Als Sophie Demerling in einer Arztpraxis der Flyer vom Deutschen Kinderhospizverein e.V. in die Hände fällt, da glaubt sie keineswegs an Zufall. „Zufälle gibt es nicht“, sagt die 64-Jährige und meint damit wohl eine verborgene Ordnung hinter den Ereignissen des menschlichen Daseins. „Mit diesem Ehrenamt habe ich genau das Richtige für mich gefunden. In dem, was ich tue, spüre ich eine große Sinnhaftigkeit und eine tiefe Freude.“
Zeit für das Leben
Vor anderthalb Jahren ist Demerling, die in dem kleinen schmucken Fachwerkdorf Rehringhausen bei Olpe Zuhause ist, in Rente gegangen. Fast zwanzig Jahre leitete die Erzieherin und Heilpädagogin den integrativen Kindergarten Rappelkiste in Attendorn, baute ihn mit auf und aus. Davor war sie in Olpe an der LWL-Förderschule tätig. „Mit dem Ende meiner Berufszeit wollte ich etwas Neues machen. Ich bin kein Mensch, der zuhause sitzt. Ich möchte etwas bewegen, am Leben teilnehmen und es gestalten.“
Leben ist ein gutes Stichwort. Denn genau darum geht es. „Anders als bei der Hospizarbeit für Erwachsene haben die erkrankten jungen Menschen ja oftmals noch viele Jahre zu leben. Wir möchten ihnen ein Stück Normalität geben, die Familien, die durch ihre Situation sehr isoliert sind, entlasten und ihnen unsere Solidarität zeigen“, sagt Sophie Demerling. „Wenn ich Freunden oder Bekannten von meinem Ehrenamt erzähle, sagen die meisten, dass sie das nicht könnten. Es gibt eine große Betroffenheit, der Tod von Kindern ist immer noch ein Tabu. In erster Linie aber sind wir Lebensbegleiter.“
Zeit der Entscheidung
Die Sache mit dem Flyer: Es war keineswegs so, dass Sophie Demerling vom ersten Moment an überzeugt war. Zunächst war da nur ein vages Gefühl, dass das was sein könnte. Und dann der Gedanke: angucken kann ich es mir ja mal. Demerling ging zum Kinderhospizverein. Führte mehrere Gespräche. Und ließ sich Zeit mit ihrer Entscheidung. „Mich hat die Kollegialität überzeugt, der gegenseitige Respekt, das Agieren auf Augenhöhe, der Rückhalt durch ein gutes Team.“