind die römische Praxis des „do ut des“ (dt. Ich gebe, damit du gibst). Oder das „Potlatch“-Fest der Ureinwohner der nordamerikanischen Pazifikküste, bei dem sich Stammesoberhäupter gegenseitig mit Geschenken überboten – und ihren Stamm nicht selten ruinierten. Oder die ausgeklügelten Systeme von Opfergaben an die Götter. In jedem Fall erhofft man sich von der eigenen Gabe eine Gegenleistung: Ein Geschenk, das dem Wert des Gegebenen exakt entspricht, soziales Ansehen, Regen und Kriegsglück. Der Austausch von Gaben wird ein Tauschhandel.
Was Gott den Menschen schenkt
Da hilft vielleicht der Gedanke, dass alles, was sich Menschen heute gegenseitig schenken, nur eine Folge des himmlischen Geschenks sind. Im Matthäusevangelium bringen die Sterndeuter dem neugeborenen Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe dar (Mt 2,1-12). Für menschliche Begriffe sind das sehr wertvolle Dinge. Doch wie könnten sie das Geschenk aufwiegen, das Gott uns in seinem Sohn macht? Die Gabe oder Gnadengabe Gottes, von der der Apostel Paulus im Römerbrief (Röm 6,23) spricht, ist das „ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“. Und es ist tatsächlich reines Geschenk. Gott ist nicht dazu verpflichtet, er reagiert nicht auf ein besonderes Opfer der Menschen. Er schenkt aus lauter Liebe. Umgekehrt geht es nicht darum, dass sich die Menschen revanchieren – denn das können sie schlicht nicht. Das einzige, was sie können, ist, das Geschenk anzunehmen.