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Misa Criolla: Klänge von archaischer Schönheit

Für den Neustart nach Corona: Die Hammer Liebfrauenkantorei führt die argentinische Misa Criolla auf. Ein Probenbesuch.

Panflöte und Trommeln in Hamm

In der Liebfrauenkirche in Hamm ist es an diesem Abend Anfang November schummrig. Die wenigen, gedimmten Lichter können den Hauptraum kaum erleuchten. Nur im Südquerhaus sind alle Lampen an. Hier probt die Liebfrauenkantorei für das Patronatsfest am 19. November. Mal gesummt, mal gesungen sind es Klänge von archaischer Schönheit. Ein „Gloria de Dios“ schallt durch die dunkle Kirche. Ein Lob Gottes, in dem intensive Sehnsucht aufscheint. Das Ganze zu Rhythmen, die für an Mozartmessen und Bachkantaten gewöhnte Ohren überraschend und fremd klingen.

Geprobt wird die „Misa Criolla“ („kreolische Messe“) des argentinischen Komponisten Ariel Ramirez (1921-2010). Geschaffen 1964 und damit ganz im Eindruck des Zweiten Vatikanischen Konzils, sind ihre Texte nicht mehr auf Latein, sondern in spanischer Sprache. Und neben Chor und Solo-Stimmen spielen Folklore-Instrumente wie Panflöte und Trommeln. Eine Messe „zu Ehren des Lebens“ schwebte dem Komponisten vor, die „die Menschen auch jenseits des eigenen Glaubens, der eigenen Ethnie, Hautfarbe oder Herkunft“ verbindet.

Festmesse zum Patronatsfest am 19. November

Misa Criolla von Ariel Ramirez (1921-2010)
Solisten: Adrian Rodriguez Van der Spoel, Alvaro Pinto Lyon (Tenor)
Ensemble „Musica temprana“
Liebfrauenkantorei Hamm unter der Leitung von Dekanatskirchenmusiker Johannes Krutmann
Termin: 19. November 2022, Beginn um 17.00 Uhr
Adresse: Liebfrauenkirche Hamm, Werler Str. 77, 59063 Hamm

Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

Beim Gehen ging ihm die Misa Criolla nicht aus dem Kopf

Was verbindet nun eine südamerikanische Messe und einen westfälischen Kirchenchor? Kurz gesagt, ihr pilgernder Chorleiter. Aber der Reihe nach: Johannes Krutmann ist Dekanatskirchenmusiker des Dekanats Hellweg, zu dem auch die Hammer Liebfrauenkirche gehört. Die Misa Criolla hatte er in den 1990er Jahren mit einem anderen Chor schon einmal aufgeführt. „Als Kirchenmusiker macht man so ein Projekt eigentlich nur einmal“, sagt er.

Johannes Krutmann ist aber nicht nur Dekanatskirchenmusiker, sondern auch begeisterter Jakobspilger. Jahr für Jahr gehen seine Frau und er den berühmten Pilgerweg nach Santiago de Compostela – und hier, in der Weite und Einsamkeit der nordspanischen Hochebene kommen ihm die Klänge der Misa Criolla wieder und wieder in den Sinn. In allen Gottesdiensten hört er ihre Texte, denn Ramirez hat sich für seine Stücke ans spanische Messordinarium gehalten. „Und beim Pilgern kam mir die Musik in den Sinn. Um am Ziel wieder zu verschwinden. Und beim nächsten Mal auf dem Jakobsweg war sie wieder da“, erzählt er. So geht das 15 Jahre lang. Dann kommt Corona und macht Pilgern und Singen unmöglich.

Liebfrauenkantorei Hamm

Den Chor an der katholischen Liebfrauenkirche in Hamm gibt es seit über 100 Jahren. Mechthild Schürmann ist seit 27 Jahren dabei. Was den Chor in ihren Augen auszeichnet: „Die Gemeinschaft. Man kann es nicht anders sagen, wir sind ein Familienchor. Man fühlt sich hier verstanden und aufgehoben, man hilft sich gegenseitig. Gerade für alleinstehende Menschen ist das ganz wichtig. Und: Man kann noch so schlecht drauf sein, nach der Probe ist man wieder gut gelaunt. Das Singen tut gut.“

Etwas Außergewöhnliches für den kirchenmusikalischen Neustart

Die Sehnsucht nach den südamerikanischen Klängen und ihrer tiefen Emotionalität aber bleibt. Und als die Arbeit mit der Liebfrauenkantorei endlich wieder möglich wird, fragt sich Krutmann, wie ein Neustart nach Corona aussehen könne: „Machen wir es so wie immer oder versuchen wir etwas Neues?“ Er habe sich für die Herausforderung entschieden, sagt Krutmann. „Ich war mir aber bewusst, dass die Misa Criolla für viele etwas ganz Fremdes, ja Außergewöhnliches sein würde.“

„Wir haben die Noten nicht verstanden. Wir konnten die Texte nicht lesen, denn wir konnten kein Spanisch“, sagt Mechthild Schürmann, die Vorsitzende der Liebfrauenkantorei. In den ersten Proben nach Ostern geht es deshalb erst einmal um grundlegende Textarbeit. Nach und nach folgen die ersten Noten dazu. Krutmann gibt den Sängerinnen und Sängern Aufnahmen der Messe, damit sie sich ein Bild davon machen können, wie die Fragmente, die sie einzeln üben, am Ende klingen werden. „Damit die Melodie in die Ohren kommt, damit das wächst“, sagt Schürmann.

Misa Criolla

„Die Misa Criolla ist ein Brückenschlag zwischen klassischer Musik, der Liturgie und dem Ursprünglichen, was sich in der Folklore wiederfindet. Der Rhythmus ist von südamerikanischer Folkloremusik geprägt, im Orchester spielen aber auch ein Cembalo und ein Flügel. Ariel Ramirez wollte etwas Ursprüngliches schaffen, das Menschen unabhängig von Religiosität und Herkunft verbindet. Das Stück klingt so aktuell, dass man erstaunt ist.“ Dekanatskirchenmusiker Johannes Krutmann

Das Projekt „Misa Criolla“ der Liebfrauenkantorei Hamm wird vom „Fonds für Neue Projekte zur Umsetzung des Zukunftsbildes und des Zielbildes 2030+“ des Erzbistums Paderborn gefördert.

Misa Criolla hörbar intensive Emotionen

Und irgendwann nach der Sommerpause springt dann der Funke über: „Ich musste mich auch erst daran gewöhnen. Aber als wir das ein paar Mal gesungen hatten, die Begleitung dazu gehört und verstanden hatten, wie es gemeint ist – da ging es auf einmal ganz schnell“, sagt Schürmann. Sie freue sich, dass der Chor nach religiösen Werken von Bach, Beethoven und Mozart nun auch „mal etwas anderes“ mache und ist fest davon überzeugt, dass die Aufführung der Misa Criolla zum Patronatsfest „unglaublich schön“ wird.

An diesem Novemberabend ist von den Solo-Stimmen in der Liebfrauenkirche noch keine Spur, ebenso fehlt die Folkloregruppe mit ihren Instrumenten. „Das musikalische Erlebnis muss man sich derzeit noch denken“, sagt Krutmann. Die anderen Musiker kommen erst für die letzten Proben vor der Aufführung dazu. Das sei bei den klassischen Werken, die der Chor sonst singe, aber nicht anders. Trotzdem eine Herausforderung: „Ich bin froh und ziemlich beeindruckt, wie der Chor mit dieser Leerstelle, diesem Fragezeichen hinter der Musik umgeht. Wie viel Geduld und Vertrauen die Sängerinnen und Sänger mitbringen.“

Aber auch das, was man an diesem Abend schon hören kann, berührt. Auch wer kein Spanisch versteht, hört doch Sehnsucht, Freude und Gotteslob aus der Musik der Misa Criolla heraus. Wer sich davon selbst überzeugen und wissen möchte, wie die Liebfrauenkantorei gemeinsam mit Folkloregruppe und Solo-Stimmen klingt, kann das am 19. November tun – dann in der hell erleuchteten Kirche.

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Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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